26.08.2011 - 18:30 Uhr - 167,1 km / 9.563 Hm+ / 9.563 Hm-
23:30 Uhr - 170 km / 9.741 Hm+ / 9.741 Hm- (Streckenänderung!)
Der "The North Face Ultra-Trail du Mont-Blanc" verläuft größtenteils auf der Wanderroute Tour du Mont-Blanc, welche jährlich rund 25.000 Wanderer in ca. 9 bis 10 Tagen absolvieren. Die Organisatoren des UTMB "straffen" die ganze Angelegenheit und geben jährlich rund 2.300 (für diesen Lauf qualifizierten) Sportlern die Chance die Strecke in weniger als 46 Stunden zu meistern. Mehr als die Hälfte der Starter werden durch die 10 strengen Zeitvorgaben auf der Strecke scheitern. Start und Ziel der Mont-Blanc-Umrundung durch Frankreich, Italien und die Schweiz ist der Triangle de l Amitie in Chamonix.
Am Mittwoch, den 24. August gab es für Ute und mich die erste Möglichkeit in Chamonix die Startunterlagen zu holen. Der beim Trail mitzuführende Rucksack mit Pflichtausrüstung (Mobiltelefon, Trinkbecher, mind. 1 Liter Trinkvorrat, 2 Stirnlampen mit Ersatzbatterien, Überlebensdecke, Pfeife, Binde für Notverband, Verpflegung, wasserdichte Jacke mit Kapuze sowie wasserdichte Überhose, lange Hose, langärmliges Hemd mit mind. 180 Gramm Gewicht, Mütze, Schirmmütze, wasserundurchlässige Handschuhe, Personalausweis) wurde dabei auf Vollständigkeit geprüft und gekennzeichnet. Außerdem bekam jeder Teilnehmer noch 3 Mülltüten sowie seinen "Kleidersack" (für Wechselkleidung, Wechselschuhe, zusätzliche Verpflegung, ...). Dieser liegt dann in Courmayeur für die Läufer bereit.
Der Transponder für die Zeitnahme wurde mit einem farbigen Band am Handgelenk fixiert. Die Teilnehmer des UTMB erkennt man nun an den roten Bändern, der CCC-Läufer trägt grün und der TDS hat blau am Arm. Der " The North Face Ultra-Trail du Mont-Blanc" vereint 4 verschiedene Wettbewerbe: neben dem UTMB (167,1km / 9.563Hm+ / 9.563Hm- / 2.300 Teilnehmer / 46h Zeitlimit) gibt es noch den CCC (Courmayeur - Champex - Chamonix / 97,7km / 5.791Hm+ / 5.976Hm- / 1.800 Teilnehmer / 26h Zeitlimit), den TDS (sur les Traces des Ducs de Savoie / 112,3km / 7.037Hm+ / 7.222Hm- / 1.200 Teilnehmer / 31h Zeitlimit) und den PTL (la Petite Trotte à Léon / 302,3km / 25.584Hm+ / 25.584Hm- / 75 Teams mit 2 oder 3 Läufern / 138h Zeitlimit). Letztere waren schon am Montag 22 Uhr gestartet und laufen in "völliger Autonomie" ohne Streckenmarkierung!
Es ist Freitag, wir fahren von unserer Unterkunft in Plane-Jeux nach Chamonix. Endlich ist es soweit, ich zähle rückwärts die verbleibenden Stunden bis zum Start, noch ein kurzer Stadtbummel und immer wieder kommen Läufer des TDS ins Ziel, die diese Spannung steigern. Gegen Mittag mal ein kurzer Blick aufs Telefon, eine Textmitteilung - vom UTMB! Die Kinnlade fällt nach unten: Sturm, fallende Temperatur, Regen oder Schnee - der Start deshalb von 18:30 Uhr auf 23:30 Uhr verschoben! Die Streckenführung soll bis auf die letzten 17 Kilometer gleich bleiben, die werden dann im Tal gelaufen, der Zielschluß am Sonntag wird von 16:30 Uhr auf 19 Uhr verlängert.
Wir haben also noch genügend Zeit zu überbrücken - Pastaparty, nochmal zur Läufermesse und weiter fleißig die ankommenden TDSer anfeuern...
