07.04.23 | 10:45 Uhr | 21,8 km | 545 Hm+ | 545 Hm- | Bierquellen-Intro |
08.04.23 | 10:35 Uhr | 15,7 km | 290 Hm+ | 290 Hm- | Bierwege-Osterspaziergang |
08.04.23 | 18:00 Uhr | 4,1 km | 145 Hm+ | 145 Hm- | Bier & Fels |
09.04.23 | 9:45 Uhr | 35,2 km | 720 Hm+ | 720 Hm- | Ostersonntagsdiplomarbeit |
10.04.23 | 10:15 Uhr | 14,2 km | 280 Hm+ | 280 Hm- | Abschlußwanderung |
Ostern, das Ende der Fastenzeit! Was waren die Tage und Wochen seit Aschermittwoch doch entbehrungsreich. Kein Sport, kein Alkohol, kein Süßkram, kein Garnichts - doch nun hat uns das Leben wieder. Den Anfang bei der Rückkehr ins bürgerliche Leben macht dabei die maßvolle sportliche Betätigung in Verbindung mit dem zaghaften Genuß von alkoholverfeinerten Kaltgetränken. Als Austragungsort dieses Trainingslagers kommt dabei fast zwangsläufig nur Oberfranken in Frage, bietet dieser Landstrich doch die weltweit höchste Brauereiendichte an und etliche Brauerei- bzw. Bierwege sorgen dabei für ein gut ausgebautes Versorgungsnetz.
Um in die Materie des fränkischen Biergenußes eintauchen zu können, wird am Abend des Gründonnerstag eine der vielen Brauereien mit angeschlossenem Gasthof besucht: der Brauerei-Gasthof "Drei Eichen" der Brauerei Aichinger in Heiligenstadt. Seit 1870 braut man dort und schenkt derzeit im Gasthof die Sorten Spezialbier (5,5% alc.), Bockbier (6,5% alc.) und Helles Zwickel (4,9% alc.) aus. In Verbindung mit fränkischer Hausmannskost testen wir uns einmal durch das Bierangebot, um einen ersten Eindruck von der Sachlage zu erhalten.
Aichinger-Spezialbier - Seidla 3,00 Euro
Der Karfreitag beginnt in Trockau an der BAB9. Der dortige Bierquellenwanderweg ist ein mit gelbem Bierkrug markierter 18 Kilometer langer Rundweg. Er verbindet vier Privatbrauereien im Naturpark Fränkische Schweiz/Veltensteiner Forst. An der St.-Thomas-Kirche in Trockau steigen wir in diese Laufrunde ein, auch wenn ein Start am Marktplatz, wo sich von 1875 bis 1975 die Brauerei Johannes Herlitz befand, passender zum Thema gewesen wäre.
Wirtshaus Weiglathal und Brauerei Übelhack, Weiglathal
Nach 3,8 Kilometern leicht profiliertem Wald- und Wiesengelatsche erreichen wir das Wirtshaus Weiglathal der Brauerei Übelhack. Dort wird seit 1870 nach dem Reinheitsgebot gebraut, zumindest geschah dies bis 2014 vor Ort. Seitdem wird die Übelhacker Originalrezeptur im Lohnbrauverfahren an die Brauerei Simon in Lauf vom Sud bis zur Abfüllung übergeben. Das hauseigene Weiglathaler Dunkle (5,3% alc.) benötigt jedenfalls keine allzu große Überredungskunst, um uns zum Verweilen im Biergarten zu animieren.
Weiglathaler Dunkles Bier - Seidla 3,00 Euro
Nur eine Viertelstunde durch den Lindenhardter Forst laufend, stoßen wir auf die zweite Brauerei der Runde: die 1866 gegründete Brauerei Kürzdörfer in Lindenhardt mit gegenüberliegendem Brauereigasthof Kürzdörfer, einem 2009 eingeweihtem Blockhaus in kanadischer Naturstammbauweise.
Brauereigasthof Kürzdörfer, Lindenhardt
Für den noch nicht ganz wiederhergestellten Durst (aufgrund der kurzen Wegstrecke) wird im Biergarten des Gasthofes von uns ein Lindenhardter Helles (5,0% alc.) vom Faß geordert. Wir genießen dabei die Sonne und den Ausblick von der Terrasse.
