14./15.06.2025 / 257 km / 1.758 Hm+ / 1.758 Hm- / 2-tägiger Radausflug

Auch in diesem Jahr ist eine Radpartie übers Wochenende einer Person der Zweckgemeinschaft "Betreutes Fahrradfahren in Chemnitz und Umgebung" gewidmet. Nachdem Siggi 2024 seinen Namen für dieses neue Geschäftsmodell hergab, ist diesmal Ute Namenspatron und darf deshalb auch grob die Richtung für den Ausflug vorgeben. Die Details dazu werden (ohne Mitwirkung der Namensgeberin) in der Amtsstube von Siggi, unter Mithilfe von Tilo, dingfest gemacht.
Diese diktatorisch anmutende Art und Weise der Festlegung des Programmablaufes nimmt den beiden aber niemand übel, denn das Ergebnis ist entscheidend und nicht die Anzahl der Ratschlaggeber. Tendenziell geht die Reise ins Leipziger Neuseenland, wo eine Übernachtung eingeplant ist, um am Folgetag ausgeruht die Heimreise antreten zu können. Wir sind gespannt!
14.06.2025 / 8:35 Uhr / 119 km / 837 Hm+ / 1.037 Hm- / Chemnitz - Zwenkau
Offiziell beginnt der Radausflug in Altchemnitz, mit der Anwesenheit aller fünf Teilnehmer wird es jedoch nicht so genau genommen. Neben Ute und mir steht nur Tilo an der virtuellen Startlinie dieser sportlich angehauchten Wochenendbetätigung. In Wittgensdorf wird Siggi zu uns stoßen und in Elsdorf wird Olaf das Fahrerfeld komplettieren.
Elsdorfer Bachstadion - Haupteinnahmequelle ist die Heuernte und nicht die Zuschauereinnahmen
Oberhalb des malerisch am Lauf des Elsbaches beheimateten "Bachstadions", wo neben Sport (auf dem satten Grün der Spielfläche) auch Heu (hinter dem Tor) gemacht wird, ist auf Olafs Terrasse das Frühstück aufgetafelt. Man könnte den Tag auch hier ausklingen lassen. Doch wir müssen weiter - nach rund einstündiger Auszeit werden die verbleibenden 80 Kilometer nun zu Fünft angegangen.
Töpferbrunnen Kohren-Sahlis
Hinter Frohburg stoßen wir auf das Mohnfeld, welches als Eröffnungsbild für diese Reisereportage herhält - verkehrsgünstig im "Goldenen Dreieck" (damit ist nicht der südostasiatische Opiumerzeuger gemeint) von Staatsstraße 11 (Frohburg - Flößberg), elektrifizierter Bahnstrecke Neukieritzsch - Geithain und Autobahn 72 (Chemnitz - Leipzig) gelegen. So kann man auch mal "außer der Reihe" diesen Ort aufsuchen, um sich am (schnell vergänglichen) Farbspiel des Roten Klatschmohns (nicht Schlafmohns) zu berauschen.
Roter Klatschmohn
Nach der Autobahnquerung am Kleinen Bubendorfer Loch (einer Art Teich) tauchen wir ins Leipziger Neuseenland ein. Der Harthsee bei Nenkersdorf macht dabei den Anfang. Unterbrochen wird unsere Seenrundfahrt nur durch einen Abstecher zur hölzernen Windmühle von Schönau - einem wohlwollenden Kontrast zu den neumodischen Windmühlen aus Stahl und Glasfaser, die sonst die Gegend bereichern. Es handelt sich um die letzte Bockwindmühle von Breunsdorf, welche 1862 erbaut wurde. Nach ihrer Umsetzung nach Schönau stürzte sie am 16.01.1986 "aus Altersgründen" von ihrem Bock - wurde aber zwischen 1991 und 1993 rekonstruiert und zwischen Juli 1994 und Juni 1995 von Muskelkraft (ohne Kran) wieder aufgebaut.
