03.10.2018 | 10 Uhr | 1 Std. | 400-m-Runde | 0 Hm+ | (kein Wettkampf) |
Dritter Oktober - "Tag der Deutschen Einheit": Feiertag! ... und damit zuschlagspflichtige Vergütung der an diesem Tag anfallenden Erntearbeiten. Kein Wunder, daß zur Einbringung der Speisezwiebeln in "Zwibbel-Borne" jährlich Hunderte dabei sein wollen, schließlich wird man dabei nicht mal dreckig und zusätzlich mit dem eigens zusammengetragenen Erntegut entlohnt. Allerdings beschränkt sich diese Feiertagstätigkeit auf maximal eine Stunde - deshalb ist eine gewisse Eile geboten.
Am schnellsten erledigen sich zeitlich begrenzte Arbeiten bekanntlich, wenn man diese im Laufschritt erledigt. Daher wird die Zwiebelernte in Borna auch treffend mit "Zwiebellauf" umschrieben. Pro gelaufener Sportplatzunde "erntet" man eine Zwiebel aus den bereitstehenden Körben vor der Haupttribüne des Rudolf-Harbig-Stadions und legt diese zu den seinigen. Mit zunehmender Dauer des Arbeitstages wird die jeweils bewilligte Entnahmemenge größer, damit auch alle Zwiebeln bis zum Ende der Schicht unters Volk gebracht sind. Der persönliche Ernteertrag dieser Vormittagsstunde ist (gegen eine im voraus zu entrichtede Gebühr von einem Euro) letztendlich der Lohn der Mühen.
Immerhin 1.458 "Erntehelfer" (darunter Mia, Ute und ich) finden sich dieses Jahr auf der größtenteils nur sechsspurigen 400-Meter-Runde ein. Das ist zwar nur der siebtbeste Teilnehmerzuspruch in der 31-jährigen Historie der Veranstaltung - eng wird es dabei trotzdem auf dem Oval: Hürden- und Hindernislauf, gepaart mit abrupten Brems- und Beschleunigungsmanövern, denn es gilt ja, weitesgehend "Arbeits"unfälle zu vermeiden. Und dies ist gar nicht so einfach! Kreuz und quer, vor und zurück, "Stop and go", Kinderwagen und Kinder auf Laufrädern - es fehlen eigentlich nur noch mitgeschleifte Hunde und voll ausgerüstete Nordic Walker, um das Chaos perfekt zu machen!
Das "Tempo" beim Zwiebellauf ist zwangsläufig moderat und höchstens das ständige Koordinieren der Schritte und das Finden der Ideallinie durch den Pulk treibt einem den Schweiß auf die Stirn. Für den ersten Tausender stehen fast acht Minuten auf der Uhr - und sehr viel "schneller" wird es dann auch nicht mehr! Doch das ist ja auch nicht Sinn und Zweck der Veranstaltung. Hier geht es einzig und allein darum, die Ernte vor dem sich ankündigenden Regen in Sicherheit zu bringen - der enggesteckte Zeitplan geht auf: viele Hände sorgen dabei für ein "Happy End(e)"!
Kurz nach 11 Uhr wird Kasse gemacht: Mia hat immerhin drei Zwiebeln zum Gesamtertrag beigesteuert, von Ute und mir kommen noch jeweils 26 "offizielle" Fruchtkörper hinzu - die Dunkelziffer liegt aufgrund der zuletzt verordneten Anarchie an den Wühltischen wesentlich höher, so daß in naher Zukunft vermehrt ein paar Gerichte, welche mit Zwiebeln verfeinert sind, auf den Eßtischen in Burgstädt, Rußdorf und Chemnitz stehen dürften.
Wer im Stundenlauf seine persönliche Bestleistung neu manifestieren will, ist bei dieser Veranstaltung definitiv fehl am Platze. Obwohl die Runde sicherlich für die internationalen Standards zur Erlangung von Ruhm und Ehre geschaffen ist, ist aufgrund des großen Auflaufs keine Bestenlistenfähigkeit auszumachen. Das Vorankommen erinnert dabei eher an die stark eingeschränkten Bewegungsformen bei diversen Schlußverkäufen oder dem Berufsverkehr in Großstädten. Daher sollten sich auch wirklich nur Sportler mit stahlharten Nerven dieser Aufgabe stellen ... sie werden im Anschluß auch mit einer Urkunde bedacht, welche die erlaufenen Runden durch die Anzahl der "geernteten" Zwiebeln dokumentiert.