Die rund 1.000 Hektoliter Bierausstoß pro Jahr verteilen sich auf die Sorten helles Lindenhardter Pilsner (5,0% alc.) und dunkles Kürzdörfer Landbier (5,0% alc.), sowie auf das ab Mitte November gebraute Lindenhardter Weihnachtsbock (6,8% alc.). Dazu gesellen sich noch Sondereditionen, wie das Lindenhardter Töpferbier (5,4% alc.) oder das Fränkisch Zwickel FZ2022 (4,9%).
Kürzdörfer Helles Hausbier - Seidla 3,00 Euro
Unsere nächste Brauerei liegt wieder nur ein paar Laufminuten entfernt: im Tal der Fichtenohe, einem Zufluß der Pegnitz, befindet sich im 200-Einwohner-Ort Leups das Brauereigasthaus Gradl. Seit 1683 lebt hier die Tradition des Bierbrauens. Die Brauerei Gradl befindet sich seitdem im Familienbesitz. Neben dem Dunklen Leupser Bier (4,9% alc.) braut man ganzjährig noch ein Pils (4,9%) und für Weihnachts- und die Maienzeit ein Bockbier (7,2% alc.). Der Jahresausstoß der Brauerei liegt bei rund 1.500 Hektolitern Bier.
Brauerei Gradl, Leups
Wir gönnen uns natürlich deren "Marktführer", das Dunkle Leupser (4,9% alc.) und je ein Schmalzbrot (in unseren Gefilden Speckfettbemme genannt) - schließlich will der Magen nicht nur mit flüssigen Broteinheiten gefüllt werden. In Leups könnte man jetzt den Bierquellenweg nach Trockau (offiziell) abkürzen und ihn so auf die Nordschleife reduzieren. Doch eine Brauerei schaffen wir noch, die vierte der "großen" Runde. Dazu müssen wir wiederum nur 2,9 Kilometer Wegstrecke zurücklegen.
Dunkles Leupser Bier - Seidla 2,80 Euro
In Büchenbach angekommen, stehen wir vor verschlossenen Türen. Der Brauerei-Gasthof Herold öffnet erst in einer Stunde seine Pforten. Wir haben also genügend Zeit, um die Gegend zu erkunden. Wir nehmen daher den Anstieg auf dem Kreuzweg hoch zur BAB9, passieren dabei einen stillgelegten Bierkeller und visieren auf der anderen Autobahnseite einen Aussichtsturm an. Es ist der des Kleinen Kulms, mit 626 Metern Seehöhe die höchste Erhebung der Fränkischen Schweiz.
Ehem. Bierkeller in Büchenbach / Bierquellenwanderweg / Aussichtsturm Kleiner Kulm
Allzu lang halten wir uns auf dem im Juli 2000 eröffneten, 15 Meter hohen Turm nicht auf, auch wenn dessen Aussichtsplattform auf 637 Meter über Null, einen herrlichen Blick auf die umliegende Landschaft bietet. Wir haben noch einen Wirtshausgang vor uns - deshalb sind wir ja hier.
Brauerei-Gasthof Herold, Büchenbach
Der Brauerei-Gasthof Herold ist von ehemals 38 Brauberechtigten in Büchenbach übrig geblieben. Seit 1568 hat man das Brau-, Schank- und Backrecht inne. Neben dem ganzjährigen Beck'n Bier (4,6% alc.) braut man im Dezember und im Mai noch ein Bockbier (6,9% alc.). Der Jahresausstoß des bierbrauenden Bäckers liegt bei rund 2.000 Hektolitern Gerstensaft.
Beck'n Bier - Seidla 3,00 Euro
Mit Beck'n Bier (4,6% alc.) und deftigen Eiergerichten mit Speck und Bratkartoffeln stärken wir uns für die letzte Etappe, die uns zurück nach Trockau bringt. Der längste und profilierteste Streckenabschnitt steht uns bevor. Es wird zum Ende hin etwas zäh, aber nach sieben Stunden ist der Bierquellenweg geschafft. Laut Beschreibung ist dieser Vier-Brauereien-Weg für Wanderer mit sechs Stunden angeschlagen. Wir haben im Laufschritt eine Stunde länger benötigt, allerdings mit der Verlängerung zum Kleinen Kulm. Zudem haben wir durchschnittlich eine geschlagene Stunde in den jeweiligen Schankwirtschaften zugebracht - und diese Zeit sollte man sich wirklich dafür nehmen.
