18.01.2020 | 11:00 Uhr | 42,195 km | 63 Hm+ | 63 Hm- |
Klitzekleines Jubiläum beim Winter-Zweiundvierziger im Leipziger Süden: zum fünften Mal in Folge (bei der neunten Teilnahme insgesamt) treten die "Wald- und Wiesensportler" nun schon in unveränderter Mannschaftsaufstellung zum Rundendrehen im Clara-Zetkin-Park an. Dabei verzichtet man seit 2016 auf eine zu erfolgshungrige Offensive mit Zug zum Podestplatz und vernachlässigt dabei auch eine zu stark ausgeprägte Defensivhaltung am Rande des Zeitlimits. Ein solides Dreier-Mittelfeld mit hängender Spitze um Ute, René und Thomas sichert hierbei ein geordnetes Mitschwimmen im Pulk der 100 Mannschaften ab - Minimalziel (wie immer): der Parkaufenthalt sollte in unter vier Stunden beendet sein!
Wie im Vorjahr zum Zehnten erstmals praktiziert, sind auch diesmal zehn Runden zu absolvieren. Demzufolge gibt es auch wieder eine Halbmarathon-Wertung, welche logischerweise nach nur fünf gedrehten Schleifen zur Geltung kommt. Der Streckenverlauf hat sich jedoch geändert - etwas weniger Asphalt, dafür etwas mehr "Park"! Der Kurs zeichnet dabei eine Acht, welche ihre beiden Kreise in den Clara-Zetkin-Park und rund um die Nonnenwiese, getrennt durch das Elsterflutbett, legt. Mit den wiederum ungeraden 4.219,5-Meter-Splits zur Zielzeiterfassung-to-go (Ich liebe Anglizismen!) ist daher nur der studierte Rechenkundler gefragt. Diesen Titel will ich mir natürlich nicht überstreifen und dann mit eventuell auftretenden Rechenfehlern unnütz Ungemach im Trio verbreiten. Daher wird von mir bis zum Erreichen der Halbmarathon-Marke der Lauf der Dinge unkommentiert gelassen, um dann eine Prognose zu wagen.
Der Wintermarathon ist, in Zahlen ausgedrückt, recht preiswert. Die Spanne der Anmeldegebühr pro Mannschaft reicht je nach Meldedatum von 45 Euro (Sommertarif) bis 75 Euro (Wintertarif). Rein theoretisch wäre sogar noch ein Nachmelden (für 90 Euro) möglich, was allerdings diesmal mit dem frühzeitigen Erreichen des Teilnehmerlimits ausgeschlossen war. Das Einschreiben in die Teilnehmerliste während der Herbsttarif-Phase erwies sich für uns drei Leute mit 60 Euro Gebühr als sehr günstig, jedoch wurde bei der limitierten Parkplatzwahl vor Ort die "gehobene" Kategorie für 55 Euro auf dem asphaltierten Nonnenweg gewählt. Als Einzelner würde man vielleicht Nepp hinter der Sache vermuten, wenn diese "fahrlässige Ordnungswidrigkeit" (Parken mitten im Landschaftsschutzgebiet, also genau dort, wo seltene Pflanzen wachsen und noch seltenere Tiere brüten!) jedoch durch vier Straftäter geht, erschallt lautes Lachen, aufgrund der Milde, welche das Ordnungsamt bei der Schwere des Vergehens walten ließ. Vielleicht könnte man den vorhandenen Parkplatz aber auch etwas besser kennzeichnen/abgrenzen, als mit einem im Gebüsch versteckten LSG-Schildchen - dann allerdings verbunden mit massiven Geldeinbußen beim Spaziergang der Vollzugsbediensteten der Verkehrsüberwachung in diesem Bereich. Wie eine Parkkralle hinderte uns zudem bei der Heimfahrt das an den Reifen klebende Blut, von nur im Leipziger Auwald vorkommenden Bitumen und der darin lebenden Artenvielfalt der unterschiedlichsten Gesteinskörnungen - das tat selbst uns weh!
Nun aber zum Geschehen auf der Runde: Um 11 Uhr machen sich 300 Leute auf die Socken. Wir haben uns zuvor mittig in diesem Feld plaziert, da wir uns das leistungsmäßig einfach mal so anmaßen. Natürlich fehlt uns das marathonspezifische Training an allen Ecken und Kanten, aber ein paar Trainingseinheiten zwischen 10 und 18 Kilometern sind ja besser wie ein Déjà-vu ganz aus der Kalten heraus. Ein lockerer Trab, gefühlt ein zu lockerer Trab, läutet unsere erste Runde ein. Der Puls muß sich dabei noch nicht aus dem Fenster lehnen, was meiner verschleppten Erkältung natürlich zu gute kommt. Nach 23 Minuten und 30 Sekunden ist der Zielbogen zum ersten Mal durchlaufen - solides Mittelfeldgeplänkel! Ergebnisorientiert (und nicht für die Galerie) geht es weiter: 23:28 - 23:54 - 23:44 - 23:56 ergeben eine Durchgangszeit von 1:58:32 Stunden zum Halbmarathon ... und da ein Marathon nicht aus zwei Halbmarathons besteht, kommen bei René erste leise Zweifel auf. Das Minimalziel sei in Gefahr und die ungeliebte "Vier" droht erstmals unsere Wintermarathon-Urkunde zu entwerten! Ich sehe dies nicht ganz so dramatisch, schließlich bewegen wir uns ja recht moderat und kräftesparend. Ute hat (wie immer) keine Meinung zum Thema, sie wirkt etwas wortkarg - deshalb ersparen wir uns auch weitere Diskussionen und setzen unsere Reise stoisch fort.
Die Rundenzeiten verlängern sich nun durch längere Standzeiten am Imbiß: 23:52 - 24:06 - 24:27 - 24:48 und es bleibt nur noch eine Runde das drohende Unheil abzuwenden. Wenn es jetzt zeitmäßig so weiter geht, haben wir die "Vier" sicher, daher muß innovativ gegengesteuert werden. Der Trick von anno dazumal, als wir nach 3:59:48 im Ziel einschwebten, muß diesmal wieder herhalten. Demnach wird Ute mittig laufend von je einer Hand rechts und links "gezogen". Das heißt, ihr wird die nun (die zum "Erfolg") notwendige Laufgeschwindigkeit mit Nachdruck vermittelt. Plötzlich werden ihre Schritte wieder größer und deren Frequenz passt sich automatisch der der äußeren Tempomacher an. Geht doch! Eine Minute Zeitersparnis zur vorherigen Runde bringt diese Methode und nach 23:47 Minuten und insgesamt 3:59:19 Stunden durchlaufen wir letztmalig an diesem Tage den Zielbogen. Wir erhalten unsere Torte und die dazugehörigen Medaillen. Später begießen wir das Ganze dann auch noch ganz dekadent mit Bier.
Ein Platz 24 im Gesamtklassement und ein 10. Rang im Mixed-Tableau, sowie die fünftbeste Zeit in der Sonderwertung Ü150 sind auf unserer Urkunde vermerkt. Das wichtigste aber ist die "Drei", die bisher stets die Zahlenfolge der Wintermarathon-Ergebnisse eröffnete! ... wobei nun schon zum dritten Mal auch die "59" diese Reihe fortsetzt (2017 3:59:59 h, 2018 3:59:48 h, 2020 3:59:19 h) - regelrecht gespenstig!