29.07.2012 - 9:30 Uhr - 5,5 km / 775 Hm+ / 25 Hm-
"Cronometro del Nara" - die "(Stopp-)Uhr von Nara", so die freie Übersetzung. Klingt schon mal interessant und auch die Streckendaten lassen aufhorchen! Ein Blick ins durchtrainierte Starterfeld verrät Ute und mir aber auch, das wir zwei hier nichts durcheinander bringen werden und letztendlich um die hinteren Plätze in der Ergebnisliste kämpfen.
Eher ungewöhnlich für diesen Berglauf ist, das er nicht im Tal in Acquarossa (528 m üNN) gestartet wird, sondern auf "halber Höhe" in Leontica (851 m üNN). Also "eiern" wir am Vorabend (nach ca. 800 Kilometern Anreise) bei strömenden Regen die Serpentinen mit dem Fahrzeug hoch zum Startort. Dort finden wir nach kurzer Suche in der Dunkelheit einen zum Schlafen geeigneten Parkplatz, wo wir es uns "gemütlich" machen. Der Schlaf hält sich bei mir aber in Grenzen und so bin ich ab 5 Uhr am Erkunden der Gegend.
Der Regen hat über Nacht aufgehört, um am nächsten Morgen gegen 6:30 Uhr mit einem Gewitter der deftigeren Art zurückzukehren. "Sind wir jetzt umsonst hier?", fragen wir uns. Aber nach gut einer Stunde ist der ganze Spuk vorbei und der Tag zeigt sich mehr und mehr von seiner freundlichen Seite. Gegen 8 Uhr treffen dann auch die ersten Läufer ein. Wir begeben uns mit ihnen zur Ortsmitte, wo in der Zwischenzeit ein Startareal aufgebaut wurde.
Bei der Startunterlagenabholung gibt es zur Nummer noch ein Glas Honig dazu und das wahlweise für 20 Schweizer Franken oder 20 inflationäre Euro. Auch seine individuelle Startzeit bekommt jeder Teilnehmer mitgeteilt. Da die Strecke keinen üblichen Massenstart zulässt, werden die Läufer im 30-Sekunden-Takt auf die Reise geschickt. Dabei ist die Reihenfolge der Anmeldung entscheidend - wer zuerst meldet, der läuft auch zuerst. Da ich uns vorgemeldet hatte und mich dabei natürlich vor Ute in die Tastatur gedrückt hatte, muß ich auch eine halbe Minute vor Ute ins Rennen. Ich appelliere daher noch einmal ausdrücklich an ihren Sportsgeist, mich nicht zu überholen!
Die Wolken haben sich verzogen und die Sonne heizt von oben ordentlich ein. Ich stehe an der Startlinie, 9:41:00 Uhr muß ich los. Der Sprecher hat Probleme meinen Namen auszusprechen, bei "Üt Erfür" merkt er, das wir aus "Germania" kommen und so die Veranstaltung neben Schweizern und Italienern noch etwas "internationaler" wird.
Der erste Kilometer führt auf Asphalt durch den Ort zur Hängebrücke über den Ridi Prugiasca. Die 3:04 Minuten welche da auf meinem "Cronometro" stehen, kommen mir allerdings doch etwas zu schnell vor, auch wenn dieser Abschnitt fast die gesamten Gefällemeter beinhaltet. Auf der Hängebrücke bin ich zu meinem Vordermann aufgelaufen und durch die entstehenden Schwingungen geht nun jeder zweite Schritt ins Leere. An der Spitzkehre bei der Kirche San Carlo di Negrentino beginnt nun der Aufstieg - steil und sehr direkt, nur einmal wird, im oberen Teil der Strecke, eine Serpentine "ausgelaufen".
Die zu passierenden Wiesenabschnitte sind zwar wunderbar abgetrocknet aber die engen Waldwege (Laubengänge) sind vom Regen ausgespült und nicht einfach zu absolvieren. Glücklicherweise gibt es auf dieser kurzen Distanz immerhin 3 Wasserstellen, die bei der inzwischen herrschenden Hitze von mir nicht ungenutzt bleiben. Auf den ca. 3,5 Kilometern von der Kirche bis zur Siedlung Piede del Sasso (1.541 m üNN) werden etwa 750 Höhenmeter abgehakt.
Ein Schild alle 500 Meter läßt mich bei den Zwischenzeiten dann auch immer wieder staunen: 4:56 - 6:15 - 6:45 - 4:36 - 5:17 - 5:17 - 4:26 und das jeweils für einen halben Kilometer! Dafür kann ich den letzten (fast "flachen") Kilometer mit 5:15 Minuten laufen. Letztendlich konnte ich mir, entgegen meinen Befürchtungen, ein paar vor mir Laufende "schnappen" - überholt hat mich niemand, auch nicht Ute! Aber die zeitlich kurz hinter meinem Zieleinlauf einkommenden hohen Startnummern lassen natürlich auf die Klasse der Beteiligten schließen. Ute hole ich dann etwas zeitversetzt 600 Meter vorm Ziel in Pro Marsgial (1.563 m üNN) ab.
So nach und nach füllt sich das Zielgelände von Addi mit Läufern. Ein Nudelgericht gibt es noch für jeden Teilnehmer und wir "braten" bis zum Aushang der Ergebnislisten in der Sonne. Danach machen wir uns aber auf den Weg ins Tal, da wir uns noch um ein Quartier für den "Trail Ticino" in Airolo kümmern müssen.
Fazit: eine familiär durchgeführte Laufveranstaltung mit nur 90 Teilnehmern (89 Finishern), tollem Kurs und grandiosem Ausblick auf die umliegenden Berge.
Bilder gibt es hier!
Ergebnis Männer:
1. Gwerder, Sacha (SC Unterschaeden) - 1.M20 - 35:41,9
2. Ciaponi, Fabio (Talamona) - 1.M50 - 36:21,0
3. Niederberger, Andreas (Team Staibsuigerschluich) - 1.M40 - 37:05,2
4. Huber, Max (Altdorf) - 2.M50 - 37:12,3
5. Kappenberger, Andrin (FSSI/Cavigliano) - 2.M20 - 38:00,1
6. Birra, Fiorenzo (GP Leventina) - 3.M50 - 38:19,7
33. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 8.M40 - 45:44,3
66. Derighetti, Rico (GAD Dongio) - 14.M60 - 1:14:06,5
Ergebnis Frauen:
1. Falconi, Manuela (SFG Biasca) - 1.W35 - 41:14,1
2. Malagoni, Giulia (SC Cunardo ASD) - 1.W20 - 42:03,3
3. Soldini, Linda (GAD Dongio) - 2.W35 - 42:08,2
4. Rossi, Rosalba (GAB Bellizona) - 2.W20 - 43:07,0
5. Bragagnolo, Jeanette (SAB S. Antonino) - 3.W35 - 43:34,6
6. Cavalli, Giovanna (Runner's Bergamo) - 1.W45 - 43:44,5
17. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 7.W45 - 56:13,5
23. Carenini, Zuleika (RCB Bellizona) - 7.W35 - 1:07:02,6
Veranstalterseite: www.sciclubnegrentino.ch/scn/attivita_estive.php