24.12.2018 | 8:01 Uhr | 42,195 km | 40 Hm+ | 40 Hm- |
9:05 Uhr | 21,0975 km | 20 Hm+ | 20 Hm- | |
9:05 Uhr | 10,0135 km | 10 Hm+ | 10 Hm- |
Der Heiligabendlauf im Chemnitzer Stadtpark ist mittlerweile so eine Art "Alibi für alles". Man beruhigt dabei z.B. mit ein wenig Beinbewegung sein Gewissen, welches aufgrund der bevorstehenden Feiertagsvöllerei schon permanent auf "Kontra" gegangen ist. Nebenbei nutzt man die teils einsame aber stets monotone Kreisdreherei, als letzte sich bietende Möglichkeit zum Einstudieren der Verse und Gedichte, die abends den Bärtigen zur größeren Freizügigkeit beim Geschenkeverteilen bewegen soll. Jedenfalls braucht man sich, durch den vormittäglichen Aufenthalt im Stadtpark, nicht auch noch an den finalen Weihnachtsvorbereitungen, sei es daheim als Putz- bzw. Dekorationsfee oder als genervter Kunde im Einzelhandel, beteiligen.
Diese Zeit verbringt man dann doch lieber unter Gleichgesinnten bei moderaten Leibesübungen im Freizeitsportbereich oder fachspezifischen Gesprächen und kumpelhaftem Schulterklopfen am Rande der Laufstrecke, vorzugsweise mit einem Bier oder einem Glühwein in der Hand. Damit dieser Vormittag nun aber nicht vollends zum Kuschel- und Wohlfühlereignis verkommt, hat der Veranstalter vorgesorgt. Neben dem üblichen Klientel wurden mehrere Landesmeister im Berg- bzw. 100-km-Lauf mit lukrativen Startgeldern geködert. Und diese Aktion trägt letztendlich auch Früchte: neben dem (nicht geplanten) Teilnehmerrekord, gibt es zudem neue Bestleistungen auf den drei ausgeschriebenen Distanzen und mit dem ersten Frauen-Finish im Marathonlauf ein Novum in der noch jungen Historie des Einladungslaufes.
Die Teilnehmerliste füllt sich diesmal schneller, als gedacht und so ist der Anmeldeschluß auch noch weit nach Eingang der 25. Registrierung nicht bindend - insgesamt 34 Läufer, von denen 32 auch an der Startlinie stehen werden, bekunden ihr Interesse für die Tristesse in der Ödheit des Stadtparkes. Mit dieser quantitativen Steigerung ist die Besatzung des Rundendurchlaufs nun noch mehr gefordert, als im Vorjahr. Bruno und Martin erhalten diesmal tatkräftige Unterstützung von Kathi und Bienei. Keine leichte Aufgabe - und schon gar nicht bei diesem naßkalten Wetter.
Intensiver Regen sorgt über Tage hinweg für skeptische Blicke gen Himmel oder in diverse Wettervorhersagen. Die komplett asphaltierte Strecke im südlichen Teil des Stadtparkes droht aufgrund der Permanent-Bewässerung sogar aufzuweichen. Doch grundsolide Wegebaukunst unter Verwendung nicht wasserlöslicher Schwarzdecke verhindert hier Schlimmeres und kurz vor dem ersten Start scheint den Wolken dann sogar noch das Wasser auszugehen. Deshalb wird auch eine Minute länger mit dem Startschuß gewartet, damit dieser nicht im Plätschern des Regens untergeht. Mit dem "Einschlag" der letzten Wassertropfen auf dem arg geschundenen Asphalt geht es 8:01 Uhr los.
Neun Läufer, darunter drei Frauen, machen sich auf, um den (seit einem Jahr bestehenden) Bestwert von 3:07 Stunden zu knacken oder eben nur die Zeit auf dem "großen" Rundkurs totzuschlagen. Obwohl ich nur dem letztgenannten Personenkreis zuzuordnen bin, gehe ich die ersten rund drei Kilometer mit den Verfolgern des Führenden mit. Totaler Blödsinn dieser überzogene Tatendrang ... was ich zu diesem Zeitpunkt auch so für mich registriere - später werde ich dann noch bitter für diesen Kraftakt bezahlen. Anfängerfehler! Na klar, bei Marathon Nr. 35 hat man das geltende Marathonregelwerk natürlich noch nicht ganz verinnerlicht und versucht es trotzdem erstmal mit dem großzügigen Verpulvern spärlich vorhandener Energie. Versuch macht kluch - zumindest für den nächsten Zweiundvierziger!
