21.05.2011 - 6:00 Uhr - Supermarathon 72,7 km / 1.470 Hm+ / 969 Hm-
Getreu dem Motto "Wer in der Welt was auf sich hält, der läuft von Eisenach nach Schmiedefeld!" stand der Rennsteiglauf auch dieses Jahr wieder mit auf meiner Wettkampfliste. Leider konnte ich aufgrund von Kniebeschwerden (irgendeine Ausrede hat man ja immer!) mein Training in den letzten Wochen vor dem Lauf nicht wie gewollt durchziehen. Der Umfang glich dem eines "Laufanfängers", der sich auf das Finishen eines Halbmarathons vorbereitet. Da fiel es natürlich Jens (Laufkollege im zwischenzeitlichen Ruhestand) leicht eine Stiege Sekt für eine Sub-6:30er Zeit auszuloben.
Kurz vor unserer Abfahrt am Freitag nach Schmiedefeld (wo Ute und ich das Fahrzeug stehen lassen wollten) erfuhren wir von einer kurzfristigen "Umbuchung" unserer Übernachtungsmöglichkeit in Eisenach. Dies wurde allerdings erst durch einige Telefonate während der Fahrt richtig dingfest gemacht. Zwischendurch kam noch ein Anruf von Uwe und Mario (bei denen wir nach Eisenach mitfahren wollten), das sie sich satelittengesteuert ins "falsche" Schmiedefeld verirrten. Aber auch wir fuhren streng nach Routenausdruck und landeten ebenfalls dort wo die Zwei vor einer Stunde vergeblich das "schönste Ziel der Welt" suchten.
Irgendwann kamen wir Vier dann doch noch in Eisenach an: Startunterlagen holen und Kloßparty mitnehmen. Während Uwe und Mario wieder zurück nach Schmiedefeld fuhren, machten wir uns auf den ca. 2km langen Fußmarsch in unser Quartier.
Am nächsten Morgen ist der Marktplatz in Eisenach gut gefüllt. Aufgrund der vielen Nachmeldungen sind die Startnummern ausgegangen und 52 Läufer müssen deshalb den Wettkampf ohne bestreiten. Der Start erfolgt pünktlich 6 Uhr. Die über 2.000 Teilnehmer pressen sich durch die Gassen und Straßen der Innenstadt. Mit Erreichen des Stadtparks passiere ich das erste Kilometerschild: 2:50 steht auf meiner Uhr - geht die nach oder bin ich sooo schnell? Höchstwahrscheinlich steht das Schild falsch, den bis Kilometer 5 habe ich einen 4:35er Schnitt. Das ist zwar nun wirklich nicht mein Tempo für so eine lange Distanz, aber bis Kilometer 18, bei der ersten offiziellen Zwischenzeitnahme an der Glasbachwiese, relativiert sich das und ich habe hier schon über eine Minute Rückstand auf meine Vorjahreszeit.
Dafür nehme ich mir dieses Jahr mal etwas mehr Zeit an den Verpflegungsständen, mal ein Foto, mal ein kurzer Wortwechsel mit den stets freundlichen Helfern. Nur mit der festen Nahrung bei Wettkämpfen werde ich mich wohl nie so recht anfreunden können. Umso erstaunlicher ist es, wie sich letztendlich ein Mix aus Wasser mit Kohlensäure, warmen Tee, kalter Cola, Schleim, Zitrone und verschiedenen Gels ohne zu Murren im Magen hält.
