20.10.2012 - 11:00 Uhr - 27 km / 460 Hm+ / 460 Hm-
Der Kernberglauf ist mittlerweile Pflichtprogramm in unserem Laufkalender. Wo um alles in der Welt bekommt man für nur 10 Euro Startgebühr so ein einmaliges Landschaftslauf-Erlebnis geboten? Ein verwinkelter Rundkurs an den Hängen der Kernberge auf stellenweise engsten Pfaden mit ständig wechselndem Profil und herrlichem Ausblick auf Saaletal und die Stadt Jena entschädigt für die vorangegangene Mühe des Aufstiegs zu deren Plateau.
Leider will Jens nach seinem Altersklassen-Sieg in Einsiedel seiner Konkurrenz nicht schon wieder in die Suppe spucken und bleibt schweren Herzens der Veranstaltung fern. Er schickt zwar seinen Sohn, welcher wiederum "nur" auf der 15er Strecke unterwegs sein wird. Auch Bruno und Martin sind durch ihre Fußball-Punktspiele "laufbefreit". So müssen Ute und ich allein die Reise ins Thüringische antreten.
Es ist zwar Ende Oktober, aber die Sonne hat bei einem wolkenlosen Himmel nochmal 25°C mitgebracht. Zum Laufen ist das natürlich nicht so optimal, dafür verkürzt sich aber das Warmmach-Programm und die knappe Zeit bis zum Start kann anderweitig genutzt werden.
Kurz vor 11 Uhr ist der abgesperrte Startbereich schon gut gefüllt, als wir uns in die Reihen der rund 1.200 Läufer mogeln. Während ich mich schon sehr "defensiv" im Pulk einordne, versucht sich Ute noch weiter hinten. Der Start verzögert sich dann allerdings um zwei Minuten, da die nach ca. 400 Metern zu überquerende vierspurige Stadtrodaer Straße noch nicht freigegeben ist. Der Startschuß erfolgt "zeitversetzt" zum Countdown und 18 Sekunden danach passiere ich auch die erste Zeitmeßmatte am Startbogen.
Der Anfang ist immer etwas zäh, da viele "langsamere" Läufer den fließenden Verkehr blockieren. Spätestens mit Verlassen des Universitätssportzentrums werden die Wege breiter und die jeweiligen Leistungsklassen finden sich. So laufe ich in Wöllnitz zum "Kleinen Muck" Jan Borck auf. Er ist zwar eine Klasse über mir, aber er ist nicht so gut drauf und so können wir eine ganze Weile quatschend zusammen laufen. Am ersten leichten Anstieg zum Fürstenbrunnen, wo die 15-km-Läufer von der Strecke biegen, ist er jedoch schneller als ich und verabschiedet sich nach vorn.
Die ersten "Durchhalteparolen" zieren den Asphalt am Ortsausgang. Für mich allerdings noch zu früh, da ich mich in einer Art "Wohlfühltempo" bewege, welches sich dann jedoch am steilen Anstieg zur ersten Verpflegungsstelle rapide verlangsamt - mindestens 10 Plätze im Klassement büße ich dadurch ein. Die ersten 5 Kilometer in 23:35, das sind 4:43 Minuten im Schnitt - für meinen derzeitigen Trainingszustand akzeptabel!
Dem steilen Abstieg zur Johannisberghorizontale folgen die leicht profilierten Wege, auf denen man nicht überholen und auch nicht richtig Tempo aufnehmen kann, da sie sehr schmal und recht kurvig sind. Ich laufe in einer Neuner-Gruppe an vierter Position. Ich könnte zwar etwas schneller laufen, als meine "Zugpferde" mir vorgeben, aber ich will bewußt nicht ans Limit gehen - meine Vorjahres-Zielzeit von 1:59 Stunden erreiche ich heute sowieso nicht. Also schön den Anderen hinterher und die Kraft für die zweite Hälfte sparen. Der Schnitt sinkt dadurch allerdings auch auf 5:17 Minuten für die Strecke zwischen den Kilometern 5 und 10.