Rast an der Bockwindmühle von Breunsdorf
Nach dem Bockwitzer See passieren wir das Speicherbecken Witznitz zur linken und den Haubitzer See zur rechten. Wenig später sind wir am Nonplusultra der Natur- und Betonliebhaber angelangt - dem Hainer See. Von Jahr zu Jahr wird hier mehr Beton vergossen, als es die Ufer des Gewässers hergeben. Daher sind die zweite und vielleicht auch schon die dritte Baureihe vom Ufer aus belegt. Manche Gebäude erinnern (in ihrer Funktionalität) stark an Gerätehäuser einer x-beliebigen Freiwilligen Feuerwehr oder (in ihrem Platzmanagement) an die "Arbeiterintensivhaltung" einer Plattenbausiedlung des DDR-Wohnungsbauprogramms. All das "optische Elend" gibts zu gepfefferten Preisen, wie man einer Werbetafel entnehmen kann. Wem's gefällt - mir jedenfalls nicht!
Schillercafé Kahnsdorf
Nach dieser von Neid geprägten Einschätzung der Uferbebauung ziehen wir uns in die ursprüngliche Bausubstanz von Kahnsdorf zurück. Im Schillercafé (an den beiden Herrenhäusern) legen wir eine Getränkepause ein, könnten alternativ auch in einer sogenannten Strohhüpfburg nebenan unsere überschüssigen Kräfte verballern - schließlich wartet am Strandzugang von Kahnsdorf seit kurzem ein Pizza-Automat auf Kundschaft, welcher innerhalb weniger Minuten "aufgewärmte Energie" (in Form von verschiedenen Pizzen) liefert. Doch diesen Service benötigen wir heute nicht. Er bleibt aber als Option für den Bornaer Marathon im November, da in dieser Gegend stets der "Mann mit dem Hammer" lauert und Marathonläufern (laut Legende) bei Kilometer 30 bis 35 besonders stark zusetzt.
Bisamratte als besonderer Blickfang beim Brücken(tief)blick
Zwischen Hainer und Kahnsdorfer See sowie dem Speicherbecken Rötha drehen wir ein paar Schleifen und enden auf einer Straße, an deren Flanken Europas größter Solarpark angelegt wurde. Nun ist ja dieses Gebiet südlich von Leipzig durch den Abbau der Braunkohle schon recht arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Muß man da noch so unästhetisch "nachwaschen"? Auf über 500 Hektar (etwa 700 Fußballfeldern) wurden über eine Million Solarmodule verteilt. Was von weitem wie ein weiterer zu einem See umfunktionierter Tagebau im Sonnenlicht schimmert, entpuppt sich bei näherem Betrachten als riesige, in endlosen Reihen mit Solarpaneelen zugepflasterte Fläche.
Es gibt Bilder, die will man einfach nicht weitergeben - Energiepark Witznitz
Da birgt der wenig später von uns besuchte Aussichtspunkt, der einen Blick auf das Teilfeld Peres des "Tagebaus Vereinigtes Schleenhain" gewährt, mehr natürliche Züge - erinnert doch zumindest die Geländeform (mit seiner Abtreppung) stark an den Naturpark des Grand Canyon.
Tagebau Vereinigtes Schleenhain
Nach der etwas holprigen Ortsdurchfahrt von Groitzsch schimmert durch die Allee unseres Radweges doch tatsächlich eine (herkömmliche, nicht aus Strohballen aufgeschichtete) Hüpfburg durch. Hüpfburgen fanden, nach unserem Kenntnisstand, doch nur an der Arbeitsstätte zweier ehemaliger Mitstreiter Verwendung. Diese wurden exklusiv zur besseren Auslastung der Arbeitszeit der beiden in deren Chemiebetrieb (volkstümlich "Feriendorf" genannt) aufgestellt. Was will demnach eine Hüpfburg mitten im Niemandsland? Der Tag ist noch jung - das müssen wir uns daher näher ansehen!
