09.04.2011 - 9:00 Uhr - 42,195 km / 750 Hm+ / 750 Hm-
Wenn man an seinem 40. Geburtstag einen Marathon läuft, müsste man sich nicht mit irgendeiner „Zielzeit“ unter Druck setzen. Wäre da nicht im Winter, als ich dann auch noch verletzt war, eine arrogante Äußerung meinerseits gewesen. Meinem Trainingspartner Jens sagte ich, dass ich seine Marathonzeit von Rom beim Kyffhäuser unterbiete. Als ich dann Anfang Februar wieder ins Training einstieg, bemerkte ich meine Schwächen am Berg und beim gemeinsamen MSL ging ab Km 30 gar nichts mehr. Jens hatte aber ein Einsehen und gab mir eine Zeit von 3:16:37h vor, er war im zweiten Teil des Rom-Marathons brutal eingebrochen.
Nachdem Jens mit seinen, dem Marathon folgenden Laufergebnissen gar nicht mehr zufrieden war, wollte er Ute und mich mit dem Rad rund um den Kyffhäuser begleiten und sich nebenbei die Sehenswürdigkeiten an der Strecke anschauen.
Vom Vorjahr wissen wir noch, wo man am besten parkt. Viel Zeit ist nicht mehr, schnell noch ein, zwei Fotos und ab zum Start. Dort setzt sich ab 9 Uhr ein übersichtliches Feld in Bewegung. Anfangs gibt es sehr viel Asphalt für einen Landschaftslauf. Nur der Abschnitt um die Barbarossahöhle geht über Feldwege. Ich laufe anfangs ziemlich weit vorn mit, da ich erfahrungsgemäß beim Marathon auf der zweiten Hälfte (leistungsbedingt) „Tempo herausnehme“. Ca. bei Kilometer 11, auf den letzten Straßenmetern Richtung Huflar überholt mich der spätere Sieger Ronald Speer. Nachdem es bis dahin nur sachte bergauf ging, wartet der Rennweg, der zum Kulpenberg führt schon mit etwas steileren Passagen auf. Der Verpflegungsstand am Fernsehturm wird einmal umrundet, ehe es auf engen Pfaden Richtung Rothenburg abwärts geht.
Ich habe mich längst auf meinen Marathontrott eingepegelt und werde bei der Streckenhälfte nach 1:32h vom späteren Sechstplatzierten eingesammelt. Der Anstieg zum Kyffhäuserdenkmal ist mir bekannt; da wir hier auf der Herfahrt am Freitag schon eine Art Streckenbesichtigung gemacht hatten. An der Wendeschleife vor dem Denkmal gibt es zuerst einen Kontrollstempel auf die Startnummer, ehe ich mir an der Verpflegung den hochgelobten Schleim schmecken lasse. Nach einer Burgumrundung führt die Strecke wieder in die Einsamkeit. Es geht bergab, dann wieder bergauf und wieder werde ich überholt. Dieses Mal sind es gleich drei Läufer, ich versuche ihr Tempo mitzugehen, aber es gelingt mir nicht. Dafür entschädigt der herrliche Blick hinüber zum Kyffhäuser, welcher sich für kurze Zeit dem Läufer bietet.
Die Strecke verlässt den Wald und führt über Wiesen hinab nach Udersleben. „Alles Gute Thomas!“, ruft mir ein am Rand stehender Radfahrer zu. Ich wundere mich, da ich ihn nicht kenne. Es ist Jens Herzog aus Leipzig. Ute hatte mir erzählt, dass er zum Zuschauen nach Bad Frankenhausen kommen wollte. Zehn Minuten Rückstand habe ich zum Führenden, gibt er mir noch mit auf den Weg. Er selbst will noch auf Ute warten, „verfolgt“ mich dann doch, um Bilder von mir zu machen.
Nach Udersleben wartet der Anstieg zum Flugplatz, erst steil, dann sich ewig dahinziehend. Die Luft ist raus, der „Mann mit dem Hammer“? Mir egal, ich ergebe mich meinem Schicksal und überhole nebenbei einen Teilnehmer vom Halbmarathon, wenigstens muss ich nicht gehen, so wie er, aber viel schneller bin ich auch nicht. An den Kilometer-Schildern fange ich jedesmal an zu rechnen. Unter 5 min/km müsste ich laufen, damit es noch unter 3:16h klappt. Unmöglich, denke ich und multipliziere mit 5:30.
Von Kilometer-Schild zu Kilometer-Schild wird mir klar, dass ich doch nicht ganz so langsam bin. Auf den letzten Kilometern hinab nach Bad Frankenhausen überhole ich einige Wanderer und Walker.
Der Becher Cola an der letzten Verpflegung – rettet er mich ins Ziel? Auf dem Kurplatz ziert „Erbrochenes“ die Strecke. Soweit bin ich aber dann doch nicht. Zeitvergleich kurz vor dem Ziel, „Tempo verschärfen“, auch wenn es kein Außenstehender wirklich mitbekommt – 3:15:57h.
Naja, wenigstens das hat geklappt und ich muss mir nicht in nächster Zeit die (gut gemeinten) Belehrungen meines Trainingspartners anhören. Kurz nach mir ist auch Jens mit dem MTB im Zielbereich eingetroffen. Er hat Ute an den Leipziger Jens „übergeben“ und meint, sie kommt unter 4 Stunden an. Letztendlich wird es sogar eine neue Marathonbestzeit – 3:45:57h und Platz 5 bei den Frauen. Jetzt müssen wir noch auf die Siegerehrung warten, obwohl wir Zeitdruck haben, weil ich die für 18 Uhr zur Geburtstagsfeier in Chemnitz eingeladenen Gäste nicht warten lassen will. Aber die Ehrungen werden schnell durchgezogen und so kommen wir kurz nach 14 Uhr aus Bad Frankenhausen los.
Bei der Wahl diesen Marathon zum Geburtstag zu laufen, kann ich nichts falsch gemacht haben: herrliches, läuferfreundliches Wetter, eine abwechslungsreiche Strecke mit tollen Aussichten, eine perfekte Organisation und freundliche Helfer, zu bemängeln ist nur die eintönige Moderation im Zielbereich.
Übrigens: Trainingspartner Jens wird beim abendlichen Geburtstags – Fußballturnier „Bester Chancentod der Veranstaltung“ während ich mich „Bester Torwächter der AK M35+“ nennen darf.
Alle Bilder findet ihr hier.