12.02.2023 | 10 Uhr | 53 km | 960 Hm+ | 960 Hm- | (Training) |
26.02.2023 | 11 Uhr | 50 km | 900 Hm+ | 900 Hm- | "Kammlauf" |
Es hatte sich schon rechtzeitig angedeutet, daß der diesjährige "Internationale Kammlauf" zwischen Mühlleithen und Johanngeorgenstadt zum zehntenmal in seiner 50-jährigen Geschichte nicht stattfindet. Diesmal erfolgte die Absage, entgegen der letzten beiden Stornierungen, wieder ganz konservativ aus meteorologischem Grund. Das dafür verantwortliche Tauwetter setzte schon mit dem Schwartenberglauf am 11. Februar ein, so daß wir uns genötigt sahen, schnellstmöglich die Kammloipe für einen "Kammlauf in Eigenregie" zu besuchen.
Das Wetter tags darauf ist nicht besser, es ist scheinbar die letzte sich bietende Chance noch einmal in dieser Saison den Klassiker zwischen Mühlleithen und Johanngeorgenstadt zu absolvieren. Das Thermometer hängt an der 0°C-Grenze fest und die gutgespurte Loipe weißt bis Weitersglashütte viele braune Stellen auf. Bis zum Loipenhaus Johanngeorgenstadt nehmen wir die Strecke des vorjährigen Fünfzigers unter die Bretter, nur leicht abgeändert durch einen Abstecher zum Imbiß am sächsisch-böhmischen Grenzpaß Hirschenstand. Die Latten sind stumpf und der Pappschnee macht sie nicht schneller. Teilweise hilft bergab nur Diagonal und das ist bei der Länge der Strecke nicht ansatzweise förderlich.
Rammelsberg-Aufstieg / Abfahrt nach Johanngeorgenstadt
Auf dem Rückweg kommt es dann zu einem maßlosen Verhauer, der uns zuerst auf einer schlechten (viel zu tiefen) Loipe gen Wildenthal führt und später im dichten Fichtendickicht fortgesetzt wird. Sicherlich wäre ein Umkehren sinnvoller gewesen. Die schlechte Spur, die uns in dieses Mißgeschick führte, wollten wir nun wirklich nicht noch einmal stapfen. So stocherten wir leicht angesäuert durchs Unterholz - Tempo aufnehmen ist dabei schier unmöglich, die Schulung der Koordination von Mensch und Material manifestiert dagegen einen langläuferischen Meilenstein. Hier erweiterten zudem eine Bachquerung und ein steiniger Waldweg das Repertoire an Willensstärke. Eine zweite Stärkung, diesmal mit Glühwein und Bananen aus dem Rucksack, lässt sich nun nicht länger verschieben. Mitten im Nirgendwo wird daher gerastet und so auf eine zweite Einkehr am beliebten Bierausschank auf böhmischer Seite verzichtet.
Loipe im Fichtendickicht - weitab vom Original-Kammlauf
Wir lassen also den Abzweig zum Grenzübergang links liegen und konzentrieren uns auf eine zügige Heimfahrt, denn bei weiteren Eskapaden wird es auch ganz schön schnell dunkel, hier im Wald. Das Thermometer, welches an einer Fichte am Schwarzen Teich angebracht ist, tendiert nun in Richtung Plusbereich ("is kennt ball weng wärmer sei") - auf dem Hinweg stand es noch auf Null ("ball e bißl frisch"). Für uns ist es weder zu frisch, noch könnte es etwas wärmer sein, denn wir sind genau auf Betriebstemperatur und spulen die verbleibenden Kilometer stoisch herunter. Die beiden Abfahrten (III und II) sind aufgrund der stumpfen Ski keine zu große Herausforderung und die danach verbleibenden rund zwei Kilometer zum Skistadion Mühlleithen bewältigen wir auch noch irgendwie.
Kammloipe / VP Hirschenstand
Für das Kammlauf-Wochenende (25./26.02.2023) ist Neuschnee vorhergesagt, doch dieser kommt natürlich für den Wettkampf zu spät. Zu Wochenbeginn wurde daher auch die offizielle Absage des "51. Internationalen Kammlaufes" bekanntgegeben. Nun blieb nur noch die Hoffnung auf das rechtzeitige Wiedereinsetzen des Winters, damit wir wenigstens die Strecke "für uns" abfahren können. Der Wetterumschwung legt dann termingerecht in der Nacht von Freitag zu Sonnabend ein paar Zentimeter neue (weiße) Unterlage für die Bretter in den Wald. Dies setzt sich dann tagsüber kontinuierlich fort und am Sonntagmorgen sorgt ein Hau-Ruck-Kommando von fünf Pistenraupen für eine vollständig präparierte Kammloipe.
