29.12.2019 | 12:00 Uhr | 5 km | 90 Hm+ | 90 Hm- |
Was für ein Kaiserwetter am Sonntagmorgen!? Ein weiterer Tag im Mief der Räucherkerzchen und Festtagsbraten unvorstellbar! Heute muß mal was von der klaren Luft geschnappt werden. Am besten auf dem Fahrrad, verbunden mit einem Abstecher zum "Tag der offenen Hütte mit dem 1. Wintercrosslauf" in Pleißa. Zur Not kann man mal die Laufschuhe mit einpacken - vielleicht juckt es ja in den Beinen und ein bißchen Geländelauf dürfte zwischen der permanenten Feiertagsvöllerei auch mal wieder ganz abwechslungsreich sein.
Einen Hinweis auf den Crosslauf sucht man in der Sonntagszeitung beim Frühstück vergeblich. Irgendwo im Internet krame ich aber dann doch noch die Daten für die Veranstaltung heraus: es gibt drei Läufe, beginnend 11 Uhr mit den 500 Metern und im Anschluß mit den 1,4 Kilometern für den Nachwuchs. Für 12 Uhr ist der 5-km-Jedermannlauf angesetzt und ab 14 Uhr kann an den umliegenden Hängen gerodelt werden. Der Ausrichter ist schließlich eine Skihütte und da ist es durchaus möglich, daß sich in der Talmulde zwischen Totenstein und Krämerberg noch Reste des Vorjahresschnee's gehalten haben (oder diese dort gehalten wurden). Wir sind gespannt, denn im Süden von Chemnitz sucht man Schnee vergeblich. Wenigstens ist die Thermometerflüssigkeit mal wieder unter die Null gefallen und somit der Boden schön durchgefroren.
Ehe die endgültige Sonntagsplanung durch alle Institutionen ist, ist es kurz vor 11 Uhr. Wir haben nun noch rund eine Stunde für knapp 20 Kilometer leicht profilierte Radpartie nach Pleißa. Das müßte normalerweise reichen, selbst wenn man nicht zu ambitioniert in die Kurbel tritt. Auch ein kleiner Schwatz unterwegs dürfte diese Mission nicht gefährden - macht er aber! Die Zeit wird daher immer knapper.
Punkt 12 erreichen wir erst die Skihütte. Es herrscht ordentlicher Trubel vor dem Gebäude. Das Feld des Hauptlaufes steht indes noch hinter der Startlinie. Da kann ich ja mal nachfragen, ob ich hier noch mitlaufen kann. In der Holzhütte erledigt Ute für mich die Anmeldeformalitäten, während ich mich der langen (Rad-)Sachen entledige. Da wird sicherlich mit dem Start gewartet, schließlich meldet auch noch Limbachs Oberbürgermeister zu diesem Zeitpunkt nach. Doch er schreibt sich für den etwas "späteren" Walking-Wettbewerb ein, was ich so in der Hektik nicht mitbekomme. Daher staune ich über die plötzliche Leere am Start-Banner, wo nur noch ein paar Nordic Walker stehen. Derweil verschwindet gerade der letzte Teil des Läuferfeldes am Firnament der Senke des Langen Grunds.
Jetzt ist also Eile geboten! Uhr an (auch wenn sie noch gar nicht bereit dafür ist, doch auf das GPS-Signal vom Satellit kann ich nun wirklich nicht noch warten) und großen Schrittes los! Bis zu den letzten Jedermannsläufern gilt es nun rund 250 Meter Rückstand aufzuholen ...
Die Tatsache, da jetzt hinterherhecheln zu müssen, empfinde ich als nicht so schlimm. Vor Jahren (Frühjahr 2009) hatte ich mal so eine Situation beim Greizer Straßenlauf. Da war ich früh beim Messepokallauf in Leipzig (10 km) ... hatte mich dort etwas verbummelt ... konnte das dann auf der Landstraße ins thüringische Vogtland auch nicht mehr ausbügeln ... während des Countdowns stellte ich den Wagen in Startnähe ab und holte meine "vorgemeldete" Startnummer ... drei Minuten später war ich dann auch auf der Wendestrecke unterwegs und zehn Kilometer später als Platz 138 von 286 Teilnehmern im Ziel. Ich fand es trotzdem lustig, schließlich war das mein erster Wettkampf, bei dem ich nicht überholt wurde. Vielleicht gelingt mir ja das "Kunststück" jetzt wieder? Es geht zuerst gemütlich bergan und mein Tatendrang ist noch relativ groß. So nach und nach arbeite ich mich im Feld nach vorn. Vom Langen Grund geht es hinauf in den Wald und unter der Autobahn Richtung Rabensteiner Flur. Auf dem Hauptweg, welcher vom Totenstein kommt, verliert die Strecke dann sachte an Höhenmetern. Vor dem Wildgatter biegt der Kurs dann wieder zur Autobahn ab. Auf deren anderer Seite wird noch eine kleine Schlaufe absolviert, ehe die Schußfahrt zum Ziel anschließt. Ein 19. Platz wird auf meinem Zettel bei der Zielankunft notiert - meine handgestoppte Laufzeit beträgt 23:39 Minuten, die aufgrund meines Spätstarts um rund drei, vier Minuten von der (nicht offiziell ermittelten) Wettkampfzeit abweichen dürfte. Ein kurzes Schulterklopfen meinerseits folgt, da ich auch diesmal wieder nicht überholt wurde. Das ist eben alles eine Frage der Strategie und der Lauftaktik - angewandte Routine, sozusagen!
Nun folgt der gemütliche Teil des Tages. In der wärmenden Sonne schmecken Bier, Glühwein und Roster nach so viel sportlicher Betätigung fast doppelt so gut, wie an den (unsportlichen) Tagen zuvor. Nebenbei gibt es (anstatt einer Rodelpartie) die Siegerehrung - der Gesamtsieger kommt dabei vom LV Limbach 2000: Michael Gasch (der sich beim Heiligabend-Marathon mit "nur" 24 Kilometern für diesen Erfolg hier förmlich "ausgeruht" hat) dominiert mit 19 Minuten Quetsch den Hauptlauf. Mit der Juniorin Celine Friebel kommt die Frauensiegerin ebenfalls vom LVL. Insgesamt waren 166 Teilnehmer bei der Premiere des Wintercrosslaufes dabei. Mit so viel Zuspruch hatte man seitens des Veranstalters nun wirklich nicht gerechnet, daher kam es zu Engpässen (und folglich zu Kompromissen) bei der Vergabe der Teilnehmer-Medaillen, von denen nur 70 angefertig wurden. Viel wichtiger aber: die gastronomische Versorgung während der "Nachbetrachtung des Laufes" wurde lückenlos aufrecht erhalten. Perfekt, denn das klappt ja nicht bei allen Laufveranstaltungen so reibungslos.
Gegen 15:30 Uhr machen wir uns wieder auf den Heimweg - bei fehlender Beleuchtung am Fahrrad allerhöchste Eisenbahn. Im nächsten Jahr kommen wir wieder ... dann muß man aber etwas eher daheim vom Frühstückstisch aufstehen, egal ob die Anreise dann zu Fuß, mit dem Rad oder vielleicht sogar mit den Skiern erfolgt.