St.-Thomas-Kirche in Trockau und deren Namenspatron
Am Sonnabend wird der Trainingsinhalt um den Bereich "Kultur und Geschichte" erweitert, so zumindest auf dem Papier. Im Großen und Ganzen ändert sich jedoch nicht viel - das kräftezehrende Laufen wird mit ausgedehnten Trinkpausen belohnt, so auch auf dem rund 13 Kilometer-Bierwanderweg Bier, Kultur und Geschichte in und um Waischenfeld. Vom Freibad aus starten wir diese Exkursion und nehmen den alten Höhenweg nach Nankendorf - laut Wegweiser sind es nur 1,7 Kilometer bis zur ersten, der heute zu absolvierenden Brauereien.
Brauereigaststätte Schroll mit Brauerei "Zum weißen Lamm", Nankendorf
In Nankendorf biegen wir in die Brauereigaststätte Schroll ein, deren Brautradition bis in das Jahr 1848 zurückreicht. Neben Landbier (5,2% alc.), Hellem (5,2% alc.) und Weizenbier (5,5% alc.), braut man von November bis Ostern noch ein Bockbier (7,0% alc.) und von Ostern bis Oktober ein naturtrübes Pilsner (5,2% alc.) - insgesamt rund 3.000 Hektoliter im Jahr.
Schroll Landbier - Seidla 2,70 Euro
Bei einem Landbier (5,2% alc.) werden wir schnell mit den thüringischen Gästen in der Wirtschaft und dem Braumeister Georg Schroll warm. Es geht dabei natürlich ums Bierbrauen ("richtiges" Bier und Industriebier) und um Gehopftes bei Landschaftsläufen, wie dem Rennsteig- oder dem Jenaer Kernberglauf. Außerdem erfahren wir von den Thüringern, warum die Brauerei Heckel schon um 13 Uhr ihre Pforten schließt: es sind die Bierwanderer, die für ihren Abschlußtrunk ihrer Brauereienrunde (meist gut alkoholisch befüllt) ihr Sitzfleisch überstrapazierten und so kein Ende fanden ... und genau das ist jetzt auch der Übergang für uns. Wir müssen weiter, sonst schaffen wir es nicht mehr bis zum Kehraus beim Heckel.
Brauerei und Gastwirtschaft Krug-Bräu, Breitenlesau
Verhältnismäßig zügig nehmen wir den Anstieg der uns aus Nankendorf hinauf zu einem Plateau führt, wo in Breitenlesau der nächste Halt in puncto Hopfen und Malz geplant ist. In all der Hatz vergessen wir dabei der 400 Jahre alten Russenlinde einen Besuch abzustatten. Der Fokus liegt nun mal auf der Brauerei und Gastwirtschaft Krug. Der Brauereigasthof wurde im 17. Jahrhundert erbaut und seit 1834 besitzt die Brauerei das Braurecht. Mit rund 60.000 Hektolitern Bierausstoß zählt Krug-Bräu zu den größeren Braustätten der Gegend. Dementsprechend breitgefächert ist auch das Sortiment: Urstoff (5,4% alc.), Radler (2,4% alc.), Dunkles Lagerbier (5,0% alc.), Pils (4,8% alc.), Festbier (5,6% alc.), die Hefe-Weizen Breitenlesauer Weiße (5,3% alc.) und Dunkle Weiße (5,3% alc.), Carinator, ein Doppelbock (7,7% alc.), Bockbier (6,8% alc.), Breitenlesauer Winterbier (5,5% alc.) und Gaas-Seidla (2,8% alc.), ein Biermischgetränk aus Lagerbier, Cola und Kirschwein.
Die Gaststube ist voll besetzt, daher nehmen wir unser Dunkles Lagerbier (5,0% alc.) mit nach draußen und können so die hinter dem Parkplatz liegende Brauerei etwas näher inspizieren.
