13.12.2015 - 10:12 Uhr - 22,6 km / 280 Hm+ / 300 Hm-
14:15 Uhr - 22,0 km / 200 Hm+ / 180 Hm- (Trainingslauf)
Streckenwendepunkt "Schützenhausplatz" in Hohenstein-Ernstthal.
Normalerweise hätten wir uns heute beim "Zwickauer Adventslauf" am Schwanenteich die Füße vertreten, aber mit dem Verpassen unserer Voranmeldung würden dort pro Nase gleich drei Euro Nachmeldegebühr anfallen. Das klingt jetzt zwar (auf unser Wettkampf-Jahresbudget gerechnet) nicht zu viel, wäre aber auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt ein (entgangenes) 100-Gramm-Gebinde "Gebrannte Mandeln" oder ein (verschenkter) Glühwein - das muß nicht sein! Aufgrund dieses kurzfristig entstandenen Finanzüberschußes wurde für Sonnabend eiligst noch ein Weihnachtsmarktbesuch mit den alten Weggefährten Mario und Jens anberaumt und für den Adventssonntag ein Ersatzprogramm entwickelt.
Diese Planänderung ist allerdings recht simpel: Martin hat am Sonntag Fußball in Hohenstein-Ernstthal - Ute und ich laufen hin und wieder zurück und das Trainingstagebuch dürfte sich dann über einen Eintrag in der Größenordnung eines Marathons erfreuen. Der Vorabend ist daher der schon angesprochenen "Pasta-Party" vorbehalten. Diese findet im Zentrum von Chemnitz statt - mit den ehemaligen Legenden der Altchemnitzer Laufgruppe Mario Schneider und Jens Mende. Es gibt die üblichen "speicherfüllenden" Gerichte, wie Rauchwurst, Roster, Langos, gebrannte Mandeln oder Fischbrötchen; dazu die kalorienreichen Heißgetränke aus Weinbeeren in Rot und Weiß.
Der Sonntagmorgen beginnt, entgegen aller Wetterprognosen, recht trocken. Doch Dank des starken Windes sind die Regenwolken bis zu unserem Start dann doch über unserer Haustür plaziert. Es regnet aber auch nur leicht und das sollte nun wirklich kein Hinderungsgrund sein, wenn es um die Ausführung von Freiluftsportarten geht. Während Ute die gesamte Woche über den Arbeitsweg schon in Laufschuhen verbrachte, konnte ich mich einfach nicht überwinden, der inflationären Gewichtszunahme und der Faulheit den Kampf anzusagen. Umso erhebender ist nun das Gefühl, im Schmuddelwetter den ambitionierten Fitneßsportler oder den Bei-jedem-Wetter-Sonntagsläufer zu mimen.
Ein vorbeugender Blick auf das Thermometer hätte uns bestimmt verraten, daß die fast zweistellige Temperaturanzeige kein langes Unterhemd vorschreibt. So müssen wir nach rund drei Kilometern im Harthwald einen Zwischenstop zum Kleiderwechsel einlegen und zwar dort, wo Hühnerzüchter Jens sein Anwesen hat. Es ist so eine Art Filiale eines Laufsportgeschäftes - Utensilien, welche vom Meister höchstpersönlich getestet wurden, liegen hier zu Hauf zur Ausleihe bereit. Auch wenn sich Jens (nach eigener Aussage) zur Zeit nicht in der Lage fühlt, einen Halbmarathon zu bestreiten, könnte man sich bei ihm (um z.B. auf der Betriebsweihnachtsfeier zu glänzen) eine Urkunde über diese Distanz mit ansprechender Zielzeit ausleihen. Ich benötige allerdings dringend ein kurzärmliges Unterhemd, da der Lückenschluß am Rücken zwischen Hemd und Hose nicht gegeben und mir der langärmlige Unterzieher einfach zu warm ist.
Die ehemalige "Laufgruppe Altchemnitz". Die gefürchtete "Heckert-Schikane".
In Kurz-Kurz (also ärmelloses Unter- und kurzärmliges Laufhemd) geht es nun durch den windgeschützten Harthwald 'rüber nach Klaffenbach und weiter durch das Heckert-Wohngebiet nach Stelzendorf. Der Regen nimmt an Intensität zu und unsere Klamotten sind wenig später komplett durchnäßt. Über dem Totenstein reißen jedoch die Wolken auf und präsentieren kleine hellblaue Flecken am Himmel. Wir stapfen trotz dieses Lichtblicks weiter fleißig durch die Pfützen und Bäche von Stelzendorf und Reichenbrand. Erst beim Einbiegen nach Grüna läßt der Regen nach und der immer noch kräftige Wind kann mit der Trocknung unserer Bekleidung beginnen.