Zwei Läufer aus dem Führungstrio brechen bis zur zweiten Verpflegungsstation bei Kilometer 12 weg. Dort trinke ich erstmal reichlich, ehe es weiter bergab zur Kluge-Horizontale geht. Dort geht der Läufer vor mir zur Seite und ich soll gegen meinen Willen vorbeiziehen. Es gelingt mir sogar einen Vorsprung herauszulaufen, aber ungefähr bei Kilometer 13,5 ist mir dann doch der Weg zu schmal - ein falscher Tritt, ich stürze und rutsche am Hang hinab. Sch..ße!! Schnell wieder hoch auf die Strecke, ein kurzer "Check" - alles noch dran, die Hand schmerzt und nur das linke Knie ist auf. Die ersten Schritte sind unrund, aber der Ärger über das Mißgeschick übertüncht den Schmerz.
Mit einem Schnitt von 5:03 Minuten werden die nächsten 5 Kilometer von der Uhr registriert, mittlerweile sind das 5 min/km auf die zurückgelegte Distanz und würde einer Zielzeit von 2:15 Stunden entsprechen. Nach 16 Kilometern laufe ich zum "Kleinen Muck" auf und überhole ihn auch. Er ist nicht der einzige Läufer, den ich passiere. So nach und nach schiebe ich mich weiter nach vorn. An der Verpflegung am Steinkreuz nehme ich neben Wasser und Tee auch den Becher mit Bier. Wenn schon die Zeit nicht stimmt, soll wenigstens der Genuß nicht zu kurz kommen.
Noch 8,9 Kilometer sind es jetzt bis zum Ziel, fast nur noch bergab. Jetzt macht das Laufen sogar richtig Spaß, da ich keinerlei "Verschleiß" spüre - 4:15er Schnitt bis Kilometer 20. Am letzten Getränkestand kurz vor Wöllnitz gibt es deshalb zur Belohnung gleich nochmal einen Köstritzer-Schwarzbier-Becher. Durch den Ort führt die Strecke dann hinab zur Fußgänger-Brücke über die Stadtrodaer Straße. Das "Noch 3 km"-Schild steht hier zweimal (einmal vor und einmal nach der langezogenen Brücke) und sorgt bei mir für etwas Verwirrung.
Die Kilometer 20 bis 25 laufe ich in einem 5:03er Schnitt - habe ich etwa vom Bier schwere Beine? Egal, jetzt sind es ja nur noch 2.000 Meter bis zum Zielbogen. Am Ernst-Abbe-Sportfeld, dem Stadion des FC Carl-Zeiß Jena, vorbei zum Unisportgelände, dort eine dreiviertel Stadionrunde und nach 2:09:48 Stunden ist der Lauf für mich beendet. Zufrieden bin ich trotz meiner mit Abstand schlechtesten JK-Zeit dann doch - mir war es zwar viel zu warm, aber dafür gab es eine Aussicht, die wir so beim Kernberglauf noch nicht hatten. Und das sollte man ja auch mal genießen!
Ergebnis 27 km - Männer: 364 Finisher
1. Flade, Matthias (TV Münchberg) - 1.M30 - 1:42:04
2. Hubert, Stefan (SV Sömmerda) - 1.M20 - 1:42:49
3. Heisch, Philipp (SG Adelsberg) - 2.M20 - 1:45:03
4. Koch, Dominik (Rennsteiglaufverein LG Süd) - 1.M35 - 1:46:32
5. Schlegel, Tom (TC Fiko Rostock) - 3.M20 - 1:47:23
6. Liston, Chunky (Team Salomon) - 2.M30 -1:47:55
50. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 7.M40 - 2:09:48
Ergebnis 27 km - Frauen: 53 Finisher
1. Rexhäuser, Stefanie (Team Salomon) - 1.W30 - 2:00:56
2. Kruhme, Nicole (Rennsteiglaufverein LG Süd) - 1.W20 - 2:01:43
3. Straub, Kerstin (Team Salomon) - 2.W20 - 2:05:03
4. Schröder, Jana (Copacabana Läuferinnen) - 1.W40 - 2:21:52
5. Hanft, Judith (Jena) - 2.W40 - 2:23:32
6. Giannetti, Caterina (Aktion Laufwind) - 2.W30 - 2:23:54
14. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 1.W45 - 2:36:52
Veranstalterseite: www.kernberglauf.de