30.06.2019 | 9:30 Uhr | 29,8 km | 215 Hm+ | 215 Hm- |
Sonntag soll es heiß werden, richtig heiß! Man munkelt sogar, die Thermometerflüssigkeit würde dabei bis zur 40°C-Grenze aufsteigen. Wird dies nun aber Realität oder ist es nur ein geschickt inszenierter Marketing-Gag zum 40. Sachsenlauf der TuS Coswig? Unangenehm warm war es ja schon die gesamte Woche über - und dem soll jetzt noch was draufgesetzt werden? Man darf gespannt sein! Die Badetücher "für den Notfall" liegen jedenfalls bereit - als Zugabe des Veranstalters zur Startnummer für jeden Teilnehmer.
Den Coswiger Sachsenlauf habe ich erst einmal unter die Füße genommen. Das war 2008 und die lange Strecke maß damals noch 28 Kilometer. Das Wetter präsentierte sich ähnlich warm und mein Zieleinlauf nach 2:11 Stunden war mehr als erbärmlich. Die Sachsenlauf-Runde frequentiert zwar große schattige Abschnitte des Friedwaldes und durchstreift ebenfalls das Moritzburger Teichgebiet (zum Baden!?) recht ausgiebig, doch ins Gedächtnis gefressen haben sich diese heideähnlichen Überland-Abschnitte, wo die Luft regelrecht stand und vor sich hinflimmerte. Vielleicht habe ich mich auch deshalb nie wieder dorthin getraut? Zu groß war damals die Quälerei auf dem landschaftlich reizvollen Rundkurs.
Nun also ein erster Anlauf nach elf Jahren Abstinenz! Dieser lange Zeitraum heilte meine "Wunden" und weil ich mich völlig erwartungslos an den neuerlichen Versuch wage, ist die Herangehensweise an diesen auch sehr entspannt. So findet eine Erwärmung heute nur sitzend statt, weil es auch ohne Bewegung schon schweißtreibend genug ist. Die Vorzeichen von 28°C und wolkenlosem Himmel zur Startzeit bestätigen die angekündigte Hitzeschlacht. Mal sehen, was da überhaupt für mich (als Wärmemuffel) möglich ist.
Meine Beine kommen von Anfang an nicht so recht in Schwung und auch der Kopf hat bei der Wärme keine Lust, etwas zu erzwingen. Also nutze ich die Wasseraufnahme am VP nach knapp 5 Kilometern recht intensiv und lasse so Ute zu mir auflaufen. Von da an kämpfen wir uns zu zweit über die Schleife. Es gibt dabei reichlich Wasserstellen, an denen man sich "außen und innen" erfrischen kann - das ist auch unsere Rettung. Wir hangeln uns so von einem VP zum nächsten - jeweils mit klitschenassen Klamotten beginnend, um fast wieder getrocknet am nächsten Versorgungspunkt anzukommen. Dazwischen gibt es genügend Arbeit für die Augen und natürlich noch mehr für die Beine. Die Strecke ist zwar größtenteils recht flach, wartet aber auch mit einem knackigen Anstieg auf. Dazu gibt es meist Sonneneinstrahlung satt und somit Wärme/Hitze von oben und unten - das schlaucht!
Zweieinhalb Kilometer vorm Ziel gibt es am Verpflegungspunkt (auf Nachfrage) sogar Bier. Zwei Becher (allerdings mehr "Blume" als Bier!) dieser Belohnung müssen zusätzlich zum VP-Normalprogramm sein! Diese kurze Glückseligkeit wird nur vom Auftauchen einer weiteren Frau in unserem Rücken "gestört". Nein, noch einen Platz im Frauentableau will Ute nun nicht noch verlieren! Also gibt es konkrete Anweisungen von mir, etwas straffer die Sache hier zu beenden - es wird eine Art Endbeschleunigung in den Trott eingebaut. Es klappt! Der Abstand vergrößert sich und im Ziel ist es eine dreiviertel Minute Vorsprung.
Unser gemeinsamer Zieleinlauf nach satten 2:49:44 Stunden hat dennoch etwas vom ehemals praktizierten "Langen Dauerlauf am Sonntag" - zumindest vom betriebenen Zeitaufwand! Aber auch ein gemeinsamer "Platz 73" von 129 Zielankömmlingen untermauert diese Einschätzung recht treffend. Als 6. Frau (Platz 1 in der AK) ist Ute trotz dieses "Sonntagsspaziergangs" sogar siegerehrungsberechtigt! Die Belohnung für eine nichtmal mittelmäßige Leistung! Doch heute wollte keiner von uns mit aller Gewalt "aus den Latschen kippen", weil bei dieser Hitze das Maximum abgerufen wurde. Für was auch? Um eventuell das Wochenende noch in irgendeinem Krankenhaus im Großraum Dresden ausklingen zu lassen?
Auch wenn es das Quecksilber nur bis 38°C geschafft hat und somit die Sachsenlauf-Jubiläumsmarke "40" knapp verfehlt wurde, geht dieses Jubiläum sicherlich als einer der heißesten Coswiger Sachsenläufe in die Chronik ein. Zusätzlich eingerichtete Getränkestellen erleichterten den Wettlauf mit dem Thermometer ... ein großes Lob an den Veranstalter!
P.S.: Seit langem also wieder mal ein Sonntags-Dreißiger fürs Lauftagebuch! Und nicht nur Ute und ich waren in dieser Hinsicht aktiv, nein, auch Jens hat sich in seinem Harthwald einen Dreißiger gegönnt, wie er mir abends am Telefon stolz berichtet. Sein Dreißiger fand allerdings kurz nach dem Mittagsmahl statt - auf der Couch. Die halbe Stunde Mittagsschlaf müsse in seinem Alter einfach sein. Richtig so - und wenn dann auch noch sein Bier geschmeckt hat, gibt es doch gar keinen Grund zur Beunruhigung.