12.06.2021 | 7:30 Uhr | 46 km | 2.300 Hm+ | 2.300 Hm- | (DNF) |
Seit langer Zeit lockt uns mal wieder ein Wettkampf hinter dem sich schon zu sicher fühlenden Schweinehund hervor. Es ist Gerhard Börners jährlich stattfindender Einladungslauf auf dem 1.000-Höhenmeter-Weg im fränkischen Pommelsbrunn. Im vorigen Frühjahr bot er sogar zweimal diese 46-er Distanz für den Eintrag in die DUV-Statistik an, nun gibt es etwas zeitversetzt den Lauf als leicht abgeänderte "Corona-Edition".
Normalerweise ist für diesen Lauf der März im Trainingsplan reserviert, doch schon im Vorjahr wurde noch eine "Guerilla-Edition" aufgrund zu großer Lücken im Veranstaltungskalender nachgereicht - als alternative persönliche Standortbestimmung. Die Teilnehmerzahl wurde damals von 40 auf 25 reduziert und die Starts erfolgten zeitversetzt in Fünfer-Gruppen. Diese Veränderungen erfahren nun noch eine Steigerung, indem das Tragen einer FFP-2-Maske während der Standzeiten vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird. Diesbezüglich ist man in Bayern schon regelrecht abgestumpft, schließlich liegt das Zeug im Freistaat nach einigen überteuerten und durch Kumpanei gesteuerten Hamsterkäufen mittels Steuergeldern zu Hauf auf Lager und muß nun noch irgendwie "verbraucht" werden. Eine von oben verordnete Tragepflicht zu jedem Anlaß ist dabei die günstigste Variante, diesen Fauxpas aus der Welt zu räumen. Um diese abenteuerlichen Thesen der Miß- und Vetternwirtschaft aber nicht noch weiter zu befeuern, endet glücklicherweise die allgemeine Tragepflicht des Gesichts-Kaffeefilters kurz vor Austragung des Corona-Pommels. Dieser wiederum ist klar geregelt, was die neuesten Verordnungen (Infektionsschutz) und alten Regeln (Haftungsfreistellung) betrifft und zudem frei von einem auf finanziellen Gewinn ausgerichteten Leitbild - denn es wird nicht einmal Startgeld eingefordert (obwohl ein Kasten Hefeweizen als isotonisches Zwischendurch-Getränk bereitsteht)!
Der Start am Bahnhaltepunkt von Pommelsbrunn kann also ganz normal durchgeführt werden - im Block und ohne zusätzliche Erschwernisse. Eine kurze Einweisung in die jeweiligen Laufrichtungen der vier Runden und das Eintragen der persönlichen Zwischenzeiten am Start- und Zielpunkt geht der (persönlichen) 2021-er Wettkampfpremiere noch voraus. Pünktlich um 7:30 Uhr nimmt der übersichtliche Pulk von 23 Läufern dann Fahrt auf. Ein paar hundert Metern durch den Ort folgt der erste Anstieg auf der entgegen dem Uhrzeiger gelaufenen Nordschleife. Wir passieren den Zankelstein und mehrere horizontale und vertikale Zacken später den Leitenberg (wo ich uns zudem ins Gipfelbuch eintrage), biegen über die Ruine Lichtenstein und das Naturfreundehaus kommend, wieder in Pommelsbrunn ein. Es ist schwül und das bestehende Trainingsdefizit macht die Angelegenheit nun auch nicht gerade einfacher. Dementsprechend ist nach Runde 1, welche knapp zehn Kilometer mißt, schon ein gewisser Verschleiß feststellbar. Mit Getränken und etwas zum Beißen aus dem Freßkorb des Caddys wird dem allerdings nur minimal entgegengewirkt.