Erzgebirgischer Schwibbogen vor dem MIBRAG-Betriebsgelände
Das Inselfest des örtlichen Anglervereins ist Grund des Menschenauflaufs. Wir gönnen uns je ein Frischgezapftes und werden auf einen Stand aufmerksam, bei dem es gilt, das Gewicht eines Karpfens zu schätzen, um diesen dann (bestenfalls) mitnehmen zu können. Siggi, der sich mit Zahlen sehr gut auskennt, nimmt sich dieser Sache (für die Gebühr von einem Euro) an. Schließlich ist unser Abendbrot noch nicht zu 100% gesichert und da käme dieser Happen ganz recht. Die Regeln besagen, daß der beste Schätzer gegen 18 Uhr (in unserem Fall nach telefonischer Benachrichtigung) den Fisch abholen kann. Bei Zahlengleichheit zweier Wettbewerber entscheidet die geschätzte Länge des Karpfens. Doch Siggi ist da seiner Verpflichtung gegenüber Zahlen viel zu genau. So etwas kannst du doch Anglern gegenüber nicht bringen, Siggi! Hast du schon mal einen 47 Zentimeter langen Fisch von 1,8 Kilogramm Gewicht auf einem Angel-Präsentationsbild gesehen? Stichwort Anglerlatein! Ich hätte ihn glatt auf 23 Kilogramm mit 1,85 Metern Länge geeicht - das hätte sicherlich die Jury (bestehend aus Anglern des ausrichtenden Vereins) überzeugt. Außerdem faszinieren diese Zahlen doch auch später in den Medien viel mehr als Siggis unpassende Delegitimierung der Groitzscher Angelkunst.
Unser heutiges Abendmahl?
Wie dem auch sei, machen wir uns mit gemischten Gefühlen auf die verbleibenden rund 13 Kilometer. Diese Strecke wird wohl Siggi heute nicht noch einmal (zum Abholen des Karpfens) abradeln müssen. Auch der eine Euro wäre an anderer Stelle sinnvoller investiert gewesen - z.B. beim Abendessen, welches wir nun mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Siggi gesponsert bekommen.
Schloß Wiederau
Genau 17 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft, das Hotel Seehof in Zwenkau. Eine Stunde müssen wir nun noch bis zur telefonischen Gewinnbenachrichtigung sinnvoll überbrücken. Urbelassen nehmen wir im Außenbereich der Hotelanlage Platz. Während wir uns die ersten "Zwenkauer" Halblitergläser kommen lassen, muß unser "Fahrer" auf einen alkoholfreien Flüssigkeitsausgleich zurückgreifen. Trotz allem Pessimismus meinerseits, gibt es nur ein Gesprächsthema - natürlich mit märchenhaftem Ausgang für das Gute, für Siggi. Die Zeit ist wie angestemmt. Endlich! 18 Uhr! Man kann die berühmte Stecknadel fallen hören. Dies ändert sich auch die nächste halbe Stunde nicht. Vielleicht ist Siggis Telefon kaputt oder er hat einen Zahlendreher beim Hinterlegen seiner Funknummer eingebaut? Vielleicht hätte er auch die von mir vorgeschlagenen Zahlen notieren lassen sollen? Wir machen diesem Spuk jedenfalls (vorerst) ein Ende und gehen Duschen.
Sofortmaßnahme im Außenbereich der Unterkunft
Für den Abend ist noch ein Spaziergang zum Zwenkauer See geplant. Doch was wird dann mit dem Bier, welches wir (nun wiederum) vor uns stehen haben? Vielleicht kommt gar noch ein Anruf zur Abholung des Karpfens aus Groitzsch? Wir sind dermaßen unentschlossen, daß uns Tilos rechter Badelatsch aus dieser Misere befreien muß - die Halterung über dem Spann ist gerissen, ein längerer Fußmarsch daher unvorstellbar und spätestens seit Brian von Nazareth weiß man, daß auch sandalenähnliche Schuhe richtungsweisende Zeichen geben. Warum sollten wir uns also dieser Symbolkraft widersetzen?
Zwenkauer Dampfbierspezialität - gebraut in Franken (Antlabräu Kronach)
Wir lassen demnach den Abend mit der Regulierung unseres Mineralienhaushaltes ausklingen - der Körper nimmt diesen Umstand wohlwollend zur Kenntnis und wird uns morgen nicht im Stich lassen.
15.06.2025 / 8:45 Uhr / 138 km / 921 Hm+ / 901 Hm- / Zwenkau - Chemnitz
Die Rückfahrt steht an! Damit wir uns dabei nicht allzusehr verbummeln, wird für 14 Uhr (von oberer Stelle) ein Wetterumschwung im Leipziger Raum angesetzt. Allerspätestens da sollten wir dieses Gebiet hinter uns gelassen haben, wenn auch für die traute Heimat ein ähnliches Ungemach angesagt ist. Letztendlich scheint es völlig egal zu sein, wo wir in den Regen (oder das Gewitter) eintauchen und können daher auch völlig entspannt den Sonntagmorgen beginnen.
