08.02.2015 - 11:00 Uhr - 30 km / 15 Hm+ / 15 Hm- (kein Wettkampf)
Kaiserwetter beim 13. Frostwiesenlauf
Endlich ist es soweit, der "Erholungssonntag" mit dem Lauf ohne straffer Zeitvorgabe steht auf dem Trainingsplan - der "Frostwiesenlauf" im Biosphärenreservat Spreewald.
Nach dem sportlichen Desaster beim "Leipziger Wintermarathon" mußte schnell und unbürokratisch eine Lösung für einen neuen persönlichen Trainingsanreiz gefunden werden. Mit dem tags darauf ins Leben gerufenen Projekt JMJM ("Joggen mit Jens Mende") wurde dann auch der Beginn einer neuen Ära im Laufsport erfolgreich eingeläutet. Sonntags hieß es nun, auf vermessener 10-Kilometer-Distanz die Zielzeit ins Bodenlose zu treiben. Ein knallharter Kampf gegen die Uhr war nun das Maß der Dinge - keine "Hauptsache-es-hat-Spaß-gemacht-Floskeln" und freundliche Verabschiedungsrituale zum Ende der Laufeinheit, sondern nur Schweiß und Schmerz! Die dabei erzielten Resultate gaben unserer Trainingsmethotik recht, Jens verbesserte sich sprunghaft und das Zwischenziel von "U1h" liegt nun in greifbarer Nähe!
Nach drei dieser verdammt harten Sonntagsübungen, lechzte der geschundene Körper erwartungsgemäß nach "sanfterer Kost". Außerdem entstand schon fast so etwas, wie eine Art "Lagerkoller", da wir uns ja wöchentlich einmal zum Laufen/Joggen sahen - ein Tapetenwechsel mußte also her. Jens zog es somit an diesem Sonntag auf die Loipe des Einsiedler Skivereins oberhalb des Pfarrhübels und ich schnappte mir Ute, als Begleitung ins Südbrandenburgische zum Erlebnislauf im Spreewald.
Allerdings ist bei Ute auch der Wurm drin und zwar im Fuß. Das alte Leiden, welches sich auch mit gut zureden nicht verflüchtigt, ist nicht gerade leistungsfördernd und läßt Ute somit mehrfach immer wieder bei "Null" anfangen. Es wird heute der soundsovielte Test - vielleicht gibt es ja einen Teilerfolg in ihrem ewigen Kampf mit dem stechenden Schmerz in der Ferse, vielleicht versagt ihr der Fuß auch ganz den Dienst? "Versuch macht kluch" heißt ein altes Sprichwort, welches nun zum x-ten Male herhalten muß.
Trotz gefrorener Wiesen - der Großteil der Laufstrecke führt jedoch über befestigte Wege und Straßen.
Trotz einiger Schneeverwehungen auf der Autobahn sind wir in nicht ganz zwei Stunden am Landhotel in Burg-Kauper, dem Start- und Zielort des "Frostwiesenlaufes". Das Abholen der Startnummern geht, trotz langer Warteschlange, recht zügig und so sind wir überpünktlich im rappelvollen Startblock neben dem Streichelzoo am Hotel. Bevor der Läuferpulk jedoch auf die Strecke gelassen wird, werden im Startbereich ein paar überdimensioniert große Pokale unters Volk gebracht - die Siegerehrung der Walking-Serie 2014 ist bis kurz vor 11 Uhr im Gange. Danach folgt noch eine kurze Ansprache und die Teilnehmer der 10-, 20- und 30-Kilometer-Distanzen hoppeln los.