Dunkles Lagerbier - Seidla 2,90 Euro
Der Rückweg über Hubenberg und Heroldsberg sowie die Burg Waischenfeld muß nun umso schneller vonstattengehen, denn der Zeitplan ist eng gestrickt. Um 13 Uhr schließt die Brauerei Heckel ihre Pforten und bis dahin müssen wir dort sein, bestenfalls natürlich etwas eher. Zehn Minuten vor der Zeit betreten wir dann auch die übervolle Gaststube. Doch leider ist das Bierfaß schon alle. Wir könnten aber in einer Stunde zum Osterbrunnenfest Heckel-Freibier bei Blasmusik genießen, stellt Brauereichef Rainer Heckel eine überdenkenswerte Alternative in den Raum.
Brauerei Heckel, Waischenfeld
Unser Kulturprogramm (bisher dato hatten wir den Zusatz des heutigen Brauereienweges noch gar nicht wahrgenommen) erfährt nun also mit dem jährlichen Zeremon des Einweihens der städtischen Osterbrunnen einen ersten kulturellen Anstrich. Das dabei verzehrte unfiltrierte Heckel-Bier (5,5% alc.) bezahlen wir natürlich übertariflich per Spende - eine Kleinstbrauerei kann ja offensichtlich nicht mit dem Ausschank von Freibier bzw. einem Halbliterpreis von 2,40 Euro in der Kneipe überleben, wenn man bedenkt, daß in der Heimat in und um Chemnitz diverse Industriebiere für den doppelten Preis über die Theke gehen.
Heckel-Vollbier - Seidla Freibier/Spende / Erl-Bräu - Seidla 3,20 Euro
Zum richtigen Sport gehört zwangsläufig auch der Passivsport. Das heißt, abgucken, was andere so machen - wie die Fußballer der Reservemannschaften vom ortsansässigen SV Bavaria und dem TSV Bindlach. Doch viel tut sich nicht auf dem Sportplatz vor handverlesenem zwölfköpfigen Publikum. Mittelfeldgeplänkel ohne Zug zum gegnerischen Kasten. Expertise zur Halbzeit: typisches 0:0-Spiel, wer kann denn bei dem Engagement auch nur ein Tor erzielen?
Natürlich erweitern wir unser persönliches Geschichts- und Kulturprogramm noch mit dem Erklimmen der Burganlage (an der wir zuvor eilenden Schrittes zu Tal sausten). Dort gibt es neben den einheimischen Bieren aus Nankendorf und Breitenlesau (die wir ja schon getestet haben) ein helles Bier (5,0% alc.) aus der Landbrauerei Erl-Bräu aus Geiselhöring. Vom Wahrzeichen von Waischenfeld, dem Steineren Beutel, hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und akkustisch bekommen wir auch noch das Ende des Fußballspiels von Waischenfeld und Bindlach mit. Endstand 5:0, die Jungs haben ihr Können also geschickt vor uns verborgen und sich nicht in die Karten gucken lassen.
SV Bavaria Waischenfeld II - TSV Bindlach II 5:0 (0:0) / "Steinerner Beutel" Waischenfeld
Am Abend müssen wir nochmal außer Haus. Ein paar Höhenmeter fehlen noch am Tagesziel, denn Trainingspläne leben nun mal von ihrer punktgenauen Abarbeitung und nicht nur vom Papier, auf dem sie niedergeschrieben sind. Von Burggrub (378 m) aus werden nun noch der Eichenberg (523 m) und der Kreuzstein (520 m) bezwungen - im Wanderschritt, aber diese Form des Trainingsbetrugs kriegt in dieser menschenleeren Gegend niemand mit. Was sind wir nur für Sportskanonen? Vielleicht sollten wir uns dafür auch einmal "richtig" belohnen? Man könnte jetzt den Rückweg etwas abkürzen und direkt ins Leinleitertal absteigen.
Kreuzstein - 500 m üNN
Die Belohnung ist jedoch nicht die Streckenabkürzung, sondern der Besuch des Brauerei-Gasthofes Ott in Oberleinleiter, wo seit 1678 gebraut und ausgeschenkt wird. Seit 1822 befinden sich Brauerei und Gasthof in Familienbesitz. Die über 10.000 Hektoliter Jahresausstoß der Brauerei Ott umfassen dabei: Weißbier (5,2% alc.), Obaladara (5,3% alc.), Bockbier (6,8% alc.), Edel-Pils (4,9% alc.), Export-Bier (5,3% alc.) und Festbier (5,7% alc.).