Es ist 8 Uhr 12 als ich, in einer Gruppe laufend, den Inselsberg bei Kilometer 25 passiere. Die Spitze ist hier schon vor 18 Minuten durch, ruft uns ein Zuschauer zu. Der folgende steile Abstieg Richtung Grenzwiese läßt die Knie schmerzen. Ich merke das ich immer mehr Zeit verliere. An der Ebertswiese (Kilometer 37,5) sind es schon über 10 Minuten Rückstand auf die Vorjahreszeit. Als dann ca. bei Kilometer 48 die erste Frau an mir vorbeizieht, erscheint es mir unmöglich ihr auch nur ein paar Meter in ihrem Tempo zu folgen. An den alle 5 Kilometer aufgestellten Schildern nehme ich die Zwischenzeiten und "bewege" mich jetzt in einem "Tempo" von über 6 Minuten pro Kilometer. Dadurch vergrößert sich die Differenz zu 2010 beim Grenzadler (Kilometer 54,7) auf fast 19 Minuten. Dort kündigt der Sprecher auch die nächsten beiden Frauen an, welche mich nach ca. 67 Kilometern überholen. Was mich sonst wurmt ist mir heute egal. Ich will bloß noch vernünftig ankommen, Jens kann/muß seinen Sekt allein trinken.
Ärgerlich ist für mich nur die Wärme, doch jetzt kurz vorm Ziel hört man von weitem das Donnergrollen des angekündigten Gewitters und ab Kilometer 71 setzt dann auch noch Regen ein, der sich zu einem wahren Wolkenbruch entwickelt. Völlig durchnässt biege ich auf die Zielgerade ein, wo trotz des Regens die Zuschauer ausharren und den Läufern der Marathon- und Supermarathonstrecke einen würdigen Empfang bereiten. Ich mache noch zwei Bilder von der Zielgasse, beeilen muß ich mich nicht mehr, die Stiege Sekt ist seit genau 20 Minuten weg.
Statt Sekt gibt es Selters, dazu noch Tee und Cola. Auch wenn es durch die Nässe langsam kalt und ungemütlich wird, bleibt Schmiedefeld das schönste Ziel der Welt. Auf dem Weg zur Gepäckwiese treffe ich noch einige Bekannte, welche die 43,5 Kilometer hinter sich gebracht haben.
Beim weiteren Zieleinlauf der Supermarathonis überrascht Ute mit einer 7:54er Zeit, fast eine Stunde schneller als im Vorjahr. Wenn diese Entwicklung so weiter geht, wird wohl Ute nächstes Jahr auf mich im Ziel warten müssen.
Und dann war ja noch das Spiel des Chemnitzer FC, der mit einem Sieg gegen RasenBullsport Leipzig den Aufstieg in die 3. Fußball-Bundesliga perfekt machen konnte. Ich lief deshalb im 2007/08er CFC-Shirt und mußte unterwegs ab und zu Rede und Antwort stehen. Manche erinnerten sich an "Korl-Morx-Stodt", ein anderer kannte wieder den Brustsponsor "Einsiedler Brauhaus". Stefan Wunderlich vom Laufsportladen, der wegen seiner Frau an der Strecke stand, meinte die "Himmelblauen" müßten heute so gut sein wie ich, dem entgegnete ich nur, das es da nichts mit dem Aufstieg werden würde. Letztendlich gewann der CFC glanzlos mit 1:0. Man muß eben nicht immer alles geben um sein Ziel zu erreichen.
Ergebnisse Männer:
1. Huemer, Klemens - 1. M35 - 5:29:54
2. Lynas, Matthew - 1. M40 - 5:32:34
3. Philipp, Anton - 2. M40 - 5:43:22
111. Delling, Thomas - 33. M40 - 6:49:59
1.043. Berthold, Uwe - 297. M45 - 8:53:12
1.257. Schneider, Mario - 343. M45 - 9:26:32
1.637. Gartner, Florian - 117. M35 - 12:39:52
Ergebnisse Frauen:
1. Bendl-Tschiedel, Carola - 1. W35 - 6:36:12
2. Iseler, Judith - 1. W30 - 6:46:22
3. Ullrich, Doreen - 1. W20 - 6:48:58
41. Herfurt, Ute - 11. W45 - 7:54:38
311. Hofmann, Ines - 97. W45 - 11:56:03
Alle Bilder gibt es hier.