13.03.2021 | 10 Uhr | 20 km (21,5 km) | 275 Hm+ | 275 Hm- | Trainingslauf |
Der 42. Pyratallauf 2020 fiel, wie so viele seiner Artgenossen, dem Rotstift der staatlich verordneten Hygienemaßnahmen zum Opfer. Ende Juni 2021 soll nun Nummer 43 den Fortbestand des Klassikers garantieren. Man darf dabei jedoch eine gewisse (begründete) Skepsis walten lassen, denn ein Ende der Einschränkungen wird ja nun schon seit Anfang Dezember gebetsmühlenartig um Wochen und Monate vor sich hergeschoben. Planungssicherheit gibt es seit einem Jahr schon nicht mehr und ehe sich wieder kurzfristig etwas im "von oben" zugestandenen Bewegungsradius ändert, heißt es einfach: Machen!
Beruflich verschlug es mich schon einmal (wie auch am heutigen Tag) in diesen Landstrich. Im Waldgebiet unterhalb des Westerzgebirgskamms erlernte ich zwischen 1987 und 1989 in Morgenröthe-Rautenkranz, neben einer grundsoliden vormilitärischen Ausbildung und unzähligen Stunden als Erntehelfer auf diversen Landwirtschaftsmaschinen auch das Einmaleins der Forstwirtschaft - worauf sich mein Lehrvertrag ursprünglich auch bezog. In einem Lehrlingswohnheim am Ende der Zivilisation untergebracht, vernahm ich damals natürlich noch nicht die Strahlkraft eines Pyratallaufs aus dem benachbarten Tannenbergsthal. Der Fokus lag Woche für Woche vielmehr auf dem schnellstmöglichen Verlassen dieses abgelegenen Objektes. Knapp sechs Stunden Bus- und Zugfahrt mit drei- oder viermaligem Umsteigen bestimmten so die jeweiligen Freitagnachmittage. Nur ganz selten wurde unserer Klasse der Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe Flöha und Marienberg die nur zweistündige Direktverbindung per Bus nach Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) ermöglicht - da stauten sich naturgemäß bei uns Lehrlingen ein paar Vorurteile an. Ein Verbleib im Vogtland übers Wochenende, um an Wettkämpfen teilzunehmen, kam daher nie in Frage! ,
Sportplatz Tannenbergsthal / Kirche Tannenbergsthal
Mittlerweile ist jedoch genügend Wasser die Pyra und die Mulde hinabgeflossen, so daß die vielen Gängeleien von damals längst müde belächelt werden. Warum habe ich dann nicht wenigstens einmal in Tannenbergsthal an der Startlinie gestanden? Das könnte man doch von einem Erwachsenen erwarten, so als Zeichen der "Versöhnung" mit dem ("unliebsamen") Waldgebiet. Dies war mir/uns allerdings bisher nicht vergönnt, da am Pyratallauf-Wochenende auch der Reichenbacher 24-Stundenlauf stattfand (stattfindet), dem wir meist unser Augenmerk schenkten. Doch das wird jetzt nachgeholt - und weil Laufsport im Sommer meist mit viel unliebsamen Schweiß verbunden ist, gibt es als Premiere eine Art Winter-Edition mit Schnee und Eis, Wind und Regen.
Raumfahrerdorf Morgenröthe-Rautenkranz / BBS Forst des StFB Eibenstock in Morgenröthe
Es sind gerade einmal 3°C, als Ute und ich auf dem Sportplatz in Tannenbergsthal den Pyratallauf in Angriff nehmen. Auf der Hammerbrücker Straße geht es straff hinab in den Ort. Auf dem Radweg entlang der Kleinen Pyra gelangen wir nach Jägersgrün. Dort mündet der Fluß in die Zwickauer Mulde und wir biegen ein wenig später, an den ersten Häusern von Morgenröthe-Rautenkranz in den Wald ab. Entlang des Wiesbaches geht es nun sachte bergauf. Über die Siedlung Zeughaus gelangen wir nun ins Tal der Großen Pyra und befinden uns am Hammergraben vis a vis zu meiner ehemaligen Lehrstätte in Morgenröthe. Flußaufwärts (oder besser bachaufwärts) bringt uns die Pyratalstraße Richtung Sachsengrund. Am Köhlerhäusel queren wir das Gewässer und biegen dann einen Pfad zu früh ab. Als wir den Fehler bemerken, fehlt uns allerdings das Interesse umzukehren. Also nehmen wir die steile unwegsame Variante über den "Bergrücken", die uns am Heroldsbach wieder auf die Originalroute bringt.
Fester Untergrund oder "Tiefschnee"
Der breite Forstweg addiert weiter ganz gemächlich die nächsten Höhenmeter in die Aufzeichnung der Uhr. Dabei wird auch ein Stück des Kamm- und des Vogtland-Panoramaweges mit in die Route eingeschlossen. Der abgelassene Heroldsteich bildet dann die Wendemarke im Süden und auf der gegenüberliegenden Seite des Erddammes geht es nun wieder zurück. So gelangen wir auf dem Grabenweg zum Quellgebiet der Kleinen Pyra. Auch der dort in der Karte eingetragene Schlemmteich präsentiert sich ohne Wasser, was aufgrund der sich darin befindlichen hölzernen Vegetation schon länger so Bestand haben müsste.
Schneeberge oder vereister Untergrund
In Gottesberg überqueren wir die nach Klingenthal führende Straße und biegen etwas versetzt wieder in den Wald. Oberhalb der ehemaligen Kunstlederfabrik, am angestauten Bodabach beginnt nun noch eine ausgedehntere Schleife über den Kriegsweg und Pechseifen um das Ziel herum. Nach dieser Waldrunde beginnt auf der Hammerbrücker Straße talwärts der Endspurt. Wir biegen zum Sportplatz ab, wo knapp zwei Stunden davor die Reise begann. Seit geraumer Zeit regnet es auch schon recht intensiv und wir sind regelrecht froh, jetzt nicht noch auf eine Siegerehrung warten zu müssen. So können wir uns gleich ins abgestellte Fahrzeug verziehen ... umziehen ... und fort - fast so fluchtartig, wie in meiner Lehrzeit! Doch heute ist es einzig das schlechte Wetter, welches zu solcher Eile gebietet. Schließlich ist derzeit mit leichtsinnig erworbenen Erkältungskrankheiten nicht zu spaßen.
Hier sind wir mal ein Stück von der Strecke abgewichen ... der Reiz des Unwegsamen!
Mal sehen, wie sich der Corvid-19-Spuk mit seinen Auswüchsen noch fortsetzt. Sicherlich wird es deshalb auch in diesem Jahr keinen Pyratallauf geben - doch da lasse ich mich als Berufspessimist gerne eines Besseren belehren. Allerdings ist wiederum zeitgleich das Rundendrehen am Reichenbacher Wasserturm terminiert. Wenn nur diese Entscheidung der Wettkampfwahl das größte derzeitige Problem wäre!
Wiesbach / Große Pyra
Der Pyratallauf findet unter Federführung des SV Muldenhammer am jeweils letzten Juniwochenende, dem örtlichen Sportfestwochenende statt. Neben dem Zwanziger gibt es noch Strecken über zehn und fünf Kilometer, welche allesamt etwas länger (als angegeben) sind. Dazu kommen noch Kinderläufe über zwei und einen Kilometer, sowie ein 500-Meter-Lauf für Vorschulkinder.
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