Die letzten Stunden vor dem Start verbringen wir im Auto, draußen regnet es und wir zögern, wie viele andere Teilnehmer auch, zum Start zu gehen. Doch wir müssen noch unsere Kleiderbeutel für Courmayeur abgeben, also begeben wir uns 21:30 Uhr in die regnerische Nacht. Nach der Abgabe der Beutel in einer Kletterhalle ist noch eine Stunde zu überbrücken, ehe wir auf die Reise geschickt werden. Es ist die Zeit in der die Ersten des CCC im Ziel einlaufen. Doch dort wo sie ankommen wollen kurz darauf über 2.000 Läufer starten. Zuschauer, Helfer, Teilnehmer, Unbeteiligte - alle auf engstem Raum und von oben prasselt unaufhaltsam der Regen. Der Fotoapparat versagt den Dienst, als wir ein Bild von uns vorm Start machen lassen wollen. Also den Zweitapparat aus dem Rucksack wühlen - wenigstens ist er der Sache mit dem Wetter gewachsen! Über eine große Videowand bekommen wir dann auch mit, das der Startblock "gefüllt" wird. Wir müssen wie viele andere auch erstmal daneben stehen bleiben. Mit dem Startschuß rücken wir so nach und nach in den Block - nach genau einer Minute durch"gehen" wir den Startbogen.
Die Straßen von Chamonix sind brechend voll, dazu ein Höllenlärm, das Spalier der Zuschauer verengt sich immer mehr - nach 6 Minuten ist das erste Mal ein leichter Laufschritt möglich. Immer wieder stockt das Feld, schon nach wenigen Kilometern sind die Füße klatschnaß - ein "toller" Beginn für den Wettkampf des Jahres!
Von Chamonix (1.035m) entlang der l´Arve über Les Bossons (1.010m) und Les Houches (1.012m), wo mitten in der Nacht selbst Familien mit Kleinstkindern an der Strecke stehen und Radau machen, führt der Kurs dann erstmals bergauf. Nach dem Col de Voza (1.653m) erreichen wir mit la Charme (1.800m) den bis dahin höchsten Punkt. Der nachfolgende Abstieg nach Saint-Gervais (810m) gestaltet sich schwierig, die Wiesen sind glitschig und die "Wege" verschlammt. In meinen Schuhen verschiebt sich derweil die Einlegesohle nach hinten und kommt am Knöchel zum Vorschein. Also wieder anhalten und die Schuhe fein ordentlich anziehen, so wie man es als Kind gelernt bekommen hat. Das alles nervt und ich habe die Schn..ze gestrichen voll!
Auch in Saint-Gervais macht der UTMB die Nacht zum Tag, überall Anfeuerungsrufe, u.a. auch von ein paar betrunkenen Jugendlichen, die im Zickzack unterwegs sind. Kurz darauf wird es aber wieder ruhiger und der Trail verläuft am le Bon Nant größtenteils durch Wald hinauf nach Les Contamines (1.170m). Dort wartet das erste Barrieres horaires, das erste Zeitlimit auf uns. Wer nach 5:30 Uhr den Verpflegungspunkt verläßt ist raus! Nur 40 Minuten haben wir Luft zu dieser Schmach. Wir müssen den Vorsprung auf die Zeitbegrenzung erhöhen. Leicht steigend, weiter dem Bach le Bon Nant folgend erreichen wir die Kirche Notre Dame de la Gorge (1.210m), welche in verschieden farbigem Licht angestrahlt wird. Dazu tönt typisch französische Musik durchs Tal.
Es wird langsam hell und von weitem ist die Berghütte La Balme (1.706m) zu sehen. An einem Lagerfeuer trocknet so mancher Läufer seine durchweichte Kleidung, wir stärken uns nur kurz an der Verpflegung und haben unseren Vorsprung zum Zeitlimit auf 75 Minuten ausgebaut. Jetzt wird es steiler, der Weg zum Col du Bonhomme (2.329m) ist wesentlich anspruchsvoller als bisher. Mit (für die Verhältnisse) guter Sicht wird man oben belohnt, der Regen hat auch nachgelassen, dafür liegt hier der erste Schnee. Linkerhand biegt der Weg zum Col de la Croix du Bonhomme (2.479m) ab, ein Hubschrauber kreist über uns um Filmaufnahmen zu machen, nach dessen Abdrehen erscheint ein zweiter Heli, welcher an der Refuge du Col de la Croix du Bonhomme (2.433m) landet. Deshalb werden wir von der "Streckenkontrolle" auch oberhalb der Berghütte angehalten, da der "Landeplatz" direkt an der Wettkampfstrecke liegt. Die angekündigten 10 Minuten Wartezeit sind dann doch nicht so lang, aber darauf kommt es in dieser Leistungsklasse bestimmt nicht an.
