26.01.2014 - 9:00 Uhr - 54,07 km / 765 Hm+ / 765 Hm- (Trainingslauf)
Rund um Chemnitz im Uhrzeigersinn.
Längere Läufe sind ja nun für Ute und mich mittlerweile Allerweltsgeschichten. Interessant wird es bei diesen mehrstündigen Trainingseinheiten erst, wenn eine gewisse Vorbelastung im Spiel ist. Vielleicht ein Marathon am Vortag? Wäre möglich! Eine großangelegte Geburtstagsfeier, welche man mit schwerem Seegang und undeutlicher Aussprache erst in den frühen Morgenstunden verläßt, klingt als Erschwernis für das Lauferlebnis auch nicht so schlecht ...
Und genauso passiert es dann auch. Ein "Hundertster" steht jedoch an und da wird wohl nicht viel geschehen, ab 19:30 Uhr ist Zapfenstreich, möchte man meinen. Da aber die Feier zwei "Fünfziger" betrifft, wird die Latte erwartungsgemäß etwas höher aufgelegt sein. Aufgetafelt wird reichlich und mein Durst ist größer, als gedacht. Und da ich auch keine 18 mehr bin, ist die Füllgrenze schon kurz nach 2 Uhr erreicht. Die Heimfahrt erlebe ich im Dämmerzustand und gegen 3:15 Uhr falle ich gut angeschlagen ins Bett und schlafe sofort ein.
Der spätere Morgen ist nicht so prickelnd - Kopfschmerzen, Übergewicht, Völlegefühl und die Beine treten bei den ersten Schritten auch noch ins Leere. Für 9 Uhr hatten wir die Startzeit im Internet bei den "Chemnitzer Läufern" publik gemacht, da es doch Interessenten gab, welche diesen Trainingslauf als Ersatz für das schon 24 Stunden nach Anmeldebeginn ausgebuchte Original machen wollten.
Zu zweit machen wir uns letztendlich auf den Kurs - kürzer und in umgekehrter Richtung, als der von Siggi und Tilo organisierte Gruppenlauf Anfang Mai. Auf den ersten Kilometern von Altchemnitz durch den Harthwald nach Klaffenbach bietet sich mir die Möglichkeit, die Bilder des Vorabends im Kopf grob vorzusortieren um bei der anschließenden Auswertung mit Ute nicht ganz so unvorbereitet zu sein. "Früher" (also in jungen Jahren) hätte ich mir noch Fragen wie: "Wo waren wir?", "Wer hatte denn Geburtstag?", "Wer war alles da?" und "Wie sind wir nach Hause gekommen?" stellen müssen. Jedoch mein relativ maßvoller Umgang mit Genußmitteln verhindert diese peinlichen Gedächtnislücken. Schlecht geht es mir aber trotzdem!
Dynamischer Antritt durch die Klaffenbacher Flur. Der langgezogene Anstieg zum Totenstein.
Die Bewegung hilft allerdings ganz gut bei der Bewältigung der körperlichen Probleme. Ab und zu muß ich zwar auch die ein oder andere Pinkelpause zu Ute wieder herauslaufen, aber bei unserem angeschlagenen 6-Minuten-Schnitt ist das kein zu großer Kraftakt. Wir laufen seit dem Harthwald auf der altbewährten Strecke über den Eisenweg ins Hutholz und durch den gleichnamigen Stadtteil Richtung Stelzendorf.
Wie ich bei meiner "Wintererstbegehung" vor einem Jahr, wählen wir die Route über Reichenbrand und Grüna hoch zum Totenstein. Der von den Meteorologen angekündigte Sonnenschein beglückt uns dabei nur kurz oberhalb des Grünaer Forsthauses, danach ziehen die Wolken den Himmel komplett zu und es gibt nicht viel vom Aussichtsturm zu sehen. Auch die Wirtschaft schräg gegenüber des Turmes hat heute (noch nicht) auf. Somit wird der erste Verpflegungspunkt von uns nach Röhrsdorf "verschoben".
Eingeschränkte Sicht vom Maria-Josepha-Turm auf dem Totenstein.
