21.07.2012 - 4:53 Uhr - 58,3 km / 905 Hm+ / 905 Hm-
In 293 Tagen ist es wieder so weit, die 4. Auflage der (offiziellen) Chemnitz-Umrundung steht an! Da muß man natürlich auf den Punkt fit sein! Also lieber schon mal etwas eher mit dem Training dafür beginnen, als es wie gewohnt "schleifen" lassen. Und wo kann man besser seine Fitness für diesen Lauf erwerben als auf der Originalstrecke?
Am Mittwoch wollte es der Zufall so, das mich Tilo zum Ablaufen der Chemnitzer Nordhalbkugel (vom Sportplatz des TSV IFA bis zum Totenstein) einlud. Da Steffen aus Plauen diesen Abschnitt noch nicht kennt, gab es für ihn von den "Rund um Chemnitz"-Veranstaltern eine geführte Kennenlern-Tour. Aber "Halbrund um Chemnitz"? Das erscheint mir dann wieder etwas unrund, vor allem bei der Logistik, da Ausgangs- und Endpunkt des Laufes dann doch eine zusätzliche Autofahrt beanspruchen.
Start solle 8:30 Uhr in Gablenz sein. Da ich aber für das 14 Uhr stattfindende Spiel des CFC gegen Babelsberg Karten für meine Kinder und mich habe, fällt ein anschließendes Ablaufen der Südroute aus Zeitgründen schonmal weg. Also muß ich meinen Arsch mal etwas zeitiger aus den Federn heben und die Geschichte vorher erledigen.
Vier Uhr klingelt der Wecker, der Laufkrempel liegt griffbereit da und trotzdem bin ich erst kurz vor 5 Uhr an meinem Ausgangspunkt, dem Folklorehof in Grüna (ca. 2 Kilometer unterhalb des Totensteins). Dort kann ich mein Fahrzeug beruhigt abstellen, noch ein Startfoto und los geht´s. Es ist noch duster und die Straßen sind menschenleer.
Über den Wiesengrund laufe ich im 6:15er Tempo hinüber zur Sparkasse in Mittelbach. Fast wäre ich im Tran diesen Verpflegungspunkt angelaufen, aber heute früh steht hier natürlich niemand zum Getränke und Süßigkeiten verteilen. Schade! Weiter geht´s also über die Wiesen nach Neukirchen und Stelzendorf. Die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Wolken - herrlich, nur auf den gemachten Fotos kommt das nicht so ´rüber. Es folgt die Querung des Chemnitzer Heckert-Gebietes, an der Klaffenbacher "Ölbude" vorbei zum Eisenweg in den Harthwald.
An dessen Ende gönne ich mir erstmal eine kurze Rast: so werden die illegal mitgeführten Steine aus den Schuhen entfernt und der Magen mit einem Gel und einem Riegel aufgefüllt, bevor es hinab ins Würschnitztal nach Harthau geht. Die Alte Harth hoch zum Aussichtspunkt Pappel, dann steil ´runter ins Zwönitztal nach Einsiedel zum Wassertretbecken im Niedereinsiedler Wald. Auf eine Kneippkur verzichte ich und laufe weiter hinauf zur Zschopauer Straße. Dort ist der Verkehr so dicht, das ich die Straßenseite nicht sofort wechseln kann.
Auf 488 m üNN steht allerdings dort ein Buswartehäuschen, welches mit allerhand Wissenswertem aufwartet. So sind es bis zum Mittelpunkt der Erde z.B. 6.381 Kilometer, bis Las Vegas sind es 2.688.400 DM (in Markstücken) und die Pilsner Urquell(e) ist 355 Kilometer entfernt.
Über Kleinolbersdorf-Altenhain erreiche ich den höchsten Punkt der Strecke, den Adelsbergturm. Von hier geht es fast nur noch bergab zum IFA-Sportplatz. Ich wähle allerdings von Euba aus den Radweg nach Adelsberg und nicht den Trail am Eibsee vorbei, da ich heute schon genug Tau vom Gras mit meinen Schuhen aufgesammelt habe. Nach 3:15 Stunden und knapp 32 Kilometern bin ich bei meinen drei Mitstreitern (für die Nordstrecke) angelangt. Die Beine schmerzen schon ganz ordentlich, aber das dürfte nach dem vorangegangenen Wochenende normal sein.
Nachdem mir Tilo noch 2 Flaschen Wasser zum Auffüllen meiner Trinkblase gegeben hat sind wir nun zu viert unterwegs. Durch den Zeisigwald Richtung Hilbersdorf gibt es viel zu erzählen. Wir laufen am ehemals größten Rangierbahnhof des Deutschen Reiches vorbei, doch dessen Zustand ist heute erbärmlich. Das Bahnhofsgebäude ist verfallen, das dazugehörige Reichsbahnbad und den Fußballplatz am Heizhaus gibt es auch schon lange nicht mehr.
Auf dem Weg durch den Schnellen Markt und den Sechsruthenwald erklärt uns Siggi, wie die Wälder zu ihrem Namen gekommen sind. Ich würde ja gern weiterhin an dieser Heimatkunde-Tour teilnehmen, doch die Schmerzen im rechten Oberschenkel werden immer stärker und ich kann nicht mal mehr einen 6:30er Schnitt laufen. In Draisdorf, nach rund 44 Kilometern, muß ich Siggi, Tilo und Steffen ziehen lassen, da ich ihnen ihren Lauf nicht versauen will. Ich hoffe aber trotzdem auf eine Ankunft am Totenstein, dafür muß ich aber die Originalstrecke verlassen und über Röhrsdorf abkürzen.
Von Heinersdorf bis Wittgensdorf ist erstmal "wandern" (9:15 bis 9:45 min/km) angesagt. Wenn es wieder halbwegs geht, verfalle ich kurz in eine Art Laufschritt. Mit dem Genuß von einem Gel und einem Riegel "baue" ich mich wieder auf. Auf der Ringstraße um den Einkaufstempel "Chemnitz Center" nehme ich die fragenden Blicke der Wochenendkonsumenten (Wo will der denn so kostümiert hin? Tut´s nicht zum Wandern auch eine Kniebundhose?) in Kauf. Kurz vor der Leipziger Straße laufe ich dann nicht (wie gewohnt nach links) Richtung Chemnitz, sondern geradeaus nach Röhrsdorf.
Auf dem Goetheweg laufe/wandre ich den gesamten Ort Richtung Kändler ab. Es gibt viel zu sehen, von alter Technik, wie L60, ZT300 oder gar K700 über eine Straußenfarm bis hin zu einem Dammwild-Gehege. Am Ende dieser Straße biegt die Haardt Richtung Autobahnanschlußstelle Limbach-Oberfrohna ab. Der Trinkrucksack ist nun leer, das dritte Gel kann ich nicht mehr ordnungsgemäß ´runterspülen und im Mund klebt es. Dafür liege ich aber zeitmäßig nicht so schlecht.
Bevor ich in den Rabensteiner Wald abbiege, erkläre ich noch einer Frau an der Autobahn-Auffahrt den Weg nach Zeulenroda (!!). Jetzt ist es nicht mehr weit und am Totenstein warten die Drei im Biergarten auf mich. Mein kraftloser Zustand wird mit einem von Tilo ausgegebenen Glas Radler "behandelt". Den Gang auf den Aussichtsturm schenke ich mir heute und der letzte Ritt hinunter nach Grüna zum Auto ist auch noch irgendwie machbar. Letztendlich stehen 6:47:42 Stunden auf der Uhr, für heute ganz akzeptabel. Ob diese Leistung aber in 293 Tagen langt?
Bilder gibts hier!