Brauerei-Gasthof Ott, Oberleinleiter
Unsere Rast in der Gaststube wird mit Dunklem Obaladara (5,3% alc.), einer fränkischen Wortschöpfung für Oberleinleiterer (Bier), und dem für Franken typischen Schäuferla (Schweineschulter) versüßt. Der gut eine (flache) Kilometer zurück nach Burggrub geht danach wie von allein.
Obaladara - Seidla 3,00 Euro
Am Ostersonntag steht dann die langangestrebte Diplomarbeit auf dem Zettel. Um in den erlauchten Kreis der "Fränkischen Ehrenbiertrinker" aufgenommen zu werden, ist das Abwandern/Ablaufen der vier Brauereien der Weltrekordgemeinde Aufseß, welche die höchste Dichte an Brauereien pro Einwohner aufweist, Grundvoraussetzung. Dazu muß logischerweise in jedem dieser Brauerei-Gasthöfe eine Kostprobe des jeweils dort gefertigten Gerstensaftes vorgenommen werden. Dies wird dann mittels Stempel auf einem paßähnlichen Pamphlet protokolliert und nach erfolgreichem Abschluß dieser Biererforschungswanderung erfolgt die Ausgabe des Diploms "Fränkischer Brauereienweg-Wanderer der Weltrekordgemeinde Aufseß". Es wird ein langer Weg durch alle Instanzen, der von uns mit der An- und Abreise zum Tagungsort noch etwas verlängert wird.
Hoher Stein - 495 m üNN
Der rund 14 Kilometer lange Brauereienweg der Weltrekordgemeinde Aufseß zieht seine Bahn durch die Ortsteile Unteraufseß, Heckendorf, Hochstahl, Sachsendorf, Neuhaus und Oberaufseß. Wir starten unsere Tour allerdings am Gasthof Hösch in Burggrub und beginnen, wie am Vorabend mit dem Aufstieg zum Plateau, halten uns aber rechts Richtung Reckendorf. Nach Passieren dieses Talortes steht der Anstieg zum Hohen Stein, einem Felsgebilde mitten im Laubwald, an. Danach verflacht sich die Streckenführung wieder und nach rund zehn Kilometern Anreise erreichen wir Aufseß.
Aufsesser Brauerei und Brauereigasthof Rothenbach, Aufseß
Der Brauereigasthof Rothenbach der Aufsesser Brauerei ist dabei unsere erste Station. Im Biergarten hinter dem Wirtshaus wird Tisch Nr. 52 in Beschlag genommen, um die Zahlenspielerei zum kalendarisch auf heute festgesetzten Alterungsprozeß symbolträchtig umzusetzen - 52 Jahre alt und immer noch Durst wie am ersten Tag.
Aufsesser Zwickl - Seidla 3,60 Euro
Unterhalb der Burg Unteraufseß wird seit November 1886, mittlerweile in 6. Generation, dem Brauhandwerk gefrönt. Neben den drei Wegseidla-Sorten Helles Vollbier (4,8% alc.), Winter Edition (5,4% alc.) und Radler (2,4% alc.) und den Aufsesser Bieren Seidla Hell (4,9% alc.), Lager (4,9% alc.), Zwickl (4,8% alc.), Dunkel (4,7% alc.), Pils (5,0% alc.), Hopfentrunk (5,2% alc.), Hefeweizen (5,2% alc.), Bockbier Dunkel (6,5% alc.) und Hellem Bock (6,5% alc.) vervollständigen seit 1996 sieben verschiedene Gluggerla-Limonaden das Sortiment. Mit je einem Seidla Zwickl (4,8% alc.) und einer Gluggerla Orange (aus der Bügelverschlußflasche) sichern wir uns die ersten Lorbeeren, in Form eines Stempels auf unserem Wanderpaß.
Kathi-Bräu , Höckenhof
Aus dem Tal der Aufseß führt der Weg hinauf nach Höckendorf und nur 1,5 Kilometer später steht für uns die nächste Prüfungsaufgabe an. Die Brauerei-Gastwirtschaft Kathi-Bräu lädt, als bekanntester Motorradtreff der Fränkischen Schweiz, neben Dutzenden von Mopedfahrern natürlich auch Wanderer oder gar Läufer an seine Biergartengarnituren. Seit 1498 ist das Bierbrauen an diesem Ort belegt, womöglich ist diese Tradition sogar noch älter. Dabei bewirtschaftete von 1954 bis zu ihrem Tod 1993 das fränkische Original Katharina Meyer (Bräu-Kathi vo Hecknhuf) die nach ihr benannte Brauerei und deren Biergarten.