Ganz vorn im Feld ist logischerweise "Wettkampf" angesagt, hinten gibt es "ambitioniertes Wandern" und mittendrin sind Ute und ich beim "gepflegten Dauerlauf" im Fünfeinhalb-Minuten-Tempo. Die Temperatur liegt bei leicht bewölktem Himmel und Sonnenschein um den Gefrierpunkt und nur der Wind macht die ganze Sache etwas "frostig". Am Anfang ist davon jedoch nicht viel zu spüren, da es inmitten der Massen doch recht "kuschelig" ist. Nach anderthalb Kilometer lockert sich das Teilnehmerfeld etwas auf, da die "Zwanziger" auf ihre Runde abbiegen, während wir auf der 10-Kilometer-Schleife mit verwinkelter Wegeführung Richtung Nordumfluter weiter traben. Auf dessen zwei Kilometer langen Deichkrone bläst es uns dann ordentlich um die Ohren. Ute nimmt daher (wie der Großteil der Läufer) den windgeschützten Plattenweg am Fuße des Dammes.
Die typischen Feuchtwiesen des 475 Quadratkilometer großen Biosphärenreservats Spreewald.
Vor der "Straupitzer Buschmühle" ist nach 7,2 Kilometern der erste Verpflegungsstand aufgebaut. Während Ute weiter läuft, genehmige ich mir ein paar Schokoladenstücke und einen Becher Glühwein. Nach zwei weiteren Kilometern auf der Ringchaussee biegen wir Richtung Start/Ziel ab, nach 55 Minuten wenden wir dort ohne uns zu verpflegen, da großer Andrang an den Tischen herrscht. Nun geht es auf die große Runde, mit wesentlich mehr Platz, da die "Zehner" ihren Teil geschafft haben.
An der Waldschlößchenstraße wird nach 17 absolvierten Kilometern der nächste Imbiß gereicht, bevor es weiter nach Leipe geht. Die Wege sind flach und stellenweise schnurgerade, so daß ich während des Laufens problemlos Geburtstagsglückwünsche versenden und auf andere Nachrichten auf dem Telefon (auch mit Bild) antworten kann. Das gehört sich zwar nicht, aber was soll ich machen, wenn Ute sich auf meine Frage hin, zum Zustand ihres "Schmerzfußes" in eisiges Schweigen hüllt? Vielleicht würde sie ja reagieren, wenn ich sie anrufen würde. Nur leider hat sie ihren Fernsprecher nicht dabei - wie altmodisch!
Der Verpflegungspunkt "Schwarze Ecke" bei Kilometer 24 ist, wie im Vorjahr mit Holger besetzt. Wir waren mit ihm beim "Jurasteig Nonstop Ultratrail" zusammen unterwegs und tauschen nun bei einem isotonischen Getränk die persönlichen Laufkalenderdaten des neuen Jahres aus.
Während sich Ute auf der Strecke quält, vertue ich mich am Glühweinstand.
Auf dem Wildbahn- und dem Erlkönigweg gelangen wir nun wieder zur Verpflegung "Waldschlößchenstraße". Bei Ute hat sich der Schmerz im Fuß mittlerweile dramatisch verschlimmert, so daß sie jetzt auch zum Glühwein greifen muß. Die letzten zwei Kilometer werden für sie dadurch "erträglicher". Nach 30,38 Kilometern bekommt Ute nach 2:51:52 Stunden ihre "Schneeflocke" umgehangen. Ich natürlich auch! Der Schnitt liegt aufgrund der etwas längeren Standzeiten an den Versorgungsstationen bei 5:39 Minuten pro Kilometer - für Utes Minimaltraining im letzten Vierteljahr akzeptabel. Mit Spreewälder Gurken und Salzgebäck lassen wir den Tag in Burg genüßlich ausklingen.
Mit rund 400 Kilometern An- und Abfahrt liegt der "Frostwiesenlauf" mit seinem Trainingscharakter für uns zwar nicht direkt vor der Haustür, ist aber immer wieder ein Erlebnis, bei dem man das sonst inflationär verwendete "Es hat Spaß gemacht!" getrost verwenden kann. Das wird Jens jetzt gar nicht so gern hören, wenn er seine heutige Schinderei gegen den eiskalten Wind und zugewehte Loipen dagegensetzt.
Veranstalterseite: www.frostwiese.de