22.04.2012 - 10:30 Uhr - 42,195 km / 60 Hm+ / 60 Hm-
Schon längere Zeit nervte ich Ute mit einer Teilnahme am Spreewaldmarathon, da dieser Tag im Kalender noch "lauffrei" war. Wie ernst ich es dabei meinte, wird selbst Ute nicht herausgefunden haben. Als ich am Donnerstag von meiner Trainingsrunde heimkam und ihr erzählte, das ich mir es während des einsamen Dahinjoggens anders überlegt habe und von einer ernsthaften Teilnahme in Burg absehe, präsentierte sie mir postwendend Ausdrucke von Anfahrt, Nachmeldung und dergleichen mit den Worten: "Ich will die Gurke!", und meinte damit die Finishermedaille in Gurkenform.
Also meldete sich Ute beim Drängberglauf am Vortag von 17 auf 8,8 Kilometer um, damit der Laufgenuß im Spreewald nicht ganz so leidet. Ich bekam in Leubsdorf von Sven Wewetzer noch die Vorgabe unter seiner Ueckermünde-Zeit von 3:07:31 zu bleiben.
Gegen 4 Uhr war für mich nach rund 4 Stunden Schlaf die Nacht vorbei, endlich klingelt der Wecker 5 Uhr. Wir müssen uns zeitig auf die Socken machen, da wir uns nur bis 8:30 Uhr nachmelden können. Alles klappt reibungslos, auch für die Jungs steht in Start/Ziel-Nähe ein Bolzplatz mit angrenzendem Spielplatz bereit.
Kurz vor dem Start mogeln wir uns in den gut gefüllten Startblock, 10km-, Halbmarathon- und Marathonläufer stehen dort vereint und warten auf den Startschuß. Ziemlich zäh verläuft der erste Kilometer, da haben sich doch wirklich Walker in die vorderen Startreihen verirrt und blockieren nun den reibungslosen Ablauf - 4:41 Minuten stehen auf der Uhr. So kann es natürlich nicht weitergehen, bis Kilometer 4 folgen eine 4:08, eine 4:00 und eine 4:13. Dort treffe ich auf eine 3er Gruppe mit Frau, welche ein "angenehmes" Tempo vorgeben.
Ich schließe mich ihnen an - zwischen 4:01 und 4:18 werden nun die Kilometer heruntergespult. Mittlerweile weiß ich auch, das sie nur eine Runde laufen und nach 20 Kilometern Richtung Ziel abbiegen werden, mit der Maßgabe unter 1:30 den Halbmarathon abzuhaken. An der Verpflegung bei km 17 gab´s für mich allerdings ein Getränk mehr als üblich und sofort ca. 20 Meter Rückstand auf die Gruppe, welche jetzt auf 6 Personen angewachsen ist, obendrauf.
Die zweite Runde gestaltet sich anfangs recht schwierig, da ich von mehreren Läufern überholt werde und ihnen nicht folgen kann. Trotzdem erreiche ich die HM-Marke noch unter der angepeilten anderthalben Stunde. Der Schnitt bewegt sich jetzt zwischen 4:18 und 4:56 Minuten pro Kilometer, aber irgendwie schaffe ich es zu einem vor mir Laufenden aufzuschließen. Anfangs lasse ich mich von ihm ziehen, später revanchiere ich mich aber auch und übernehme die Führungsarbeit, bei km 33 verabschiede ich mich dann nach vorn und laufe zum Nächsten auf.
Jetzt geht es endlich wieder etwas besser, bei Kilometer 37 und 38 überhole ich die beiden ersten Frauen, von denen sich nur die spätere Siegerin nicht so recht abschütteln lässt. Natürlich gilt ihr auch die Anfeuerung der Zuschauer: "Den holste noch!" höre ich des öfteren und denke mir: "NEIN, den holst du dir nicht mehr!!". Ungefähr 1,5 Kilometer vor dem Ziel nehme ich nochmal die volle (flüssige) Verpflegung in Anspruch und der Blick geht ständig zur Uhr: Sven´s Zeit wackelt! Die letzten 500 Meter - Musik, lärmende Leute und die erste Frau im Nacken, letztendlich steht eine Netto-Zeit von 3:06:52 Stunden auf meiner Urkunde - persönliches Ziel erreicht!
Da Ute ihre Zielzeit mit 4 bis 4:30 Stunden angesetzt hatte, laufe ich ihr später auf der Strecke bis km 40 entgegen, nicht wissend, das sie längst im Ziel ist und mit 3:38:53 Stunden Netto-Zeit ihre persönliche Bestzeit gleich mal um satte 7 Minuten gedrückt hat - natürlich ohne gesonderte Marathonvorbereitung mit Trainingsplan usw., sondern mit Trainingspause und langsamen Trainingseinstieg wegen einer Zahn-OP. Auch ich habe mir bewiesen, das ich am Ende einer umfangreichen Trainings- und Wettkampfwoche bis auf 7 Minuten an meine Marathon-Bestzeit heranlaufen kann.
Letztendlich war es ein gelungener Abstecher nach Brandenburg zum "flachsten Marathon der Welt" (zwischen tiefsten und höchsten Punkt der Strecke liegen nur 1,8 Meter). Die Veranstalter stemmten diese Mammut-Veranstaltung ohne Fehl und Tadel (uns ist zumindestens nichts Negatives aufgefallen!): die Verpflegungspunkte kamen immer dann, wenn man sie auch wirklich brauchte, dazu stets freundliche Helfer und eine schöne Runde durch den Spreewald, die man als Marathoni gern ein zweites Mal durchläuft. Das Wetter spielte auch mit, auch wenn man auf der zweiten Runde als "Einzelläufer" manchmal ganz schön mit dem Wind zu kämpfen hatte.
Ergebnis Männer: 312 Teilnehmer
1. Siegler, Markus-Kristan (TB 1888 Erlangen) - 1.M30 - 2:39:27 (2:39:29,347)
2. Laengner, Uwe (1. FC Union Berlin) - 1.M40 - 2:40:46 (2:40:46,817)
3. Stolzki, Christian (Eintracht Frankfurt Triathlon) - 1.M20 - 2:42:10 (2:42:11,637)
4. Wagner, Christian (LAV Halensia/Adreika) - 2.M30 - 2:43:35 (2:43:34,987)
5. Kallaske, Ralf (SW Haasow) - 1.M35 - 2:52:40 (2:52:50,547)
6. Heuer, Jens (LG Vogtland) - 1.M50 - 2:55:36 (2:55:36,527)
20. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 5.M40 - 3:06:52 (3:07:13,197)
Ergebnis Frauen: 65 Teilnehmerinnen
1. Gamm-Fuchs, Natalia (Berlin) - 1.W30 - 3:06:52 (3:07:15,653)
2. Sztulpa, Bogumila (SBD Energetyk Rybnik - POL) - 1.W40 - 3:09:51 (3:11:19,683)
3. Korkut, Claudia (Berlin) - 1.W35 - 3:17:55 (3:18:55,787)
4. Kulick, Silke (Hamburger Sportclub) - 2.W30 - 3:28:00 (3:29:10,623)
5. Hotzkow, Kristin (Limberg) - 1.W20 - 3:28:20 - (3:29:28,853)
6. Bahlcke, Annett (LG-Nord Berlin Ultrateam) - 2.W40 - 3:36:26 (3:36:39,710)
8. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 2.W45 - 3:38:53 (3:40:19,490)
Veranstalterseite: www.spreewaldmarathon.de
Bilder findet ihr hier.