15.12.2019 | 9:22 Uhr | 42,195 km | 90 Hm+ | 100 Hm- | (kein Wettkampf) |
Mein Marathonlauf Nr. 38 steht vor der Tür - kein Jubiläum oder sonst irgendwas besonderes! ... und seit Nummer 37 ist fast genau ein Monat "Unberührtheit" mit dem Ausdauersport meinerseits über die hiesigen Laufstrecken gezogen. Das hat jetzt nichts mit Faulheit zu tun, sondern eher mit strikt eingehaltener Regeneration. Eine alte (vielleicht auch schon wieder längst überholte) Weisheit zur Erholungszeit nach einem Zweiundvierziger lautet nämlich: "For each mile a day." Bei 26 Meilen sind das nun mal 26 Tage - aufgerundet (weil in der Woche kein Marathonlauf ausgeschrieben war) eben 29 Tage.
Startpunkt für den 38. ist die Elbwiese unterhalb Königsteins, dem Originalschauplatz des Oberelbemarathon-Starts. Die Anzahl der Teilnehmer ist mit 70 allerdings wesentlich übersichtlicher, als zum Klassiker im Frühjahr. Die Anreise erfolgt eigenständig mit der Bahn, welche 8:22 Uhr vom Bahnhof Dresden-Mitte Richtung Königstein tingelt. Um den eigenen Adrenalinspiegel schon vorher etwas zu erhöhen, verschiebt sich die Abfahrt in Altchemnitz durch hausgemachte Belanglosigkeiten auf 7:30 Uhr. Der Wettkampf findet also schon auf der Autobahn statt und wird nach einer dreiviertel Stunde Fahrzeit am Parkplatz des Ostrageheges beendet. Punktlandung! Es regnet. Hektisch wird die Regenjacke im Laufschritt übergestreift. Sieben Minuten schnelles, fast schon zu schnelles "Einlaufen" bis zum Bahnsteig verbleiben ... jedoch genügend Zeit, um im Anschluß auch keine Fahrkarte lösen zu können, da der Automat Papiergeld verweigert. Diese Formalität kann allerdings ganz entspannt im Zug nachgeholt werden - der Adrenalinspiegel normalisiert sich wieder!
Auch in Königstein ist es bei 3°C ungemütlich naßkalt. Ein dritter Advent und natürlich die Veranstaltung hätten wahrlich besseres, winterlicheres Wetter verdient. Nicht benötigter Zwirn kann in einem Beutel bei einem Begleitfahrzeug abgegeben werden, welches ebenfalls das Ziel Steyer-Stadion anvisiert. Einer kleinen Ansprache folgt ein Mannschaftsbild vor der nebligen Silhouette der Festung und ein "Los geht's!" um 9:22 Uhr schickt uns in die Spur. Ganz gemächlich nehmen Ute und ich die "Herausforderung" an. Nach 2008 (Wettkampf in 3:28:26 h) und 2019 (Adventslauf in 3:45:57 h) ist es mein dritter Start auf dieser Strecke, bei Ute ist es nach 2008 (Wettkampf in 4:25:03 h) erst die erste Wiederholung. Dafür hat sie schon zwei "Halbe" im Rahmen des Oberelbemarathons bestritten: 2006 (2:04 h) und 2007 (1:54 h). Soviel zur persönlichen Elberadweg-Lauf-Statistik.
Wir sind langsam unterwegs, so langsam, daß wir uns die erste Bahnquerung am Ortseingang von Rathen gleich "doppelt" mit Wartezeit versüßen müssen: dem Personenzug in Richtung Dresden folgt (gefühlte Stunden später) der Güterzug gen Tschechei. Durch die lange Wartezeit ist das Feld der hinteren Gruppen nun auch wieder komplett. Im Ort ist dann wiederum die Schrankenanlage geschlossen, so daß wir im Pulk die kleine Verlängerung durch die Bahnhofsunterführung nehmen. Diese früh aufgedrängte Auszeit macht uns danach nicht schneller, auch wenn wir am Stück gleich mal noch 304 Pkw überholen werden - diese stehen jedoch in Reih' und Glied auf einem Zug, welcher uns später wieder erbarmungslos einsammelt. Ute's noch nicht ganz auskurierte Erkältung fordert ihren Tribut ... und das schon recht zeitig. Da heißt es nun des öfteren: Tempo verschleppen, um somit die Atmung zu verringern. Wir hangeln uns durch die insgesamt vier Verpflegungsstationen am Elbufer, wobei nach rund 30 Kilometern sogar Eierlikör mit auf dem Speiseplan steht.
Nach rund einer Stunde im Regen bessert sich das Wetter. Bei Pirna ist sogar mal kurz das Blaue vom Himmel zu sehen. Doch für den finalen Abschnitt über die Elbwiesen und das Terrassenufer gibt der Wettergott noch mal alles: Starkregen macht die letzten noch trockenen Fasern der Laufklamotten endgültig klitschnaß und der extreme Gegenwind läßt die Regentropfen auf der Stirn wie Hagel einschlagen. Tja, "Zu-spät-Kommende" bestraft nun mal das Leben ... und wir sind verdammt spät dran. So spät, daß wir sogar die dreiviertel Stadionrunde im Steyer-Stadion laufen könnten, die wegen des U19-Pokalspiels der Dynamo-Jugend gegen Bayer Leverkusen in einen Zieleinlauf hinter das Stadion-Casino umgewandelt wurde. Das Viertelfinalspiel ist längst Geschichte, der Fußballnachwuchs der Landeshauptstadt schickt die favorisierten Leverkusener mit einem 4:1 wieder zurück in ihren Chemiebetrieb. Keine Spur mehr von Jubel, Trubel, Heiterkeit!
Unser gemeinsamer Zieleinlauf nach 4:44:44,7 Stunden ist zwar sportlich kein Ruhmesblatt, aufgrund der genialen Zahlenkombination (die drei Zehntel Abweichung sind sicherlich ein Meßfehler!) ein kleiner Schenkelklopfer. Man muß ja schließlich immer das Positive aus einer verkorksten Sache ziehen und in diesem Fall gibt uns die Stoppuhr den Grund zur Zufriedenheit. Zufrieden ist auch der Mann in der offiziellen Dynamo-Nachwuchs-Akademie-Jacke, der am Eingang zum Casino lehnt - für mich der passende Ansprechpartner für ein Zielbild von Ute und mir. Fast hätte er diese Aufgabe auch eins zu eins umgesetzt ... wenn dies Bestandteil der Ausbildung in seiner Akademie gewesen wäre. Was soll's, so gibt es wenigstens mal richtig authentische Finisherbilder - dafür ein dickes Dankeschön und viel Erfolg im Halbfinale!
Mit Glühwein und Bratwurst, dazu Stollen und Milchkaffee klingt für uns der Marathonausflug ins Ostsächsische aus. Jetzt werden sicherlich wieder (mindestens) 26 Tage Laufpause bis zum nächsten Marathon vergehen. Diese Zeit des Innehaltens sollte man einfach seinem Körper gönnen! Mal sehen, ob's klappt.
... in diesem Sinne:
waldundwiesensport.de
wünscht ein besinnliches Weihnachtsfest
und alles Gute im neuen Jahr!