Für 9 Uhr ist dann der Aufgalopp des Halbmarathon- und 10-km-Laufes, beginnend mit einer kleinen Runde plus (entweder) neun oder vier großen Runden, angesetzt. Auch hier kommt es zu einer Verzögerung der Startzeit. Wartet man da etwa auf (noch) schlechteres Wetter oder doch nur auf mich, um meinen schon leicht angeschlagen wirkenden Vorbeitrab (als mahnendes Beispiel) für die folgende, eigene Krafteinteilung zu studieren? Ich weiß jetzt nicht, wie viele der spalierstehenden Kurzstreckler leicht verächtlich und mit einem kopfschüttelnden Schmunzeln auf mich gezeigt haben, als ich den Startblock passierte? Doch ich habe ja noch 13 meiner 19 großen Runden vor mir - für genügend Anschauungsunterricht in Sachen Taktik und Stehvermögen ist also gesorgt!
Wenn es also mit dem Fortbewegungsdrang hadert, gilt es, so wenig wie möglich Zeit mit Nebengeräuschen zu verdauteln ... wie z.B. mit der Nahrungsaufnahme. Daher gibt es nur mal schnell einen Schluck Tee in Rundendurchlauf 7 und etwas Schokolade nach 12 Runden. Zu diesem Zeitpunkt hat mich der Führende schon einmal überrundet - und zwar kurz nach der Halbmarathon-Distanz! Also steht eine zweite Überrundung durch Marco noch aus! Auch Tino und Sören werden sich diesen Spaß gönnen - zumindest nur einmal, was aber auch schon Strafe genug für mich ist!
Der Vormittag fliegt regelrecht dahin, während ich über die Park- und Fußwege krauche. Der Kurs leert sich nun zunehmend von den Zehnern und wenig später auch noch von den Einundzwanzigern. Dafür ist es am VP umso enger: mit suffisantem Lächeln vorgetragene Motivationsphrasen begleiten mich nun stets auf die nächste Runde. Dazu kommt ab Durchlauf 15 meist noch der Inhalt eines Bechers Bier, der mir die Eintönigkeit geselliger machen soll. Wenigstens erbarmt sich Sören und baut meine letzte Runde in sein Auslaufprogramm mit ein und reißt mich (wenigstens etwas) aus meiner Lethargie. So kann ich immerhin meine Vorjahreszeit um 1:02 Minuten drücken. Ein Marathon unter vier Stunden geht also immer! So der alte Leitsatz von Jens und mir. Wobei Jens diese Regel in die, für sich, altersgerechte Variante "Ein Zehner unter 'ner Stunde geht immer!" umwandelte und diese abgespeckte Version nun auch schlafwandlerisch beherrscht und dieses Können bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorträgt. So auch heute!
Zufriedene Gesichter also überall! Auch bei Ute, die ebenfalls von Sören auf ihren finalen 2,2168 Kilometern begleitet wird und locker unter dem Zeitlimit von vier Stunden (und als erste Frau überhaupt) den Heiligabend-Marathon beendet. Dazu gesellen sich noch die Streckenrekorde von Rouven über 10 Kilometer (45:00 min) und der Bestwert von Carsten beim Halbmarathon (1:28:07 h). Insgesamt wurden von den 32 Läufern 681,003 Kilometer zurückgelegt. Dies entspricht in etwa dem zehnfachen Ablaufen der "Rund um Chemnitz"-Strecke (mit all' ihren Abkürzungen und Umwegen), welche am 4. Mai 2019 zum zehnten Male "unter die Füße genommen" wird. Die Gesamtlaufzeit von 59:10:11 Stunden kommt in etwa meinem Trainingsumfang der letzten beiden Jahre gleich.
Trotz einiger Regenschauer und maximal nur 2°C hätte es das Wetter auch schlechter mit uns meinen können. Aufgrund der erbrachten sportlichen Leistungen geht diese Witterungslage jedoch als bisher "bestes Bestzeitenwetter beim Heiligabendlauf" in die Wetteraufzeichnungen ein.
