26.12.2017 | 9:45 Uhr | 11 km | 160 Hm+ | 160 Hm- | (Gruppenlauf) |
Über die Unsinnigkeit eines Fettverbrennungslaufes habe ich ja schon in den letzten beiden Jahren philosophiert. Aufwand und Nutzen stehen hierbei in einem Verhältnis, welches kaum zur Nachahmung empfiehlt: immenser körperlicher Belastung steht nur eine minimale Fettreduktion entgegen. Man könnte die Tätigkeit auch "Schuhsohlenabriebs-" oder "Laufhosenverschmutzungslauf" nennen, denn dort ist der genannte Effekt vielleicht sogar noch größer, als bei dieser angeblich fettverbrennenden Trainingseinheit.
Trotz aller (vielleicht) herauszulesenden Kritik an dieser Veranstaltung, lassen wir drei Chemnitzer uns doch immer wieder gern von den Burgstädtern dazu einladen. In unserem Orbit können wir dann stets noch Wochen später davon berichten, wie gesund wir uns durch die Feiertage gemogelt haben - u.a. mit der Teilnahme an einem (von Sportexperten) organisierten Fettverbrennungslauf, dessen wahre Ausmaße im öffentlichen Leben kaum bekannt sein dürften und eigentlich nur der Name eine gewisse Magie und Mystik verbreitet. Warum sich allerdings Jens noch kurzfristig von unserem Ausflug in den hohen Norden von Chemnitz ausklinkte, ist nicht ganz geklärt. Liegt es an seiner Teilnahme am Heiligabend-Marathonlauf? Hat er sich dort etwa die Knochen verbrüht? Oder scheut er etwa die Doppelbelastung mit nur einem Tag Pause zwischen zwei Übungseinheiten? Am kulinarischen Rahmenprogramm des Einladungslaufes kann es nicht liegen, auch wenn sich dies erst dem unsäglichen Kilometerschrubben anschließt.
Der Treffpunkt an der Heiersdorfer Kläranlage ist mittlerweile wie ein eingetragenes Markenzeichen, welches untrennbar mit der Veranstaltung einhergeht. In ein paar Jahren, bei weiter fortschreitender Kommerzialisierung des Breitensports, könnte man sich diese Symbiose gut als Namensgeber des Laufes vorstellen: der "Kläranlage-Heiersdorf-Fettverbrennungslauf des Burgstädter Laufvereins"! Da sind alle wichtigen Informationen im Veranstaltungsname gebündelt und nur noch ein passendes Logo fehlt bei der professionellen Vermarktung des Laufes.
Bevor es auf die Strecke geht, gibt es noch ein Mannschaftsfoto für die Vereinschronik. Danach werden die Leistungsgruppen "Wandern", "5 km" und "11 km" gebildet, welche nun in verschiedene Richtungen ausschwärmen. Die Streckenführung ist nicht identisch mit der des Vorjahres und so bleibt ein gewisser Überraschungseffekt vorhanden.
Weicher Waldboden und ein langgezogenes Bergab schonen anfangs noch das Schuhwerk, die Hosen bleiben weitestgehend sauber und auch das Fett bleibt weiterhin störrisch im Gewebe um Bauch und Hüften verankert. Das ändert sich selbst entlang der Mulde nicht schwerwiegend, als der weithin gelb leuchtende Mob Richtung Rochsburg zieht. Danach folgen erste Anstiege - die Schuhsohlen müssen dabei erste Verluste hinnehmen und der Speckpanzer höchstwahrscheinlich auch. Erste Dreckspritzer nehmen nun auf der Laufbekleidung Platz, als es den ersten rasanten Abstieg zu verzeichnen gibt. Ab der "Höllmühle" wird, im großen Bogen laufend, der Straßenabschnitt zurück zur Ausgangsstelle gewählt. Kilometerweise Asphalt - profiliert, gnadenlos, monoton! Zwar entschädigt die tolle Sicht Richtung Norden, aber Körper und Geist sind mittlerweile am Leistungstiefpunkt angelangt.
An der Kläranlage angekommen, werden die ersten Hochrechnungen zum heutigen Lauf vorgenommen. Bei der Ermittlung der Fettverbrennung helfen meist hochmoderne Pulsuhren, welche den erlaufenen Kalorienverlust wenigstens in Zahlen dokumentieren, auch wenn optisch keine großen Veränderungen am Probanden stattgefunden haben ... und da es im Kreise der Athleten auch nicht nach verbrannten Fett riecht, sind diese Angaben das Maß der Dinge! Die Verschmutzung der Kleidung hielt sich heute in Grenzen - das ergibt die herkömmliche Sichtkontrolle. Bei der Profiltiefe manchen Schuhwerks muß sicherlich der TÜV die Scheidung zwischen Träger und Schuh vornehmen, da die Sohlen bei diesem Boden-Mischmasch arg strapaziert wurden und ein "durch-den-Winter-kommen" mit einigen, heute eingesetzten Tretern einfach zu fahrlässig wäre.
Nachdem alle Pulsuhren deaktiviert und abgelegt wurden, kann der gemütliche Teil der Veranstaltung beginnen.: eine hemmungslose Kalorienzufuhr (ohne Erfassung der tatsächlichen Zahlen zu dieser Freßorgie) schließt sich an. Auch hierbei gibt es keinerlei äußerliche Anzeichen einer Veränderung der Testpersonen und da die Pulsuhren (in weiser Voraussicht) ihrer Aufzeichnungspflicht beraubt wurden, kommen keine negativen Werte zum zuvor sportlich errungenen Ergebnis hinzu. Es bleibt also unter'm Strich einzig das Zahlenwerk des Laufes oder der Wanderung für die Annalen bestehen und dieses vermittelt definitiv ein gutes Gefühl.
Der Dank gebührt dem Burgstädter Laufverein, der seit nunmehr neun Jahren diesen Service des kontrollierten Fettabbaus am Körper durchführt und damit ausschließlich positive Resonanzen erfährt. Warum sollte ich mich da jetzt querstellen und dieses Konzept in Frage stellen?