Runde 2 (die Südschleife im Uhrzeigersinn) beginnt mit dem Anstieg zur Mühlkoppe. Auch dort trage ich uns im ausliegenden Gipfelbuch ein - doch nur das Wieder-Auflaufen zu Ute stellt dann einen etwas größeren Kraftakt dar. Zum Glück bleibt uns heute die volle Sonneneinstrahlung erspart, mit 27°C ist es aber auch im Wald ganz schön schweißtreibend. Aber wir mogeln uns so durch! Spaß macht es natürlich nicht und als Ute dann auch noch die Vermessung eines Bergab-Schotterweges vornimmt, ist die Stimmung erstmal mehr als gedämpft. Mit Schürfwunden übersät und mit vom Auffangversuch geprellten Händen geht es jedoch nach einem sofort angewandten Erste-Hilfe-Kurs noch zaghafter weiter. Wir verlieren dadurch immer mehr an Tempo, kommen aber doch noch halbwegs voran. Im Anstieg von der Kapellenruine Arzlohe zum Aussichtspunkt Hohler Fels werden wir von zwei Frauen überholt, in deren Windschatten wir uns nun hängen.
Auf dem steinigen Ringwall übernimmt Ute dann sogar wieder die Führung und ich bin Schlußläufer des Quartetts, welches sich schnell auseinanderzieht. Durch den Bewuchs ist dann alles noch etwas unübersichtlicher und so kommt, was kommen muß: Ute nimmt an einem Abzweig die falsche Richtung und ich merke es nicht einmal. Ich dirigiere sogar an dieser Stelle die zwei Frauen auf den richtigen Weg und merke erst wesentlich später auf einer Lichtung, daß da eine Person fehlt. Also geht es für mich zurück, jedoch ohne eine Chance, Ute ausfindig zu machen. Nach einigem Hin und Her entscheide ich mich für ein Weiter Richtung Pommelsbrunn. Vielleicht war ja Ute doch schneller und ist schon in der Bauernhofsiedlung Reckenberg durch. Doch diese These bewahrheitet sich nicht. Sie steckt also noch irgendwo oben im Wald fest und wird mit ihrem Orientierungssinn vielleicht mit etwas Glück in Nürnberg wieder in der Zivilisation landen - so meine optimistische Prognose.
Währenddessen warte ich (knapp eine halbe Stunde) am Rundendurchlauf. An die Verpflegung im Caddy komme ich nicht, da Ute den Autoschlüssel mit sich führt. Unsere anvisierte Zielzeit U7 können wir vergessen, da Ute erst kurz vor 11:30 Uhr am Bahnhof aufschlägt. Einen Kommentar zum Geschehnis verkneife ich mir dabei und werde dies erst später häppchenweise und wohl formuliert "loswerden". Jetzt gilt es erstmal, wieder geordnet in die Spur zu kommen. Eine kleine Pause gibt es daher trotzdem, welche sich wenig später dann doch als zu überhastet beendet, erweist. Im steilen Anstieg vom Naturfreundehaus zur Burgruine Lichtenstein ist der Riemen 'runter. Die Wärme, der Sturz und das fehlende Training lassen immer mehr Trägheit in die Bewegungen einfließen. Wir entscheiden uns daher (obwohl wir noch genügend Luft bis zum Zeitlimit haben) für ein DNF. Wir wollen ja nun nicht noch den Rest der Strecke abwandern und entscheiden uns daher den Spuk zu beenden.
Wir kürzen Runde 3 daher um die Sektoren von Kreuzbergsattel und Zankelstein ab und tragen uns in der Ergebnisliste mit nur zwei absolvierten Runden aus. Naja, viel war heute mit uns nicht los! Ärgerlich, einen der wenigen für 2021 angesetzten Wettkämpfe vorzeitig zu beenden. Unsere Aufzeichnungen aus dem Fränkischen variieren je nach "persönlicher Streckenwahl" zwischen 30 und 32 Kilometern. Doch das ist, aufgrund des Sturzes, nicht primär. Ute kann letztendlich froh sein, so verhältnismäßig glimpflich davongekommen zu sein, auch wenn sich mittlerweile immer mehr ihrer angeschlagenen Körperstellen blau einfärben. Die für Sonntag geplante Radtour nach Böhmen ist definitiv nun auch kein Thema mehr, da Ute gar nicht in der Lage wäre, den Fahrradlenker zu halten. Solche Tage gibt es eben auch, sie sollten nur nicht zur Routine werden.