23.07.2015 - 11:45 Uhr - 3,57 km / 850 Hm+ / 7 Hm- (Trainingslauf)
Alle Details zu den Bozener Laufstrecken - das Wichtigste ist dabei mit Großbuchstaben hervorgehoben!
Was hatte ich für eine unruhige Nacht! Nicht etwa, weil am folgenden Tag der Kartenvorverkauf für das DFB-Pokalspiel Chemnitzer FC gegen Borussia Dortmund ansteht und ich mich nicht selbst darum kümmern kann. Nein! Unsere Aktivitäten in und um Bozen hatten für Donnerstag noch keine feste Zielsetzung, ich hatte jedoch ein "Projekt" in petto, welches ich nur noch Ute schmackhaft machen mußte. Allerdings kamen nachts Zweifel auf, da das abendliche Gewitter (ohne Regen) keine merkliche Abkühlung brachte und sich so ein weiterer Tag mit 35 bis 38°C ankündigte. Ob sie da wohl mitspielt?
Die Vermittlung meines Vorhabens hat natürlich so seine Anlaufschwierigkeiten, da die Zahlen für diese Tagesaufgabe doch recht gewaltig erscheinen. Zudem haben wir von der gegenüberliegenden Talseite Bozens, von unserem Quartier in St. Georgen, einen großartigen Blick auf die Trassenführung der Kohlerer Seilbahn und dies gilt nicht unbedingt als Argumentationshilfe. Irgendwann ist trotzdem mein Wille umgesetzt und wir begeben uns kurz darauf mit minimalem Gepäck talwärts.
In Bozen angekommen, ist die Wärme schon wieder unerträglich. Es geht ja auch straff auf die Mittagszeit zu! In einem Supermarkt nahe dem Bahnhof gönnen wir uns mit ein paar Getränke-Einkäufen noch eine kurze Auszeit vom ganzen staubtrocken-heißen Klima.
"Extremer Berglauf für trainierte Athleten" mit 23,6% durchschnittlicher Steigung.
Auf der anderen Seite der Eisack befindet sich recht unscheinbar die Talstation der Kohlerner Seilbahn. Wer auf die ausgeschriebenen 850 Höhenmeter im Anstieg kommen will, muß hier seinen Lauf beginnen. Das offizielle Startschild steht nämlich erst ein paar hundert Meter weiter oben, am Ende der Asphaltstrecke, beim Einbiegen ins Gelände.
Bevor es jedoch losgeht, werden die Rucksäcke noch umsortiert. Ute will die Strecke (aufgrund der Wärme) nur abwandern und sich somit als Sherpa in den Dienst der Sache stellen. Ich nehme daher die gesamten gewichtsmäßig leichten Genußmittel (Riegel, "Schmätzchen") zu meinem Gepäck von ziviler Ausgehhose (die ich durch Bozen noch anhatte), Stempelbuch, Mütze, Schweißband und Wasserflasche. Ute nimmt die Wanderkarten, Kekse, Nektarinen und zwei Teeflaschen zum persönlichen Habe im Rucksack mit.
Schmale Pfade mit bis zu 50% Steigung schlängeln sich an der Seilbahntrasse nach oben.
Es ist 11:45 Uhr, als der imaginäre Startschuß fällt. Die ersten beiden Serpentinen auf Asphalt nehme ich im lockeren Trab. Dann erscheint der offizielle Start-Wegweiser der BO-Extreme-Strecke und die Sache wird wesentlich anspruchsvoller. Auf einem engen Pfad geht es nun nach oben. Minimale Kehren erleichtern den Aufstieg dabei nur im geringsten Maße. Stellenweise muß ich beide Hände mit einsetzen, sei es an Holzgeländern, Stahlseilen oder einfach nur an Gesteinsbrocken, die sich stufenförmig vor mir auftürmen. Schon ziemlich früh bin ich vom Laufschritt in den schnellen Wandertrott übergegangen, da es das Gelände (für mich) so vorgibt. Nur selten versuche ich es daher nochmal mit der optisch schnelleren Variante, aber die Wärme und der rasante Kräfteabbau zeigen mir nun brutal meine Grenzen auf.
Nach rund der Hälfte der Strecke öffnet sich ein grandioser Talblick - ich habe nur keine Zeit dafür!
Glücklicherweise verlaufen rund 90% der Strecke im schattigen Wald. Es bleibt allerdings weiterhin steil, eng und unwegsam. Erst im oberen Viertel des Parcours wird es flacher, stellenweise geht es sogar kurz bergab. Die Luft ist bei mir allerdings 'raus und somit wünsche ich mir nur noch ein baldiges Ende der (selbstauferlegten) Tortur.
Ute im finalen Anstieg zur Bergstation der Seilbahn. Blick vom Kohlerer Aussichtsturm auf Bozen.
Nach handgestoppten 48 Minuten und 55 Sekunden kann ich dann endlich an der Bergstation den "extremen Berglauf für trainierte Athleten", wie es unten angeschrieben steht, beenden. Auf der Toilette des Seilbahngebäudes wasche ich mir erstmal das Salz aus dem Gesicht, ehe ich die Gegend in Bauernkohlern erkunde. Danach hole ich Ute, die im Wanderschritt 1:09 Stunden benötigt, auf ihren letzten Metern ab.
Der Lohn für die schweißtreibende Mühe bei 35°C.
Wir begeben uns anschließend auf den nahegelegenen 36 Meter hohen Holz-Aussichtsturm und genießen oben die Aussicht und die mitgeführten Leckereien. Nach dem ausgiebigen Blick auf die Hochebenen von Salten und Ritten, den Talkessel von Bozen, die Dolomiten, die Meraner und Sarntaler Berge lassen wir uns, entgegen unserer Philosophie, von der Seilbahn ins Tal bringen - aber nur, weil es die älteste Personenseilbahn der Welt ist (mittlerweile allerdings auf dem technisch neuesten Stand!). Zudem müssen wir ja auch auf der gegenüberliegenden Seite wieder rund 300 Höhenmeter 'rauf zu unserer Herberge!
Die Kohlerer Seilbahn: die älteste Personenseilbahn der Welt! Unsere heutige Laufstrecke.
Fazit: ein lohnenswerter Lauf auf den Kohlerer Berg - kein Trubel und eine traumhafte Fernsicht! Ob gut oder schlecht "trainierter Athlet" spielt dabei keine Rolle.