09.12.2018 | 11:30 Uhr | 10 km | 2 Hm+ | 0 Hm- |
Nach fünfjähriger Abstinenz schauen Ute und ich mal wieder am Zwickauer Schwanenteich vorbei - natürlich nicht zum Füttern des namengebenden Federvieh's oder zur Bootspartie auf dem Gewässer im Stadtinneren. Nein, unser Auftrag ist ganz ambitionierter Natur: im Rausch der letzten Wettkampfergebnisse, welche Ute stets unter ihrem bis dato gültigen Bestwert abschloß, soll nun auch der flache Zehner in Zwickau für eine neue 10-km-Bestmarke herhalten. Diese dürfte irgendwo bei 46 Minuten liegen, was aber nicht groß nachgeforscht wird, denn Ute's Ergebnislisteneintrag sollte schon (der Großspurigkeit halber) unter der 45er Marke bleiben.
Nun ist Zwickau ja gewissermaßen ein wahres Eldorado für Parkplatzsucher und daher für seine überproportional vielen Parkplätze bekannt - reihenweise stehen sie für "Bewohner Nr. soundso" oder für eine Parkdauer von immerhin 30 Minuten zur Verfügung. Nur wenn man mal als Auswärtiger etwas länger verweilen will, wird man schnell den rechtlich abgesteckten Rahmen verlassen und illegal seine Droschke zwischen den Fahrzeugen anderer Gesetzesbrecher plazieren müssen. Bevor es also zum Rundendrehen um den Schwanenteich geht, wird der Stadtkern der "Wiege der sächsischen Automobilindustrie" mehrfach umkreist, um zu guter Letzt den Wagen in einer Sackgasse (welche wiederum nur für Anlieger befahrbar ist) verschwinden zu lassen.
Durch die ausgedehnte Stadtrundfahrt bleiben noch gut 20 Minuten bis zum Start. Die Wortwahl des Fahrzeugführers über die innerstädtischen Zusatzkilometer ist nicht gerade von vorweihnachtlicher Stimmung geprägt und die Halsschlagader arbeitet schon, als müßte sie im oberen GA2-Bereich agieren. Fehlt nur noch bei unserer Rückkehr zum Fahrzeug die freundlich formulierte Einzahlungserinnerung des Ordnungsamtes hinter dem Wischerblatt. Über diese, mit relativ hohen Chancen belegte Möglichkeit der Zusatzfinanzierung des Zwickauer Stadthaushaltes informierte im Vorfeld u.a. der Whats-App-Gruppenchat unseres Laufvereines. Trotz aller Warnungen bleibt die Kiste treten, wo sie jetzt steht! Dafür sparen wir im Gegenzug die (relativ hohe) Nachmeldegebühr durch unsere Voranmeldung und können uns nun die Startnummern sogar, nach telefonischer Rücksprache, gleich noch (vereinsintern) an der Laufstrecke abholen und müssen nicht erst noch die Westsächsische Hochschule aufsuchen, wo diese Formalitäten normalerweise abgehandelt werden.
Doch was ist das? Wer kommt denn auf die Idee, mich mit Startnummer 1 in Verbindung zu bringen? Das Alphabet sicherlich nicht und Vorjahressieger oder Streckenrekordhalter bin ich ja nun auch nicht! Früher beim Fußball hatte ich öfter mal die "1" - als Rückennummer, aber die Startnummer 1 beim Laufen wurde mir noch nie zuteil. Sicherlich ist prozentual gesehen die Möglichkeit, diese Zahl beim Wettkampf durch die Gegend zu tragen, nicht anders, wie bei jeder anderen Nummer. Doch die "1" ist schon eine große Bürde. Sie berechtigt zwar, das Warmmachen auf große Sprüche und allerlei Läuferlatein zu reduzieren und später den Startblock noch kurz vor knapp von vorn zu betreten. Doch ganz so ausarten lassen will ich diese Rituale nun nicht - schließlich "schwimme" ich mit Ute heute nur irgendwo am Rande des Schwanenteiches mit ... sozusagen im Nichtschwimmerbecken, wo sich die "kleinen Fische" wohlfühlen.
Doch dieses Wohlfühlen geht heute ein bißchen zu weit, denn schon nach der ersten Runde ist klar: wenn hier nicht noch eine ganz gewaltige Steigerung stattfindet, wird es wohl beim 08/15-Adventsausflug nach Zwickau bleiben. All' meine Bemühungen ein wenig mehr Zack in den Ablauf zu bekommen, scheitern und so kann ich mich umdrehen wie ich will - Ute wird nicht mehr schneller! Auch die von mir angebotenen Lücken, welche sie nur zulaufen braucht, schließt sie nicht! Der Stecker ist gezogen und das ziemlich zeitig. Jetzt nur noch abhaken! Als Zwischenzeit nach drei der sechs 1.700-Meter-Runden registriere ich eine 24:05 - das würde laut Adam Ries 'ne 48er Zielzeit ergeben. Voraussetzung ist natürlich kein weiterer Verfall in den Genießerstatus.
Zieleinlauf auf beengtem Raum, der Frau gebührt dabei der Vortritt - Ziel erreicht, doch sportlich weit verfehlt: 47:34 bzw. 47:35 Minuten stehen für uns in der 2018er Adventslauf-Akte! Enttäuschend! Zur Strafe gibt es daher noch eine Extrarunde - im Schlurfschritt mit Denise und Tino ... es wird aber mehr eine gnadenlose Wettkampfauswertung als ein regenerierendes Auslaufen. Und damit es auch mal so richtig weh tut, gibt es später für uns Bummelanten unter der Dusche nur noch eiskaltes Wasser. Das warme Wasser hätten die Studenten vom 5-km-Lauf ausgiebig genutzt, erzählt dabei der Volksmund. Heimvorteil (in der Westsächsischen Hochschule) sozusagen genutzt!
Für Ute reicht es heute mal "nur" zum 2. Altersklassenplatz bei der Siegerehrung, wo Platz 1 mit 44:58 Minuten und einem Stollen als Präsent nach Leipzig geht. Für Ute stehen jedoch zwei gute Flaschen Wein zur Verfügung, welche sicherlich über den Status der "ersten Verliererin" hinwegtrösten dürften.
Gesamt | weibl. | männl. | Altersklasse | ||
92. / 241 | 8. / 63 | W50: 2. / 10 | Herfurt, Ute | 47:34,0 min | |
93. / 241 | 85. / 178 | M45: 12. / 23 | Delling, Thomas | 47:35,0 min |