09.01.2022 | 13:25 Uhr | 20,7 km | 405 Hm+ | 405 Hm- | individueller "Wettkampf" |
Normalerweise beginnt man das neue Jahr mit leichter sportlicher Kost, wie es stets am Neujahrsmorgen beim moderaten Rundendrehen auf der Jahn-Kampfbahn in Frankenberg zelebriert wurde. Da konnte man in Ruhe Pläne für die folgenden zwölf Monate schmieden und hatte aufgrund des geringen Tempos jede Menge Potential "vor'm Bug". Doch dieser traditionelle Jahresauftakt fiel nach 2021 nun schon zum zweiten Mal den Hygiene-Maßnahmen zum Opfer. Auch der Falkensteiner Neujahrsberglauf teilt dieses Schicksal, ermöglicht jedoch mit einer "Virtuellen Version" jedem eine Teilnahme an diesem Klassiker. Für dessen Zieleinlauf lässt man allerdings auf der Strecke ungewöhnlich viele Körner für einen Jahresbeginn - selbst, wenn man diesen locker angeht.
Mit einer 3-km-Wendestrecke, einer Bergrunde von 11,5 Kilometern und dem doppelten Bergvergnügen über 20,7 Kilometer bietet der SV Blau-Weiß Auerbach/V. für jedermann einen nach sportlicher Leistungsfähigkeit maßgeschneiderten Start in die neue Saison an. So konnten sich auch schon Bruno und Martin in ihren jungen Jahren auf der Kurzstrecke für das neue Jahr "einlaufen". Ute und ich bevorzugten dagegen die zwei Bergrunden, damit sich die "weite" Anfahrt aus Chemnitz auch irgendwie amortisierte. Gelegentlich war auch noch Konkurrenz aus meinem persönlichen Umfeld mit am Start, dies aber aufgrund der Schwere der Aufgabe in überschaubarem Maß.
Straße / Waldweg
Diesmal herrscht jedoch Weltuntergangsstimmung, welche mit ihrem ungemütlich wirkenden Schneeregen nicht gerade ein Magnet für vielköpfige Fahrgemeinschaften darstellt. Also hocken wir nur zu zweit im Wagen Richtung Vogtland, wo wir allerdings von fast perfekten Winterbedingungen in Empfang genommen werden. Es ist zwar etwas kälter und windiger, dem ist aber die Nässe gewichen. Am Rathaus von Falkenstein stellen wir unser Gefährt an den Straßenrand und starten wenig später in die 43. Ausgabe des Neujahrsberglaufes, welche diesmal vom 26.12.2021 bis 18.01.2022 individuell stattfindet. Am Vortag um 11 Uhr wäre der offizielle Start dazu gewesen, doch das wollten wir uns nun wirklich nicht antun. Um die Symbolwirkung des Datums wissend, wären wir sicherlich nicht die einzigen gewesen und hätten uns schön mit unserer katastrophalen läuferischen Neujahrsverfassung blamiert. So können wir dies nun fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit tun - da tut es wenigstens seelisch nicht ganz so weh!
Talsperre Falkenstein
Der Anfang ist einfach - die Straße 'runter rollt es auch ohne Training. Auch die paar Meter bis zum Fuße des Staudamms der Talsperre sind machbar. Nach rund einem Kilometer, am tiefsten Punkt der Strecke (537 m üNN), beginnt der rund drei Kilometer lange Anstieg zum höchsten Punkt (717 m üNN) - anfangs auf der Straße nach Ellefeld-Juchhöh, dann auf verschneitem Waldweg im Landschaftsschutzgebiet "Oberes Göltzschtal". Die Schritte werden dabei kleiner, der Atem weithin hörbar intensiver. Das war früher hier auch schon so, nur eben nicht in diesem Zeitlupentempo mit jener ungewohnt hohen Herzfrequenz. Diese baut sich auf dem anschließenden langgezogenen Bergab-Stück auch nur langsam wieder ab. Zwar werden die Schritte wieder größer, das Gefühl "nicht richtig vom Fleck zu kommen" bleibt jedoch bestehen. Die Zwischenzeit an der 10-km-Marke kurz vor Beginn der zweiten Bergrunde untermauert diese Feststellung - eine sportliche Katastrophe kündigt sich an!
Landschaftsschutzgebiet "Oberes Göltzschtal"
Nach 1:04:xx Stunden ist die Hälfte der Strecke (aber noch nicht die Hälfte der Höhenmeter) geschafft. Es geht ein zweites Mal hinauf nach Juchhöh (so stand es früher noch am Ortseingangsschild, welches jetzt auf den Namen "Ellefeld" hört) und der Sportsgeist hat sich nun endgültig aus unseren geschundenen Körpern verabschiedet. Klar, wir hätten ihnen ja nur eine Runde aufbürden können, gemäß unserem Fitnesszustand sogar müssen. Doch nein, eine zweite Runde sind wir hier immer gelaufen, warum nicht auch heute!? Einzelheiten vom Kampf gegen die Uhr, die Strecke und die Säurebildung in der Muskulatur erspare ich dem Leser an dieser Stelle. Irgendwann gelangen wir wieder an die Gabelung 11/20 und können diesmal den linken Abzweig zum Ziel wählen. Das ist zwar noch nicht die Erlösung von Schmerz und Qual, da der Ziel"anstieg" noch bevorsteht. Dieser zieht zwar nur gemächlich hoch zum Rathaus, ist aber in Wirklichkeit mit der "Todeszone" im Höhenbergsteigen zu vergleichen. Die Luft wird dünner, der "Tunnel" nimmt zu, instinktiv geht die rechte Hand mit dem fiktiven Zeitmeß-Transponder in der Zielgasse zum imaginären Auslesegerät. Die Statistik erfasst eine 2:18:28,5 für die 20,7 Kilometer - früher gingen hier in Falkenstein sogar die Hundertstel in die Ergebnisliste ein. Doch diese zwei Stellen nach dem Komma egalisieren nun mal nicht das haarsträubende Zahlenwerk davor.
Vorbildliche Zielankunft: kein Überholen in der Zielgasse, Transponder am rechten Handgelenk.
Der Haken ist dran! Das Jahr 2022 ist eröffnet! Die Zielzeit gibt dafür schon mal den Takt vor: 2022 wird sicherlich auf niedrigem Niveau fortgesetzt, denn sportliche Ziele gibt es nunmal nicht. Für was sollte man sich dann auch mühsam in Hochform bringen, wenn es einem dann nicht ermöglicht wird, als (nur) gesunder Mensch an Veranstaltungen teilzunehmen?
20,7 km | Ute Herfurt | Thomas Delling | ||||||
Jahr | Teiln. | Platz | Ak-Pl | Zeit | Platz | Ak-Pl | Zeit | |
2009 | 64 | 9. | 2. | 1:31:16,22 h | ||||
2010 | 50 | 14. | 2. | 1:33:04,43 h | ||||
2012 | 86 | 57. | 1. | 1:49:29,64 h | 19. | 3. | 1:31:52,42 h | |
2013 | 68 | 40. | 1. | 1:47:25,71 h | 16. | 4. | 1:31:47,22 h | |
2014 | 77 | 54. | 1. | 1:52:18,68 h | 18. | 3. | 1:31:14,41 h | |
2016 | 73 | 47. | 1. | 1:50:12,43 h | 34. | 6. | 1:42:02,48 h |