24.05.2023 / ab 16:00 Uhr / 400-m-Sportplatzrunden
"Laufend gegen Krebs" macht Station in Chemnitz. Am Morgen flattert diese Info auch auf Utes Schreibtisch. Das Prinzip der Veranstaltung beruht dabei auf ganz normalem Laufsport, der durch irgendeinen "Strohmann" finanziert wird und mit dessen Geld Projekte zugunsten von Krebspatienten unterstützt werden. Man kann diese Spenden mit einem Festbetrag oder einem Geldbetrag pro gelaufene Runde umsetzen.
Na klar, machen wir da mit! Damit wird jedoch der Arbeitstag umso hektischer, denn irgendwann am Nachmittag startet das Rundengedrehe auf dem Sportplatz an der Forststraße. Hektisch wird es dabei aber nur für Ute, denn sie muß während der Arbeitszeit noch ihren Arbeitgeber von der Sache überzeugen und entsprechende Sponsorenverträge für uns Zwei aushandeln. Ich tippe nach den erfolgreichen Vertragsverhandlungen nur schnell die erforderlichen Daten in die Rechnertastatur und kann mich sonst schon der mentalen Vorbereitung auf den Lauf widmen.
Für Umweltservice Lohr im Einsatz: als "Läufer" oder als freischaffender Diesel-Somelier
Natürlich setzt unser Sponsor auch Bedingungen an sein Engagement. So sollten wir, dem Firmengeist folgend, "umweltverträglich" anreisen, was wir auch prompt mit dem Fahrrad erledigen - was sich bei dem Baustellen-Hindernisparcours in Chemnitz allerdings auch als wesentlich nervenschonender erweist. Dazu müssen wir kunststofffreie Baumwollhemden aus dem Fundus der betriebsinternen Kleiderkammer tragen, welche dort erst ab der Größe XL verfügbar sind. Sie bestechen durch ihr mattgraues Design, bei dem das Firmenlogo höchstwahrscheinlich im umweltfreundlichen Kartoffeldruckverfahren aufgebracht wurde. Ein Unternehmen im Einklang mit dem Planeten, dem Sonnensystem und den Mondphasen - bei dem ich ab und zu als Helfershelfer zum Austausch kontaminierten Bodens hinzuzitiert werde. Das ist jetzt zwar weit entfernt von der Waldlagerfeuer- oder Bauwagenromantik meines Berufes, aber ein angenehmer Zeitvertreib zum monotonen Sägen- oder Hackerlärm. So auch heute, denn, wo kann man besser seine sportlichen Verbindlichkeiten kaschieren als bei einem Läufchen zwischen hunderten von Teilnehmern (nicht Läufern), die meist die Ideallinie versperren? Bei diesem Lückengespringe kann man sich voll verausgaben (was man sich natürlich nicht anmerken lassen darf) und kann dann immer noch darauf verweisen, daß die katastrophalen Umstände gar kein besseres Ergebnis zuließen (welches man unter halbwegs normalen Bedingungen locker abgeliefert hätte). Man kann sich heute also die Zeit mit Laufen vertreiben, obwohl man gar kein Läufer (mehr) ist.
Der Sog der etwas über eintausend Läufer, Wanderer, Geher, Spaziergänger und anderen Spezies ist schon rund eine dreiviertel Stunde im Gange, als wir uns in die ausgetretenen Spurrinnen der Aschebahn einreihen. Tempo brauchen wir ja nicht aufnehmen, denn dafür sind wir zu untrainiert und der vorgegebene Rhythmus reicht uns vollkommen aus. Am Ende des Spektakels mißt die Uhr 19,2 Kilometer, während die Urkunde nur 46 Runden (a 400 Meter Ideallinie) ausweist. Ob die Differenz von 800 Metern nun auf die Meßungenauigkeit des Satelliten oder die vielen Zickzacks zurückzuführen ist, ist zweitrangig. Hauptsache, wir haben uns mal wieder bewegt, dazu noch an der frischen Luft (durch die unmittelbare Nähe des Zeisigwaldes) und haben einen kleinen Beitrag zur Linderung des durch Krebs verursachten Übels geleistet. Im nächsten Jahr wollen dann sogar noch weitere "Umweltdienstleister" am Spendenlauf teilnehmen, so der Tenor aus der Büroetage. Man darf gespannt sein, welchen Fortbewegungsmodus sie dabei wählen werden.