Dunkles Lagerbier - Seidla 2,90 Euro + Dunkles Bockbier - Seidla 3,50 Euro
Getreu dem schönen Brauch der alten Klosterbrüder, bei dem Trinken das Fasten nicht bricht ("Potus non frangit ieiunum"), beginnt in Heckenhof die diesjährige Starkbierzeit am 24. Februar - zwei Tage nach Fastenbeginn. Schon früher ließen sich die Leute nur ungern verarschen und ersannen daraufhin Gegenmittel im Rahmen der schikanösen Maßnahmen. Wenn schon darben, dann mit Niveau! Auch wenn die Fastenzeit seit dem Vortag beendet ist, testen wir uns mit einem Dunklen Bockbier (7,2% alc.) und einem Braunen Lagerbier (4,8% alc.) durch das recht übersichtliche Kathi-Bräu-Angebot, welches derzeit nur noch durch ein Dunkles Leichtbier (2,0% alc.) ergänzt wird. Gut mit Flüssigem genährt verlassen wir so den zweiten Prüfungsort.
Brauerei-Gasthof Reichold, Hochstahl
Parallel zum Straßenverlauf führt der Brauereienweg in den Aufsesser Ortsteil Hochstahl. In 4. Generation betreibt dort die Familie Reichold ein Brauhaus mit Wirtschaft und Pension, den Brauerei-Gasthof Reichold. Anfang des 18. Jahrhunderts legten Andreas Westermeyer und dessen Sohn den Grundstein der ortsansässigen Brautradition, ehe 1906 die Brauerei von Friedrich Westermeyer in den Besitz von Johann Simon Reichold überging.
Lagerbier - Seidla 3,20 Euro
Das Angebot der Hochstahler Biere deckt mit Hefeweizen (5,0% alc.), Zwick'l (5,2% alc.), Dunkel (5,2% alc.), Lager (4,9% alc.), Maibock (6,9% alc.) und alkoholfreiem Bier den Bedarf des ambitionierten Biertrinkers ab. Wir entscheiden uns für das süffige Lagerbier und etwas feste Nahrung (Brezeln) - schließlich schwabbert es von der vielen Flüssigkeit schon recht heftig im Bauch. Der dritte Teil der Facharbeit wird daraufhin mit einem Stempel quittiert und weiter gehts/läufts. Wir verlassen dabei am Ortsausgang für rund 200 Meter den vorgeschriebenen Weg, um einem Lindenpaar auf einer Anhöhe noch unseren (interessierten) Besuch abzustatten. Beide Winterlinden sind durch Schnittmaßnahmen ihrer ursprünglichen Krone beraubt und daher nur noch rund 15 Meter hoch. Die Stammumfänge der zwei Bäume, die ein Kruzifix flankieren, betragen rund 6 bzw. 2 Meter.
Brauereigasthof Stadter, Sachsendorf
Rund fünf Kilometer durch Wald und Flur sind es bis Sachsendorf, wo schon seit 1552 Bier gebraut wird. Im Brauerei-Gasthof Stadter, dessen Brautradition bis ins Jahr 1884 zurückreicht, machen wir halt und genehmigen uns je ein Sachsendorfer Landbier (4,7% alc.) vom Faß.
Dunkles Landbier - Seidla 3,20 Euro
Zudem erhalten wir, für den vierten Stempel in unseren Prüfungsunterlagen, die Brauereienweg-Urkunde, obwohl wir noch rund fünf Kilometer bis zum Ausgangspunkt der Runde vor uns haben. Wir könnten daher auch schummeln und uns einen direkteren Weg nach Burggrub suchen, was jedoch gegen die Richtlinien verstoßen würde. Außerdem ist der Weg durchs Aufseßtal mit eindrucksvollen Felsformationen in Neuhaus und den Schlössern in Ober- und Unteraufseß, sowie der Freiherr-von-Aufseß-Linde (20 Meter hohe, rund 300-jährige Sommerlinde mit einem Stammumfang von rund 6 Metern) recht empfehlenswert.