Während sich nördlich von Wüstenbrand der Himmel schwarz verfärbt und mit dem grün-gelben Feld am Horizont ein interessantes Farbenspiel bietet, kommt aus westlicher Richtung immer "besseres Wetter" auf uns zu. Ein kurzer Abstecher über den Wochenend-Weihnachtsmarkt von Hohenstein-Ernstthal wird vor dem Erreichen unserer "Drop-pack-Station" am Schützenhaus noch eingeschoben. Pünktlich zum Auftakt der Fußball-Landesklassen-Rückrunde im C-Junioren-Bereich erscheinen Ute und ich am Sportplatz. Die ersten Minuten der Begegnung VfL 05 Hohenstein-Ernstthal C1 gegen den VfB Fortuna Chemnitz C2 verpassen wir trotzdem, da wir zuerst die klatschnassen Sachen gegen (den mitgegebenen) trockenen Zwirn tauschen, dabei ersetzt eine eilig eingeworfene Banane das ausgefallene Frühstück.
Entlang des Stelzendorfer Straßenbaches. Wochenend-Weihnachtsmarkt in Hohenstein-Ernstthal.
Nach einer torlosen ersten Halbzeit verwandeln die Fortunen einen frühen Rückstand im zweiten Durchgang noch in einen ungefährdeten 3:1-Sieg. Souveräne Vorstellung - gelungener Rückrundenauftakt! Schade, das nun die Winterpause im Spielplan plaziert wurde, denn die Jungs kommen immer besser in Fahrt.
Da sich Ute mit dem angenehmen Tragekomfort der trockenen (zivilen) Wechselsachen gut angefreundet hat, muß ich wohl oder übel den Heimweg allein zu Fuß antreten. Ich werde jedoch auch gleich das etwas dickere Gewand zum Laufen anbehalten, da bei mir jetzt kein Bedarf besteht, die nasse Hose und das klamme Hemd wieder überzustreifen. Nach einem großen Schluck aus der (in Madeleines Auto eingelagerten) Wasserflasche mache ich mich auf die Socken. Ute nimmt etwas später das Spielertaxi von Martin für den Rückweg in Anspruch.
VfL Hohenstein-Ernstthal C1 gg. VfB Fortuna C2 1:3. Auf dem Rückweg durch Hohenstein-Ernstthal.
Auf dem "herkömmlichen" Weg geht es nun zurück bis Grüna. Dort biege ich auf die Streckenführung von "Rund um Chemnitz" in Richtung "Wiesengrund" ab. Über Mittelbach bis zur Autobahnunterführung am Ortseingang von Neukirchen bleibe ich auf der Klassiker-Route, danach nehme ich aber die direkte Ortsquerung nach Klaffenbach. Dort baue ich noch einen kleinen Abstecher zum Wasserschloß in den Rückweg ein. So langsam macht sich nun der kalorienarme Vormittag bemerkbar - mit der Zufuhr von nur einer Banane ist der Kräftehaushalt mittlerweile am Ende, da hilft auch die beste "Pasta-Party" am Vorabend nichts! Rein theoretisch wollte ich rückzu flotter unterwegs sein, als auf dem Hinweg - der Kilometerschnitt nähert sich nun aber rasant dem 5:35er Tempo vom Lauf mit Ute. In Harthau habe ich dann alle zeitlichen Reserven aufgebraucht und bin "hebe". Auf dem letzten Kilometer durch Altchemnitz büße ich jedoch weiter ein und so steht bei meiner Ankunft daheim ein 5:37er Schnitt auf der Uhr.
Winterpause auf dem Grünaer Wiesengrund. Weihnachtlicher Hochbetrieb im Wasserschloß.
Das war dann mal zum Ende hin noch eine richtige Lehrstunde in Sachen Trainingsfleiß und körperlicher Verfassung. Was soll da beim Wintermarathon Mitte Januar 'rauskommen, wenn ich nicht mal in der Lage bin, die Marathondistanz im lockeren Dauerlauftempo verteilt auf zwei Etappen zu absolvieren?