16.12.2012 - 10:30 Uhr - 42,88 km / 600 Hm+ / 600 Hm-
Blick von Berbisdorf auf Chemnitz.
Es sollte die Erstbegehung des "Rund um Chemnitz"-Klassikers im Winter werden. Die gesamte Woche über gab es Winterwetter aus dem Lehrbuch, nur zum Wochenende hin wurde es ungemütlich - Regen und Tauwetter setzen der weißen Pracht ordentlich zu. Der Sonntag bietet dann allerdings nach anfänglichen Regenschauern am späten Vormittag ein Schönwetter-Loch im tristen Taualltag.
Vielleicht gelingt es mir ja wenigstens einen Teil des Weges abzulaufen. Also rein in die Gore-Tex-Schuhe und ab zur Originalstrecke, zum Aussichtspunkt "Pappel" zwischen Einsiedel und Harthau. Bis dorthin sind es ca. 4,5 Kilometer, die ersten zweieinhalb davon gehen den Verhältnissen entsprechend gut, doch ab dem Pfarrhübel wird's abenteuerlich: entweder tiefer Schnee mit Fahrspuren bzw. Festgetrampeltem oder freigetautes Feld, dazu Wasser oder Eis auf der Plattenstraße. Die Lauf-Ideallinie ist in diesem Fall nicht die kürzeste Strecke, sondern die mit dem geringsten Nässefaktor.
Schon an der Pappel erfolgt meine erste Streckenänderung, ich laufe weiter Richtung Berbisdorf und nicht entgegengesetzt dem Original nach Harthau hinab. Der Weg ist zwar nicht besser, aber ich probiere es trotzdem. Ab Berbisdorf endlich schnee-, eis- und matschfreie Straße, aber nur bis kurz hinter die überquerte B95. Auf dem flächenmäßig großzügig abgetauten Landwirtschaftsweg nach Klaffenbach warten allerdings auch noch Schneewehen, in denen ich bis über die Knie versinke.
Das zwischen 1555 und 1560 erbaute Wasserschloß Klaffenbach.
Im Wasserschloß Klaffenbach ist irgendein Markttag, dementsprechend groß ist der Auflauf. Also schnell weiter, hoch zum ehemaligen Vorzeigeobjekt "Heckert-Wohngebiet", einer Plattenbausiedlung, welche durch ihre Schlichtheit den Ruf der "Arbeiterintensivhaltung" inne hatte. Im Stadtteil Hutholz (das ehem. Baugebiet VIII) befinde ich mich wieder kurzzeitig auf der Originalstrecke von "Rund um Chemnitz". Über die B169 auf der Neukirchner Straße nach Stelzendorf hinab und weiter Richtung Schönau ist Straßengelatsche.
Die Stelzendorfer Straße entlang über die B173 und die Zwickauer Straße zum Park Schönau, weiter am "Sportkomplex Schönauer Höhe" vorbei auf kürzestem Weg durch eine Kleingartenanlage zur Limbacher Straße im Stadtteil Altendorf - mal Asphalt, mal Schneemulm sorgen für ständig wechselnden Laufuntergrund. An der Halbmarathonmarke gibt es nach 1:58 Stunden Laufzeit ein Gel zur Aufmunterung. Den Auberggrund hoch ins Flemminggebiet ist noch Genußlaufen, dann gibt's wieder eine Schneehuckelpiste in und durch den Crimmitschauer Wald zum "Max-Planck-Stadion".
Die Frischbornquelle mitten im Wald dient mir als Wasser(verpflegungs)station. Am Botanischen Garten, dem Küchwald-Krankenhaus und dem Eissportkomplex an der Leipziger Straße (B95) vorbei führt die Tour in den Küchwaldpark. Die Wege dort lassen sich auch nicht besonders gut laufen, das wird erst unten auf den Straßen rund ums Umspannwerk besser. An der Blankenauer Straße (B107) zeigt ein Thermometer 12°C an - soll ich das jetzt wirklich glauben? Wieso laufe ich dann mit langen Hosen und langem Hemd?
Sachsens höchstes Bau- bzw. Kunst(??)werk: der 301,8 Meter hohe Schornstein im HKW Nord.
Auf der Emilienstraße erreiche ich Hilbersdorf, die B169 und die B173 querend bin ich im Zeisigwald. Auf der Silvesterlaufstrecke hoch zur Zeisigwaldschänke war ich auch schon schneller unterwegs, aber der Boden und die mittlerweile müden Beine geben nun mal nicht mehr her. Bis zum Start- und Zielort von "Rund um Chemnitz", dem Sportplatz des TSV IFA, laufe ich "original", nur entgegengesetzt. Ab der Heideschänke weiche ich wieder auf die Straße aus, nachdem ich mir im Wald die Schuhe nochmal ordentlich mit Tauwasser gefüllt habe.
Am Hirschplatz im Zeisigwald.
Jetzt nur noch auf kürzestem Weg nach Hause! Das zweite Gel wird eingeworfen und der Beutel mit dem Abfall ordnungsgemäß im Papierkorb an der Bushaltestelle Walter-Klippel-Straße entsorgt. Augenblicke später bin ich wieder beim Papierkorb und wühle meinen Müll wieder 'raus, da war doch noch was im Abfallbeutel - eine Kohlenhydrat-Tablette, welche ich noch vom TDG übrig hatte. In der jetzigen körperlich angeschlagenen Situation kann ich auf so etwas natürlich nicht verzichten, auch wenn der Außenstehende denkt, Jogger ernähren sich neuerdings von Abfällen der Busreisenden.
Durch Adelsberg, parallel dem Südring entlang über Reichenhain nach Altchemnitz schließt sich für mich nach 4:13 Stunden die kleine Runde um Chemnitz, oder besser gesagt "um den Stadtkern von Chemnitz".