Also stehen uns noch rund 10 Kilometer bevor, ehe wir wieder ein Wirtshaus erreichen werden. Aufgrund der -8°C Außentemperatur haben wir uns heute Morgen gegen ein Mitführen der benötigten Speisen und Getränke im Laufrucksack entschieden, denn eiskaltes Gesöff braucht mein Magen heute ganz bestimmt nicht. Am Autobahnanschluß Chemnitz-Mitte, liegt unweit des offiziellen "Rund um Chemnitz"-Verpflegungspunktes "unsere" erste Nahrungsaufnahme. Es ist ein moderner Schnellimbiß mit englischer Beschriftung auf dem Dach, welche dem Durchreisenden die Botschaft vermittelt, daß hier der (normale) Bürger noch König ist.
Und so ist es dann auch! Ute kommt mit einem Kaffee und einer Cola aus der Gastwirtschaft, welche früher nur Königen auf ihren langen Kutschfahrten durch's Land vorbehalten war und in der heutzutage jeder, auch der durchgeschwitzte, leicht fröstelnde Läufer Zugang hat. Sicher hätten wir deshalb auch zum EVP (Endverbraucherpreis) der Getränke die wohlige Wärme im Inneren des Gebäudes in Anspruch nehmen können, aber dann käme unser Zeitplan zu schnell in Verzug.
Eine achtlos weggeworfene Pappkrone setze ich mir zur Krönung (also zum Kaffee) auf mein Haupt. Ich fühle mich wie ein König, nur das vorbeilaufende Volk erweist mir nicht die nötige Ehrerbietung, sondern glotzt einfach nur bl.d! Schnell wird es beim Herumstehen jedoch kalt. Noch kälter, als es schon ist. Also Jacke drauf und los! Hinüber nach Wittgensdorf und über den Kornweg nach Heinersdorf.
Dort wartet jedesmal im Mai der berühmt-berüchtigte "Bergsprint" auf die Chemnitz-Umrunder. Dieser findet für uns heute entgegengesetzt statt. Das Tempo dabei ist wesentlich höher, obwohl wir schon mehr Wegstrecke zurückgelegt haben, als sonst beim Original-Lauf. Eine logische Erklärung dafür könnte nur unser außerordentlich guter Trainingszustand sein.
... hier ist der Bürger noch König! Berg(ab)sprint in Heinersdorf.
Durch die Senke von Draisdorf laufen wir hoch zum Sechsruthenwald und weiter über die Autobahnbrücke nach Glösa. Dort verlässt mich kurz mein Orientierungssinn und so gibt es ein paar hundert Meter mehr für die Uhr. In der sich anschließenden Kohlung und dem Ebersdorfer Wald finde ich mich dann wieder besser zurecht und so erreichen wir auf kürzestem Weg den "Schnellen Markt". In diesem Waldstück wird zum Gruppenlauf stets die erste Mahlzeit der Runde gereicht. Es ist also nicht mehr weit bis zum Start- und Zielpunkt des "Originals", dem Sportplatz des TSV IFA.
In der Anlage des Kleingärtnervereins "Reichsbahn-Wohlfahrt e.V." haben wir nach 4:19 Stunden die Marathondistanz hinter uns. Durch den Zeisigwald laufen wir auf direktem Weg zur Gaststätte "Heideschänke", lassen also das IFA-Gelände rechts liegen und gönnen uns am Kiosk der Schenke den zweiten Verpflegungspunkt der Trainingsrunde. Auch hier werden wieder nur Getränke gereicht. Ein Radler und einen Tee gibt es für Ute und ich nehme einen Glühwein zur Nachregulierung des Alkoholgehalts im sich erholenden Körper.
"Durchlaß" von der Kohlung in den Ebersdorfer Wald. Radler und Glühwein an der Heideschänke.
Danach geht es mit Elan in die Schlußetappe durch Adelsberg und Reichenhain zurück nach Altchemnitz, wo wir noch eine 500-Meter-Schleife anhängen um keine "halben Sachen" zu machen: 54 Kilometer in 5:45 Stunden stehen letztendlich im Trainingstagebuch!