Ein großer Dank geht an alle, die die Veranstaltung wieder zum "Erlebnis" machten - sei es durch bloße Teilnahme, neue Rekordzeiten, finanzielle Honorierung der Arbeit der Helfer oder materielle Beteiligung an Verpflegung und Ausstattung, aber auch für das Bereitstellen von Bildern und für die motivierenden Sprüche "von der Seite"! Die meiste Arbeit durch läuferspezifische Bewirtung und exakte Zwischenzeiterfassung hatte jedoch die Betreuung am Rundendurchlauf mit Kathi Richter, Martin Müller, Bruno Müller und Jens Biener - Euch gebührt die höchste Anerkennung!
Ergebnisse/Leistungsnachweis:
Stnr. | Name | Verein | Distanz | Zeit |
40 | Schramm, Sören | Chemnitzer LV Megware | 42,195 km | 3:15:47 h |
43 | Delling, Thomas | Laufverein "Lauffaul sein" Altchemnitz | 42,195 km | 3:35:55 h |
44 | Herfurt, Ute | Laufverein "Lauffaul sein" Altchemnitz | 42;195 km | 3:53:12 h |
45 | Gasch, Michael | LV Limbach 2000 | 35,5446 km | 3:07:50 h |
46 | Hünig, Tino | LV Limbach 2000 | 42,195 km | 3:10:37 h |
47 | Praße, Marco | LV Limbach 2000 | 42,195 km | 3:02:25 h |
48 | Pella, Juliane | SG Adelsberg | 31,111 km | 2:42:50 h |
49 | Herold, Mandy | Niederdorf | 20,027 km | 1:45:20 h |
50 | Steinert, Steffen | Burgstädter Laufverein | 42,195 km | 3:29:15 h |
20 | Dresig, Friedmar | Postsportverein Chemnitz | 21,0975 km | 1:33:10 h |
21 | Biener, Tilman | SV Viktoria 03 Einsiedel | 10,0135 km | 57:04 min |
22 | Beyer, Siegfried | Burgstädter Laufverein | 21,0975 km | 2:16:11 h |
23 | Rüger, Detlef | Niederwiesa | 21,0975 km | 1:57:35 h |
25 | Dr. Voigt, Carsten | Burgstädter Laufverein | 21,0975 km | 1:28:07 h |
26 | Zieger, Jochen | Burgstädter Laufverein | 21,0975 km | 1:55:55 h |
27 | Kleinert, Sven | Burgstädter Laufverein | 21,0975 km | 1:55:55 h |
28 | Saupe, Peter | Postsportverein Chemnitz | 21,0975 km | 1:59:03 h |
32 | Kindlein, Frank | Burgstädter Laufverein | 21,0975 km | 1:55:55 h |
33 | Walker, Robert | SV Vorwärts Zwickau | 21,0975 km | 1:51.00 h |
1 | Wötzel, Harry | SG Neukirchen/Erzg. | 10,0135 km | 58:57 min |
3 | Grünert, Yvonne | Grüne Biene | 10,0135 km | 57:20 min |
6 | Frommhold, Anja | Einsiedel | 10,0135 km | 58:02 min |
8 | Kowalk, Rolf | Genußläufer | 10,0135 km | 54:40 min |
9 | Reimann, Marco | LG Nord | 21,0975 km | 1:44:40 h |
12 | Eder, Enrico | Burgstädter Laufverein | 10,0135 km | 58:57 min |
13 | Blaas, Gunter | Postsportverein Chemnitz | 10,0135 km | 55:35 min |
14 | Hermsdorf, Diana | Burgstädter Laufverein | 10,0135 km | 54:30 min |
15 | Richter, Rouven | LV Limbach 2000 | 10,0135 km | 45:00 min |
16 | Härtig, Kathrin | Burgstädter Laufverein | 10,0135 km | 1:06:03 h |
39 | Mende, Jens | Geflügelhof Harthwald | 10,0135 km | 54:45 min |
19 | Schramm, Yvonne | Chemnitzer LV Megware | 10,0135 km | 53:24 min |
29 | Vogt, Peggy | TSV 1888 Falkenau | 10,0135 km | 55:12 min |
Fotos: Tilo Kozlik, Bruno Müller, Jens Biener, Marco Reimann, Jens Mende
Urkunde Marathon:
Urkunde Halbmarathon:
Urkunde 10-km-Lauf:
Foto Urkunde: Tilo Kozlik
Der "4. Heiligabend-Marathonlauf" findet voraussichtlich am 24. Dezember 2019 statt.