Kilometer 50 - Les Chapieux (1.549m), hier ist wieder ein größerer Verpflegungsposten (mit warmen Essen) eingerichtet, am Ende des Parcours durch die Station wartet die Rucksack-Kontrolle. Die Pflichtausrüstung eines jeden Teilnehmers wird überprüft, man beschränkt sich aber auf das Mitführen des Mobiltelefons. Wer keins hat, hat auch kurz darauf keine Startnummer mehr, denn die wird dann von den Veranstaltern abgenommen - man ist disqualifiziert!
Unser Abstand zum Zeitminimum beträgt mittlerweile 2 Stunden. Auf Asphalt kämpfen wir uns über La Ville des Glaciers (1.780m) in die Nähe der Berghütte Chalet Refuge des Mottets (1.870m), über einen Bergpfad gehts im Zickzack zum Col de la Seigne (2.516m). Der einsetzende Regen geht langsam in Schnee über und der Wind nimmt zu - Schneetreiben am Paß! Die Helfer hier oben sind jetzt wirklich nicht zu beneiden, eingepackt stehen sie da und scannen die Startnummern der Vorbeilaufenden ab. Ganz nebenbei haben wir jetzt Italien erreicht.
Auf gut zu laufendem Weg durchs Vallone della Lex Blanche passieren wir erst die Casernietta de la Seigne (2.278m) und etwas später die Refuge Elisabetta Soldini (2.150m). Ute gibt bergab gewohnt hohes Tempo vor und wir fühlen uns den Umständen entsprechend gut. Mit Erreichen der nächsten Verpflegung am Lac de Combal (1.970m) schwenkt auch das Wetter um. Die Wolken verziehen sich nach und nach und die Sonne kann schon mal damit beginnen, die durchnäßten Sachen zu trocknen. Endlich gönnt man uns einen Blick auf das Mont-Blanc-Massiv, nur den oberen Teil der Berge läßt man noch "verhüllt".
Nach einem flachen Kilometer biegt der Weg eng und steil einen Grashang hinauf, der Pfad wird später steiniger und wir gewinnen schnell wieder an Höhe - auf 2.435 Metern Seehöhe angelangt werden wir am Arete du Mont-Favre erneut elektronisch erfasst. Wie gewonnen so zerronnen - das folgende Stück nimmt uns die eben schwer erkämpften Höhenmeter wieder ab! Die Verpflegungsstation am Col Checrouit-Maison Vieille (1.956m) liegt oberhalb Courmayeurs. Es läuft etwas gewöhnungsbedürftige Musik aber sonst ist alles wie immer - freundliche Helfer, begeisterte Zuschauer und genügend zum Stärken.
Der nächste Abschnitt nach Courmayeur (1.200m) ist etwas für meine Knie - 756 Höhenmeter auf 4,3 Kilometern bergab, davon das letzte Stück flach durch den Ort zum "Forum Sport Center". Auch wenn es Ute schwer fällt, im Laufschritt geht es an den vielen Jubelnden durch die stellenweise engen Gassen vorbei zur Sporthalle. Dort warten fein säuberlich aufgereiht unsere Kleidersäcke. Durch Zuruf der Startnummer bekommen wir unsere Beutel im Vorbeilaufen ausgehändigt. In der Halle wartet erneut ein warmes Essen auf die Teilnehmer, wir beide haben aber erneut keinen Hunger und konzentrieren uns nur auf die kleinen Gaben. Ich wechsle danach nur mein Hemd, die Schuhe haben sich eingelaufen und ein Wechsel kommt daher nicht in Frage. Während Ute noch mit ihrem Beutel beschäftigt ist schaue ich mal kurz aufs Telefon. Wieder eine SMS vom Veranstalter: "... Streckenänderung ... Strecke wird über Martigny umgeleitet ... 170km, 9.700mD+ ... "! Das war natürlich für Ute der Genickbruch, obwohl wir 3 Stunden vor dem Limit herliefen, war das keine zusätzliche Motivation.
Die Straße hinaus aus Cormayeur - ein Trauerspiel! Ich versuche Ute mit der phantastischen Sicht auf die Berge aufzumuntern, aber umsonst! Ein Wegweiser, Ute fragt wie weit noch, ich sage ihr das sie das bestimmt nicht wissen will - 7 Stunden 20 Minuten bis zum Grand Col Ferret, dem "Grenzübergang" in die Schweiz. Ein Deutscher, der in der Sporthalle neben uns saß, fragt: "Und, noch Lust?". Natürlich sind wir nicht mehr ganz so euphorisch wie gestern Abend in Chamonix aber schließlich wollen wir dort wieder hin. Kurz darauf kommen uns auch noch zwei etwa 25jährige "Aussteiger" den Berg herunter entgegen, sie wünschen uns noch "viel Spaß" und "viel Glück". Der Weg zieht sich ewig und wir werden aufgrund unseres Tempos oft überholt. Von Kilometer 80 bis 82,5 gilt es 700 Höhenmeter zu überwinden.