Weltrekordgemeinde Aufseß / Bierdiplomverleihungsurkunde
Der Brauereienweg, der sich durch die Aufsesser Ortsteile windet, ist sehr gut ausgeschildert und an jedem zu passierenden Ort wird mittels Hinweistafel an die "gute Kinderstube" des Bierwanderers appelliert. Unter dem Zitat "Gut geht, wer ohne Spuren geht!" von Lao-Tse wird auf die Verhaltensregeln hingewiesen und schließt mit "Der Brauereienweg steht für Biergenuß und schöne Landschaft und nicht für ungebremsten Alkoholismus."
Burg Aufseß (o.l.) / Schloß Oberaufseß (o.r.) / Burg Greifenstein (u.l.) / Gotische Kapelle (u.r.)
An der Aufsesser Brauerei Frank Rothenbach schließt sich der Kreis des Brauereienweges. Durch den Aufsesser Wald nehmen wir nun den Heimweg entgegengesetzt dem Hinweg. Vor Erreichen des Hohen Steins biegen wir jedoch auf den Brauereienweg Heiligenstadt-Leinleitertal ab. Wir kämpfen uns durch den Wald, vorbei an der verfallenen Gotischen Kapelle und der Femehöhle, zur im Jahre 1171 erstmals erwähnten Burg Greifenstein durch, wo jedoch gerade die letzten Besucher vom Burghof delegiert werden.
Impressionen von der Ostersonntagsdiplomarbeit
Hinab nach Heiligenstadt läuft es sich nun recht schnell. Wir steuern den Marktplatz an und landen wiederholt im Brauerei-Gasthof "Drei Kronen" der Brauerei Aichinger. Im Gastraum und vor der Kneipe sind jedoch alle verfügbaren Plätze belegt, so daß wir uns auf einer Bank am Straßenrand niederlassen. Mit hartgekochten Eiern und Holzofenbrot (vom Ostermarkt), sowie Hellem Zwickel (4,9% alc.) und Bockbier (6,5% alc.) stärken wir uns für den Rest unserer Laufrunde.
Brauerei-Gasthof "Drei Kronen" der Brauerei Aichinger, Heiligenstadt
Wir könnten jetzt den Brauereienweg Heiligenstadt - Leinleitertal nehmen, um nach Burggrub zu gelangen. Etwas höhenmetersparender erscheint mir aber die Nutzung des Radweges, welcher entlang der Leinleiter verläuft - schließlich hat der heutige Tag schon genug Körner gekostet.
Helles Zwickel - Seidla 3,00 Euro + Bockbier - Seidla 3,50 Euro
Im Gehschritt nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff und schneller wird es dann auch nicht mehr, denn irgendwie verpassen wir den Abzweig zu unserem angestrebten Talweg und gewinnen wieder Stück für Stück an Höhe. So führt uns der Weg durch den Wald und hält mit den Schwedenfelsen noch eine weitere Sehenswürdigkeit für die Annalen bereit. Es ist 19:30 Uhr, als wir den Gasthof Hösch erreichen. Eine am Gebäude angebrachte Tafel berichtet von der Historie des Gasthofes: "1694 - Brau- und Schenkstatt bei der Mühle ... 1779 - Bierkeller zugehörig ... Brauerei bis 1940". Derzeit ruht, bis auf Sonntagmittag, sogar die Gastwirtschaft und nur die Pension hält den Betrieb noch am Leben.
Gasthof Hösch, Burggrub
Der Ostermontag dient dem sachten Herunterfahren vom großen, am Wochenende geleisteten Sport. Der rund 13 Kilometer lange Brauereienweg Waischenfeld mit zwei Einkehrmöglichkeiten steht zum Abschluß des Trainingslagers auf dem Plan - beginnend in der kleinen Gaststube der Brauerei Heckel in Waischenfeld. Nur fünf Tische reichen dort aus, um die Besucher der Wirtschaft glücklich zu machen. "Drückt Dich ein Kummer, plagt Dich ein Schmerz, trink a' Maß Heckel und leichter wird's Herz!", so unkompliziert gerät man dort in die Fänge des hellen unfiltrierten Vollbieres - dessen Geschmack einfach aber großartig ist. Unser persönlicher Geschmackssieger des Trainingslagers, der den Kummer über das nahende Ende des Wochenendes ebenso gekonnt wegspült, wie eventuell aufgetretene Trainingsschmerzen.