Beklemmendes Umfeld für unsere Stahlrösser
Nach einem ordentlich leergegessenen Frühstückstisch geht es in den Fahrradunterstand. Dort mußten sich unsere Tretmühlen die Nacht mit mehreren elektrisch manipulierten Gefährten teilen. Ist das gruslig! Hoffentlich hat dadurch die Funktionstätigkeit unserer Räder nicht zu sehr gelitten, immerhin stehen heute auch wieder über 100 Kilometer Wegstrecke auf deren Dienstplan.
Motivationstest für Mensch und Maschine
Am besten läßt sich dieses Wollen bzw. Können der Räder in der kurzen, recht steilen Ausfahrt der "Tiefgarage" testen. Komischerweise nehme nur ich mich dieser Methode an. Beim ersten Test kapitulieren Fahrer und Maschine auf halber Strecke - logisch, denn vorn läuft die Kette über das große Zahnrad, was man natürlich für den zweiten Versuch optimieren kann. Demzufolge gelingt der nächste Anlauf regelrecht spielerisch und da "Berge" diesen Ausmaßes heute nicht den Weg verstellen werden, dürfte es keine ernsthaften Ausfallerscheinungen auf dem Rest der Heimfahrt geben.
Blick zum (unbebauten) Zwenkauer See
Wir fahren zuerst hinunter zum Zwenkauer See und merken, welch' Eigentor wir uns da gestern Abend geschossen hätten, wären wir hierher zu einem Spaziergang aufgebrochen. Da gibt es doch weitaus lohnendere Ziele. Nach der Umrundung des Zwenkauer Sees passieren wir den Freizeitpark Belantis und biegen danach zum Cospudener See ab.
Bergwertungssieg auf der Bistumshöhe
Aussichtsturm (neben der) Bistumshöhe
Dort lockt der 35 Meter hohe Aussichtsturm auf der Bistumshöhe (131,2 m) nicht nur mit seiner zu erwartenden Fernsicht sondern auch mit einer internen Bergwertung. Diese ist (aufgrund der Bodenbeschaffenheit des Waldpfades) für ein Rennrad-Duell (zwischen Siggi und mir) nicht ausgelegt - es heißt also, mit geschultertem Rad, zu Fuß den Bergprimus zu finden. Leider peilt Siggi dabei instinktiv den durch die Bäume schimmernden Turm an, welcher sich aber nicht am höchsten Punkt des Hügels befindet und legt mir somit schon mal den Ball maulgerecht vor. Ich brauche nur noch anlaufen und ihn im leeren Tor versenken. Danke, Siggi!
Blick vom Turm nach innen
Blick vom Turm nach draußen (Belantis und der Zwenkauer See)
Da kann ich ruhigen Gewissens auch die interne Turmwertung (immerhin 181 Stufen) weglassen, welche sich Ute sichert. Ich wüsste ja gar nicht, wo ich mir die komplette Medaillensammlung des heutigen Tages hätte hinhängen sollen, wenn ich mal noch die frühmorgendliche Tiefgaragen-Bergwertung mit dazurechne.
Kulkwitzer See: Bad statt Rad
Vom westlichen Ufer des Cospudener Sees biegen wir zum nächsten künstlichen Gewässer ab, dem Kulkwitzer See. An einem wenig überlaufenen Strand des Leipziger Naherholungsgebietes nutzen wir die Gelegenheit, um Baden zu gehen. Da ist wenigstens erstmal der grobe Schweiß vom Leib, wenn wir uns nun in die Großstadt begeben.
Riverboot am Riverboot-Studio
Recht zäh gelangen wir mit unzähligen Ampelstops und Straßenseitenwechseln durch Grünau zur Südvorstadt. Dort ist das erste kulturelle (Geschmacks-)Ereignis der Rückreise geplant. Im Gasthaus des Bayerischen Bahnhofs wird "Original Leipziger Gose" (4,5% alc.) ausgeschenkt - "Ein obergäriges, moussierendes, säuerlich und leicht salziges Bier mit unverwechselbarem, spritzigem Charakter", wie es die Speisekarte des Biergartens verkündet. Eine Ausnahmegenehmigung des Freistaates Sachsen befreit übrigens die Gose von den Pflichten des Deutschen Reinheitsgebotes.