An der Refuge Bertone (1.989m) fülle ich das erste Mal meine Trinkblase im Rucksack mit Wasser auf. Kurz darauf biegen wir ins (italienische) Val Ferret ein, es geht auf gut zu laufenden Wegen "leicht" profiliert dahin. Der Blick auf Grandes Jorasses & Co. ist frei, immer öfterer bleibe ich stehen um Fotos zu schießen. An der Berghütte Refuge Bonatti (2.010m) hat Ute neben ihrem (immer wieder mal auftretenden) Fuß-Problem auch noch mit dem Essen zu kämpfen. Sie bekommt einfach keinen Bissen runter. Doch sie will unbedingt das Ziel in Chamonix erreichen und läuft mit schmerzverzerrtem Gesicht weiter. Ich versuche sie bei Laune zu halten, doch es fällt schwer. Der Weg hinab nach Arnuva (1.769m) fällt ihr dann doch immer leichter und wir sind frohen Mutes was den folgenden Anstieg zum Grand Col Ferret (2.537m) betrifft. An der Verpflegung essen wir ordentlich "Abendbrot" und machen uns "winterfest". Der Wind der durchs Zelt bläßt lässt nichts Gutes erahnen.
Der in Arnuva angekündige Wintereinbruch am Paß bleibt aus, nur ein paar Nebelschwaden beeinträchtigen die Leuchtkraft der Stirnlampen. Mit dem Passieren der Grenze zur Schweiz haben wir auch den mit 2.537 Metern höchsten Punkt der Strecke hinter uns gelassen. Jetzt geht es wieder endlos bergab, ein Franzose übernimmt die Wegfindung und ca. 20 Läufer reihen sich hinter ihm auf. So zieht sich dieser Leuchtwurm dann ins Tal. Nur selten scheren welche aus und probieren es auf eigene Faust. Bei La Peule (2.071m) stehen Leute, die uns anfeuern. Eine halbe Stunde noch bis La Fouly, verstehen wir. Aber der Weg nimmt kein Ende, ich vermute, sie haben eineinhalb Stunden gesagt, was eher hinkommt. Beim Abstieg nach Ferret (1.700m) sehen wir schon am Gegenanstieg die Lichter der Stirnlampen - mir vergeht auch langsam die Lust, da wir uns schon in La Fouly wähnten. Also wieder hoch um kurz darauf wieder bergab zu laufen. Es geht die Serpentinen hinab, welche wir im Vorjahr beim TVSB hinaufgelaufen sind. Ute bleibt immer wieder stehen, sie kann und will nicht mehr. Ihr Blick geht ins Leere, sie ist überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen. Jetzt weiß ich, das unten im Tal Schluß ist! Unser "Traum" von der gemeinsamen Zielankunft ist ausgeträumt! Wie zwei geprügelte Hunde schleichen wir durch La Fouly (1.598m), die Zuschauer feuern uns mit unseren Namen an, aber wir können uns kein Lächeln als Dank abgewinnen. Ute hat entschieden das Abenteuer UTMB hier zu beenden, ich sehe für sie auch keinen Sinn mehr in einer Fortsetzung ihrer Quälerei. Sie hat ihre "Grenze" erreicht, was jetzt käme würde ihrer Gesundheit schaden. Aus dieser Sichtweise bin ich "froh", das sie so vernünftig ist, andernseits denke ich an das schon Zurückgelegte (109,6 Kilometer mit 6.521 Höhenmetern), unsere Freude auf Lauf und Zielankunft - es ist eine Scheiß-Situation!
Ute lässt sich den Chip vom Arm nehmen und ihre Startnummer wird entwertet, nun ist es endgültig - unsere Tour ist beendet! Obwohl ich auch nicht mehr hundertprozentig fit bin (seit dem Grande Col Ferret habe ich Blasen an den Füßen) solle ich doch wenigstens Chamonix erreichen, meint Ute. Also beenden wir das "Trauerspiel" und ich mache mich auf die Socken Richtung Champex. Den ersten Teil des Weges bis Praz de Fort (1.151m) kenne ich noch von der Boucle des Trail Verbier St-Bernard, ich bin schnell unterwegs und ständig am überholen. Der Anstieg nach Champex-Lac (1.477m) mit seinen geschnitzten Figuren am Wegrand kommt mir dann auch wieder bekannt vor. Kurz vor der Verpflegung muß ich die Stirnlampe tauschen, da das Licht auf dem Kopf immer schwächer wird.