Brauerei Heckel, Waischenfeld
Wir sind regelrecht zeitig am Tage vor Ort und nur der Stammtisch ist besetzt. Heute beweisen wir Sitzfleisch und bleiben fast zwei Stunden, um insgesamt fünf Seidla Vollbier zu verzehren, sie zu genießen und nicht einfach nur hinterspülen oder wegkippen. Trinksportdisziplinen kann man mit Industriebieren bedienen, die Biere der Kleinstbrauereien verdienen dagegen ihre Aufmerksamkeit. Zu Essen wird bei Heckels nichts angeboten, daher kann man seine Brotzeit auch mitbringen oder eben ein Bier mehr trinken.
Heckel-Bier - Seidla 2,40 Euro
Die Brautradition von Heckel geht bis ca. 1900 zurück. Man braute das Bier im Kommunbrauhaus von Waischenfeld, wie andere Gastwirte auch. Seit 1981 greift man auf eine eigene Braustätte in der Zeubacher Straße zurück, in der rund 300 Hektoliter unfiltriertes Helles im Jahr von Hand hergestellt werden. Eine Flaschenabfüllung gibt es nicht und der Ausschank findet größtenteils über die eigene Gaststätte statt. Es findet aber einen Straßenverkauf statt, bei dem man seine mitgebrachten Gefäße vom Wirt befüllen lassen kann. Zudem kann man das Heckel-Bier in einem Zwei-Liter-Siphon käuflich erwerben, was wir dann auch des Geschmacks wegen taten.
Hohe Warte: Blick auf Waischenfeld / Burg Rabenstein
Auf geht es nun zur letzten Brauerei des verlängerten Osterwochenendes. Aus dem Tal der Wiesent steigen wir hinauf zum Aussichtspunkt Hohe Warte und nehmen von da den Weg über Hannberg, Langenloh, die Burg Rabenstein und die Alte Veste ins Ailsbachtal. Bis zum Brauerei-Gasthof Held-Bräu in Oberailsfeld nutzen wir für einige hundert Meter den Brauereienweg Ahorntal.
Brauerei-Gasthof Held-Bräu, Oberailsfeld
Seit 1680 befindet sich Held-Bräu im Familienbesitz. Braustätte und Gasthof sind durch die Staatsstraße und den Ailsbach getrennt. Die Angebotspalette der Held'schen Biersorten umfasst derzeit Hefeweizen (5,4% alc.), Altfränkisches Bauernbier Dunkel (5,3% alc.), Pils (4,9% alc.), Festbier (5,3% alc.), Helles (4,9% alc.), Kräusen (4,9% alc.), Hollerbusch Weizenbock (6,9% alc.) und Zwickelbier (4,9% alc.).
Dunkles Bauernbier - Seidla 3,00 Euro
Im Biergarten des Gasthauses genehmigen wir uns zum Abschluß unseres Brauereientests das Dunkle Bauernbier (5,3% alc.), ehe es auf den Heimweg nach Waischenfeld geht. Wir verlassen das Ailsbachtal und rasten noch einmal an dessen oberer Waldkante. Über Eichenbirkig, Schönhof, die Pulver- und die Hammermühle gelangen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück.
Training am Limit (Atemnot!) / Gleichberechtigung / Trainingspause ohne Bier
Zahlen zum Trainingslager: insgesamt 91 Kilometer mit 1.980 Metern im Anstieg, 2 Felsgipfel, ein Aussichtsturm, 5 Burgen, 15 Brauereigasthöfe (davon 2 zweimal), ein ehemaliger Brauereigasthof, 36 Seidla (zu zweit), jeweils das Diplom "Fränkischer Brauereienweg-Wanderer der Weltrekordgemeinde Aufseß".
Fazit zum Trainingslager: Das Leben ist zu kurz, um schlechtes Bier zu trinken! Daher sollte man, wenn man Training/Wettkampf mit Biergenuß "begleitet", auf solide, qualitativ hochwertige Biere zurückgreifen. Industriebiere der Großkonzerne mit ihrem Einheitsgeschmack scheiden dafür aus.