"Goseanna!" statt "Prost!"
Prüfe, was du nicht kennst! (Leipziger Gose im Biergarten des Bayerischen Bahnhofs)
Am Völkerschlachtdenkmal geht es (mit Geschmackstests) nahtlos weiter. Im, dem Denkmal vorgelagerten Wilhelm-Külz-Park ist Bierbörse - laut Bewerbung "Deutschlands größtes Bierfestival". Die Anzahl der ausschenkenden Brauereien ist dabei recht übersichtlich und auch beim Publikum ist nicht vom größtmöglichen Ansturm auf die Getränke zu berichten. Vielleicht sind es die gepfefferten Preise, welche die vorgefundene Zurückhaltung erklären.
Völkerschlachtdenkmal und See der Tränen
Mit dem großen Portemonnaie (zwischen 6,50 bis 8 Euro pro Halbliter + 3 Euro Glaspfand) geht es auf Erkundungstour. Jeder holt irgendein Gebräu, welches dann gemeinsam verkostet wird. Ein Kelch belgisches (zum Carlsberg-Konzern gehörendes) "Grimbergen", ein "Zywiec" aus dem schlesischen Saybusch (Heineken), die irischen "Kilkenny" und "Guinness" (beide Diageo) sowie ein Craft-Bier aus der Stonewood-Braumanufaktur Claußnitz (welche bis vor kurzem noch in der ehemaligen Germania-Brauerei in Chemnitz-Gablenz braute) stehen nach einiger Sucherei zum Test bereit. Testsieger für mich: das (mit 8 Euro fürstlich bezahlte) "Zywiec".
Bierbörse in Leipzig
Flüssiges Gold - der Ladenwert von zwei Kästen Bier, verteilt auf fünf Gläser
Preislich am günstigsten erweist sich (im Nachhinein) das "Krakonoš" (4,3% alc.) aus dem nordböhmischen Trautenau. Für 5 Euro gibt es den halben Liter im ansehnlichen Glas mit Rübezahl-Motiv (ohne dabei Glaspfand zu verlangen). Geschmacklich typisch Böhmen, nur leider war das Bierglas nicht käuflich zu erwerben, da der Standbetreiber noch drei Wochen mit seinem Wagen durch die Lande tingeln muß (und auf jedes seiner Gläser angewiesen ist).
Bier vom Rübezahl aus dem Riesengebirge
Mit einer Runde Fischbrötchen (a 5 Euro) ziehen wir den Aufenthalt an unserer Biertischgarnitur noch etwas in die Länge. Es ist mittlerweile nach 13 Uhr und wir sind immer noch in Leipzig. Doch einen Abstecher müssen wir noch in der Messestadt machen - den nach Lößnig. Dort wurde 1929/30 die Nibelungensiedlung (auch Rundling genannt) angelegt und dabei 24 Häuser ringförmig in drei Reihen errichtet. Die Siegfried- und die Krimhildstraße bilden zwei senkrecht zueinander liegende Hauptachsen durch die Wohnblöcke, die sich am Siegfriedplatz schneiden. Höhere Mathematik (Geometrie, eventuell sogar Trigonometrie) - Siggis Lieblingsthema. Taucht Siggis Tourenplanung jetzt auch noch in die Nibelungensage ein? Können wir hier und jetzt eine Enthüllung eines Straßenschildes vollziehen, welches den Namen der Nibelungenmutter Ute trägt oder sind wir doch nur zur Selbstbeweihräucherung des Drachentöters vor Ort? Nach Siggis symbolischen Bad im Drachenblut, was er sich aufgrund der peniblen Streckenplanung reichlich verdient hat, ist es 13:45 Uhr. Jetzt aber raus aus Leipzig und ab zum nächsten wassergefüllten Tagebau!
Personenkult um Siegfried
Am südlichen Ende des Markkleeberger Sees verlieren wir die vorauseilenden Siggi und Olaf. In der heutigen Zeit, mit all der technischen Zusatzausrüstung am Fahrradlenker, dürfte dieser Fauxpas wenig ins Gewicht fallen. Doch Olaf und Siggi sind da anders gestrickt. Beide fahren erstmal sämtliche sich bietende Stichwege zwischen Markkleeberger und Störmthaler See ab. Auch Tilos telefonische Kontaktaufnahme zur Streckenoptimierung für beide verläuft im Sande, da wahrscheinlich noch nicht alle Varianten zwischen beiden Seen abgearbeitet sind.