Im Zelt schaue ich mir die geänderte Streckenführung an, es ist nur ein Provisorium, eine Korrektur auf der vorhandenen Tafel. Am See vorbei geht es erstmal die Straße entlang, später hinab durch den Wald. Dort sorgt ein Absperrband für Verwirrung, wir sind ca. 10 bis 12 Leute und nach einigem Hin und Her ist der richtige Weg gefunden. Es geht stellenweise steil auf feuchten Wiesen abwärts. Die Blasen an den Füßen drücken, mehrfach halte ich an um etwas dagegen zu tun. Zwei Papiertaschentücher baue ich zur "Dämpfung" ein, aber es hilft nur wenig. Von Bouvenier (615m) führt eine Straße einen Weinberg hinauf, dort sitzen zwei Jugendliche, die man schon von weitem durch ihr Gegröhle gehört hat. Sie bieten den Vorbeilaufenden ein "Ravitaillement" der besonderen Art: Bier und Wein aus Büchse und Flasche - ich lehne dankend ab! Denn in Martigny/Martinach (565m) wartet das nächste Verpflegungszelt.
Das nächste Teilstück ist wieder hart, auf direktem Weg geht es hoch zum Col de Forclaz (1.526m). Dort vermute ich die nächste "Tränke", doch die gibts erst unten in Trient (1.300m). In dem Irrglauben ab dort nur noch "flach" laufen zu müssen kommt der folgende Anstieg völlig unpassend. Der Trail windet sich hoch nach Les Tseppes (1.932m) und weiter nach Catogne (2.027m). Im Wald sehe ich auf einmal Wegweiser wo gar keine sind, auch die Streckenmarkierung kann ich erst nach längerer Zeit meinem Tun zuordnen. Ich habe stellenweise Probleme das Gleichgewicht zu halten. Der fehlende Schlaf und die Sonne von oben spielen mir hier übel mit. Dazu noch die Schmerzen an den Füßen, welche mich nur den Berg hinab schleichen lassen. Eine Erfrischung in einem Bach hilft wenigstens den Kopf wieder klarer werden zu lassen.
Endlich in Vallorcine (1.260m)! Jetzt gibt es kaum noch Höhenmeter, da die Route über La Tete aux Vents (2.130m) der Streckenänderung zum Opfer fiel. Wir laufen an der Straße nach Argentiere (1.242m) entlang, die vorbeifahrenden Autos hupen um die Wette, das macht diesen Abschnitt auch mit Schmerzen "angenehm". Nach der Querung des Ortes biegt die Strecke auf einen steinigen profilierten Weg ab. Ich rufe Ute an, denn wir wollen gemeinsam ins Ziel laufen. Sie ist mir auch schon ein ganzes Stück entgegengekommen, doch bei mir zieht es sich. Auf dem steinigen Untergrund kann ich bestenfalls nur schnell gehen, ich werde von Dutzenden überholt. Ist mir aber total egal, eine Zeitvorgabe gab es von Anfang an nicht, warum sollte ich mich da auf den letzten Kilometern noch verletzen.
Mit Ute "spaziere" ich noch bis zum Ortseingang, als es dann flach wird gehen wir in den Laufschritt über. Vielleicht noch ein Kilometer, Menschenmassen überall, die Finisher werden lautstark empfangen. Wir laufen Hand in Hand, so wie wir uns es vorgenommen hatten, dem Zielbogen entgegen. Im Ziel umarmen wir uns, nur freuen kann ich mich nicht! Auch die "Finisher-Weste", die jeder Andere sofort überstreift verschwindet im Rucksack. Dafür gönne ich mir an der Zielverpflegung drei 0,33er Büchsen Bier um den "Frust" über unser Scheitern hinunterzuspülen.
Im Sanitätsraum lasse ich mir meine Blasen aufstechen und desinfizieren, danach gehts zum Essen in die Sporthalle. Ich schlafe zweimal am Tisch ein, das ist dann das Zeichen zum aufbrechen. Im Auto auf dem Parkplatz ist auch kurz darauf Ruhe eingekehrt - so endet ein "sportliches" Wochenende in Frankreich ganz unspektakulär!
Von den 2.370 gestarteten Läufern kamen 1.133 im Ziel an, davon nur 72 Frauen! Ich kam im Gesamtklassement auf Platz 691, in den 42:30:54 Stunden (ohne Schlaf) verbrannte ich laut Pulsuhr 21.161 kcal!
Ergebnisse: http://utmb.livetrail.net/classentete.php?course
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