31.12.2023 / 9:15 Uhr / 12,5 km / 210 Hm+ / 210 Hm- / Gruppenlauf
Der letzte Tag vor dem Jahreswechsel ist gewohnheitsgemäß der, an dem man noch einmal krampfhaft versucht, ein verkorkstes Jahr wenigstens etwas geradezubiegen. Dafür gibt es dann die sog. Silvesterläufe, bei denen man im Wettkampfmodus nochmal alles gibt, um sich dann mit dem, an den Tag gelegten Ehrgeiz das gesamte Jahr schönzureden. Für Ute und mich wäre dieser Streß am Silvestertag unnütz - schließlich sind wir mit unserem (letztlich recht überschaubaren) Leistungsverzeichnis für 2023 im Reinen. Deshalb lassen wir es sanft ausklingen und hängen uns mal zur Abwechslung an die Sporen der Burgstädter Lauffreunde, die für ihre wohltuende Wettkampf-Trainings-Balance bekannt sind.
Diese Einladung nach Heiersdorf (Waren wir da nicht erst vor ein paar Tagen?) hat natürlich einen hohen Stellenwert, denn bei dieser BLV-Jahresabschlußveranstaltung erhalten nur auserlesene Nicht-Mitglieder eine der begehrten Wildcards für die Teilnahme. Pünktlich 9 Uhr geht es los, wenn alle Teilnehmer auch zu diesem Zeitpunkt startklar wären. So wird es erst 15 Minuten später, welche demnach wieder 'rausgelaufen werden müßten.
Doch Burgstädt scheint ein reiner Straßenlaufverein zu sein. Die Verknüpfung von Laufschuhen und Schlamm ist dort nahezu unbekannt, doch die gewählte Strecke glänzt mit wahrlich unwirtlichen Bedingungen. Ein aussichtsloses Tänzeln um Pfützen und Drecksuhlen nimmt nun noch mehr Zeit von der Uhr. Zeit, die ich für meine persönliche Jahresbilanz nutzen möchte, denn auch nach kleineren Anstiegen entstehen Lücken im Konvoi, die mit genügend Wartezeiten wieder geschlossen werden. Durch die signalgelbe Warnkleidung unserer Gastgeber geht aber auch niemand verloren, denn wie weithin sichtbare Bojen auf dem offenen Meer leuchten die Nachzügler zwischen den Bäumen oder Häusergruppen hervor.
Erste Schaffenspause, irgendwo im Muldental, denn die Rutschpartie durch Bär- und Brauseloch reißt das Teilnehmerfeld weit auseinander. Für mich bietet sich daher genügend Zeit, um meine sportlichen 2023-er Aktivitäten zusammenzuzählen. Wenn ich mich dabei nur auf das Laufen beschränken würde, wäre ich mit meiner Rechnung schnell durch. Deshalb füge ich noch die Radtouren über 100 Kilometer Länge, ein paar Skilanglaufrunden und Wanderungen ab einer Distanz von mindestens zehn Kilometern hinzu.
Durch diese Spartenerweiterung im Protokoll summiert sich die Distanz aller 82 Aktivitäten auf 2.894 Kilometer mit einem Anstieg von 57.060 Metern. Pro Sporteinheit wären das 35,3 Kilometer mit 696 positiven Höhenmetern. Bei der nächsten Rast gehe ich dann ins Detail, denn so nach und nach gibt der schlammige Brausetalweg die Asphaltläufer frei. Entlang der Zwickauer Mulde entspannt sich die Wegbeschaffenheit und der Zusammenhalt der Gruppe ist somit gewährleistet.
In Rochsburg folgt die nächste Zwangspause, denn die gegenüberliegende gleichnamige Burg bietet, mit Sonne im Rücken und Wolken darunter, ein nicht alltägliches Fotomotiv. Mehrere Blickwinkel stehen dabei zur Auswahl - wie in meiner Jahresbilanz, bei der ich nun den Statistikteil "Laufen" thematisiere: Insgesamt 41-mal schnürte ich die Laufschuhe in diesem Jahr. Dabei kam ich auf 947 Kilometer mit 11.000 vertikalen Metern, was einem Schnitt von 23,1 Kilometern mit 268 Höhenmetern entspricht. Nur zwei Wettkämpfe verirren sich in diesen 41 Laufeinheiten - der Berganlauf des Postsportvereins (eher als eine "Trainingseinheit mit Rangliste" tituliert) und der Rennsteiglauf (mein 13. zwischen Eisenach und Schmiedefeld): macht "magere" 78,6 km / 2.117 Hm+ mit Zeiterfassung. Seit 2007 habe ich nun 1.785 Läufe in den Beinen (40.986 km / 676.898 Hm+), von denen sich 428-mal die Knochen unter Wettkampfbedingungen "abstrampelten" (12.119,2 km / 353.033 Hm+).