Impressionen vom Markkleeberger und Störmthaler See
So haben wir genügend Zeit uns am Speisewagen No. 51 mit fahrradfahrertypischem Mischgetränk und im nahen Störmthal mit Speiseeis zu versorgen. Dabei warten wir uns weiterhin die Beine in den Bauch und wiederholen daher diese Art der Pausenversorgung.
Speisewagen No. 51 bei Störmthal
Für Olaf und Siggi gibt es anschließend keine Rast, denn wir müssen verlorenen Boden wieder gutmachen: Belgischer Kreisel - höchstmögliches Tempo - kein Eis am südöstlichen Aussichtspunkt des Störmthaler Sees. Wir kommen gut voran! Als Hinterherfahrer habe ich meine Vorderleute gut im Blick. Doch halt, etwas ist anders als vorher. Die Mühle im Kopf dreht sich, die Murmeln finden zusammen - na klar: Wo ist denn Utes Rucksack? Ein lauter Ruf meinerseits zwingt alle zum Halt. Zwei Radfahrer lassen nun drei verdutzte Mitstreiter auf dem Straßenabschnitt im Oberholz zurück. Die Kurbeln von Ute und mir strotzen vor Adrenalin - es kommt zum Zeitfahren! Derweil wartet Utes Rucksack geduldig, auf einem großen Stein am Speisewagen stehend, auf seine Abholung.
Erfrischung am Brunnen in Rochlitz
Nach Behebung dieses Problems müßten wir uns nun zwingend der Heimfahrt annehmen, denn es geht schon straff auf 15 Uhr zu. Jetzt gibt es keine Pause mehr, jetzt wird getreten bis die Birne platzt. Bei der Schwüle benötigt man dafür gar nicht so viel Anlaufzeit und 'ne kleine "Dusche" für den Kopf wäre nicht schlecht. Hinter Bad Lausick, am Friedhof von Ebersbach, wollen wir uns die Rüben mit Gießwasser abkühlen. Doch der Gottesacker ist verschlossen, also werden die letzten (warmgewordenen) Reserven aus den Trinkflaschen für diese Erfrischung genutzt.
Schloß Rochlitz über der Zwickauer Mulde
In Rochlitz kommt dann die erhoffte Abkühlung in Form eines Brunnens, welcher von uns (fast) zum Badezuber umgedeutet wird. Auch wenn sich schon seit geraumer Zeit der vorausgesagte Wetterumschwung andeutet, ist dieser noch nicht vollzogen worden. Daher gönnen wir uns noch eine kleine "innere" Abkühlung am neuen Imbiß "Bieserner Aue". Auf unserer Weiterfahrt wird es dann auch von oben her naß.
Bieserner Aue
In Wechselburg klinkt sich Olaf (Richtung Elsdorf) von uns aus. Zu viert ziehen wir weiter. Dem stärker werdenden Regen mischt sich nun auch noch ein Gewitter unter. Auf dieses könnten wir getrost verzichten, zumal es (beim Anstieg Richtung Seitenhain) direkt über uns hängt. In Göritzhain suchen wir deshalb Schutz in einem Bushäuschen. Da diese "Gebäude" hauptsächlich wartenden Busfahrgästen gewidmet sind, beschließen wir (nach nicht allzu langem Unterschlupf) diese "Falschnutzung" zu korrigieren und setzen unsere Fahrt durchs Chemnitztal fort. Das Donnern ebbt ab und auch der Regen wird weniger.
Blick aus dem Bushäuschen in Göritzhain
In Wittgensdorf verabschieden wir Siggi aus unseren Reihen und am Schönherrpark biegt Tilo ab. Der Nachteil einer Fahrt in den Leipziger Raum ist, daß der Anstieg zum höchsten Punkt der Rückfahrt eben zum Ende hin ansteht. Diesen Makel müssen Ute und ich nun noch ausbaden, welcher uns bei einer Fahrt vom Erzgebirgskamm heimzu, erspart geblieben wäre. Deshalb: Augen auf bei der Routenplanung (für nächstes Jahr) - mal sehen, welcher Name dann für welche Himmelsrichtung steht.