Während ich noch gedanklich den persönlichen Zahlensalat sortiere, sind meine Mitstreiter schon wieder unterwegs. Dem kurzen Waldabschnitt folgt der leichte Anstieg im höher gelegenen Teil Rochsburgs. Für Teile der Burgstädter Belegschaft ein offensichtliches Argument, um etwas zu entschleunigen. Doch da liege ich komplett falsch, schließlich handelt es sich um einen Lauf- und keinen Wanderverein! Der angeschlagene Gehschritt hat seinen Grund. Kräfteschonend nimmt man die Steigung, da an deren Ende eine, für Läufer recht ungewöhnliche Tortur wartet: mindestens zehn Liegestütz unter Anleitung sind dort zu absolvieren. Wer da sein Pulver "am Berg" verschossen hat, ist quasi "raus". Das passiert hier natürlich keinem Burgstädter, alle präsentieren sich topfit - perfekte Kraftmeierei am Straßenrand, da kann man über (eventuelle) läuferische Defizite getrost hinwegsehen. Wenn man sich aber laut Vereinssatzung dem Lauf- und nicht dem Kraftsport verschrieben hat, dauert es die (gern zitierte) gefühlte Ewigkeit, bis alle wieder dem aufrechten Gang frönen. Genügend Zeit für mich, die Statistik "Skilanglauf" zu erwähnen. Nur fünfmal gewährte die Schneedecke einen Ausflug auf den Brettern. Dabei wurden 177 Kilometer mit 3.400 Höhenmetern Loipe abgearbeitet (Schnitt: 35,4 km / 680 Hm+). Nur ein Wettkampf (100. Schwartenberglauf mit 18 km / 260 Hm+) quetscht sich in diese Zahlen, da der 51. Kammlauf kurzfristig dem Wetter zum Opfer fiel.
Leicht profiliert schlängelt sich der Weg nach Amerika. Für (das Jahr über gestählte) Läufer (vom Schlage der Burgstädter) ein Klaks! Es gibt keine Kunstpausen oder Schwächephasen. Keine Chance für mich, weiter meine Statistik zu recherchieren! Ich biege daher in Amerika kurz Richtung Bahnhof ab, gebe vor, Fotos zu machen. In Wirklichkeit nehme ich Stift und Zettel zur Hand und rechne die Statistik "Radfahren" aus. Nur sechsmal saß ich 2023 im Sattel, um Radpartien über 100 Kilometer aufzuzeichnen. Insgesamt kamen so 1.021 Kilometer mit 6.120 Höhenmetern zusammen (Schnitt: 170 km / 1.020 Hm+).
Ein paar Höhenmeter hält auch die Laufrunde noch bereit - von der Mulde zum Höllteich und vom Höllteich zum Soldatengrab. Letztgenannter Anstieg ist (sicherlich vom zuständigen Kreiswegewart) auf dem Wegweiser mit dem handschriftlichen Zusatz zu seiner Beschaffenheit ergänzt. Ein "Scheiß Weg" ist aber auch eine ideale Voraussetzung für die Schulung des Koordinationsvermögens. Mit dem Druck einer internen Bergwertung wird diese Aufgabe zudem verschärft und reißt demnach große Lücken in das Teilnehmerfeld. Bei den Zeitabständen kann ich gemütlich die Statistik "Wanderungen" veröffentlichen. Dreißigmal waren Ute und ich "auf Schusters Rappen" unterwegs. Dabei wurden 749 Kilometer Wegstrecke mit 36.540 Metern im Anstieg (Schnitt: 25 km / 1.218 Hm+) erwandert. Den Großteil machen dabei die spätsommerlichen 20 Touren im Aostatal aus (448,8 km / 28.925 Hm+)
Mit etwas Endbeschleunigung wird das Tempo forciert und so unser Ausgangspunkt schneller wieder erreicht. Es bleibt nun noch genügend Zeit, um (ohne statistische Erfassung) das Getränke- und Fressereiangebot des Vereins zu testen. Ute und ich können dabei aus den Vollen schöpfen, denn die Grundreinigung der verschlammten Straßenlaufschuhe steht für die davon betroffenen Burgstädter nun mal im Vordergrund.
Ein paar Kilometer Luftlinie entfernt, im Limbacher Waldstadion, macht man sich über dreckige Schuhe keine Gedanken. Die Reinigung der Töppen des LV Limbach 2000 übernimmt hier der Platzwart - so vermute ich es, da auch hier (vormittags) eine Waldrunde gelaufen wurde und dieses Dilemma kein Gesprächsthema ist. Die Feierlichkeiten der "Jahresabschlußmaßnahme" (so der offizielle Veranstaltungsname) sind bereits am Abklingen. Doch einen "Höflichkeitsbesuch" mußten wir den alten Weggefährden schon abstatten, denn zu erzählen gibt es ja schließlich immer was.
Die "alten Zeiten" werden dabei wieder aufgewühlt und ein typisches Bild einer damaligen Siegerehrung nachgestellt. Detailgetreu ist der erste Verliererplatz auch mit dem legendären "Ewigen Zweiten" besetzt - instinktiv, regelrecht ferngesteuert, nahm er auch das Zweier-Podest in Beschlag. Es steckt eben noch so drin! Zwar hätte keiner der Beteiligten je eine Flasche Sekt entgegengenommen, doch für diesen Schnappschuß mußte improvisiert werden. Jenen Schickimicki-Kram, entsprungen aus dem Motor- oder Radsport, hätten sie sich tunlichst verkniffen. Ein starker Zusammenhalt prägte diese "alte Generation" und nach so manch' sportlichem Kräftemessen gab es schon damals genug Redebedarf. Dabei wurde auch gern mit einem Schluck Bier die Sofortauswertung des Wettkampfes vorgenommen. Doch die Zeiten haben sich geändert - leider nicht zum Vorteil des Vereins.
Alt-Herren-Riege (mit Ute), v.l.: Th. Delling, J. Mende, W. Glöckner, Sv. Sprunk, H.-J. Güttler und LVL-Chef St. Andrä.
waldundwiesensport.de wünscht ein gesundes neues Jahr!