Startnummer von 1988 im Gepäck
Rund 20 bis 25 Zentimeter beträgt die Schneeauflage in Mühlleithen. Die -6°C sorgen für angenehm schnellen Pulverschnee, der allerdings durch einige Wasserlöcher in den Spuren ordentlich ausgebremst wird. Wir starten 11 Uhr (also eine Stunde nach dem offiziellen Fünfziger) direkt am Parkplatz in unseren Kammlauf, passieren die Startwiese (welche unterhalb noch nicht vollständig mit Schnee bedeckt ist) und nehmen die erste große Schleife (wie im Wettkampf) hin zur Kammloipe. Bevor es jedoch bergab Richtung Paßhöhe Mühlleithen geht, müssen die ersten Eisablagerungen von den Laufflächen der Skier entfernt werden - diese hatten sich in der Wasserdurchfahrt in der Senke der Kielloipe gebildet. Nasse Stellen werden uns heute noch einige Male aus der vorgegebenen Spur zwingen, welche sich sonst in einem einwandfreien Zustand befindet.
Viel ist im Skifernverkehr nach Johanngeorgenstadt nicht los. Vielleicht nutzen deshalb auch zwei entgegenkommende Skiläufer den Rammelsberg-Anstieg, abweichend von der vorgeschriebenen Einbahnstraßenregel, zur Abfahrt? Die Gegenrichtung ist jedenfalls präpariert und die Beschilderung eindeutig! Keine Ahnung, welcher Geist sie geritten hat? Am höchsten Punkt des Kammlaufes, der Galgenhöhe (958 m), zeigt die Schneehöhenmessung immerhin 40 Zentimeter an. Die Loipe wird zunehmend trockener, nur in der Kammlauf-Variante über den Henneberger Flügel, kurz vor Johanngeorgenstadt sind ein paar Pfützen zu nehmen oder zu umfahren.
Impressionen von der Kammloipe
An der Kammlauf-Wende am Johanngeorgenstädter Loipenhaus hängen wir noch den Kilometer der Nachtloipe an unsere Tour - als reine Vorsichtsmaßnahme, damit bei unserer Ankunft in Mühlleithen auch eine "50" auf der Uhr steht. Ute erkennt in diesem Handeln natürlich sofort den Haken: "Wir machen hier Sonderschichten und du sagst mir dann hinterher, daß der Kammlauf noch nie genau 50 Kilometer lang war." Exakt so ist es auch: "Als ich 1988 den Fünfziger absolvierte, erzählte der Volksmund sogar von 55 Kilometern, die man den damals über 1.000 Startern aufgezwängt hatte.", so mein Trost. Das ist allerdings Skiläuferlatein und beruht nicht auf belegbaren Fakten, sondern diente maximal dazu, schlechte Zielzeiten starkzureden.
Es ist recht ungemütlich, zudem frieren langsam die Fingerkuppen und die Füße. Auf eine kleine Verpflegungspause verzichten wir daher. Diese soll auf dem Rückweg bei einem kleinen Abstecher zum Grenzübergang Hirschenstand (Jelení) an dessen Imbißwagen nachgeholt werden. So geschieht es dann auch und da neuer Schneefall einsetzt, ziehen wir die Rast auch nicht unnütz in die Länge.
Entspannt auf dem Kamm / Verspannt in der Rammelsberg-Abfahrt
Normalerweise hätten wir, um die Kammlaufstrecke "original" zu laufen, kurz hinter Johanngeorgenstadt an der Dreckspfütze abbiegen müssen. Doch nach dem katastrophalen Verläufer von vor zwei Wochen verzichten wir auf solche Spielchen und hängen dann doch zur Not noch einen Zusatzbogen in Mühlleithen hintenran. Am Rammelsberg (richtigerweise am Paß von Großem Rammelsberg und Großem Hirschberg) müssen wir aber die Strecke verlassen, da dort der Anstieg und die Abfahrt durch Einbahnstraßen geregelt sind. Die erste Serpentine ist dabei komplett vereist und zieht einem schön die Falten der Anstrengung ins Gesicht. Der Rest der gefürchteten Abfahrt ist entspannt, denn zu schnell fahren die Skier heute nicht mehr. Noch ein Anstieg und die II-er Abfahrt nach Mühlleithen folgen - beides Kompott!
Wesentlich schlimmer gestaltet sich das Akzeptieren der Kilometermessung von "komoot", denn da fehlt noch einiges an Strecke. Es nicht einfach, einer fast erfrorenen Person zu verklickern, daß wir nach der Zusatzschleife von Johann'stadt nun noch Ehrenrunden im Zielbereich absolvieren müssen. Wir biegen also nach der kurzen Abfahrt Richtung Ziel wieder in die Kielloipe und fahren die Anfangsrunde bis zum Abzweig Zielabfahrt noch einmal. Danach laufen wir am heute nicht aufgebauten Ziel vorbei bis hoch zum Parkplatz und trotzdem fehlt noch rund ein Kilometer. Diesen holen wir uns noch mit einer kleinen Runde über den direkten Kammloipeneinstieg vom Parkplatz und den Original-Schlußmetern. Geschafft - 50,2 Kilometer stehen bei unseren zweiten Ankunft am Auto auf dem Display. Beim Freischalten der Daten springt dieser sauer erkämpfte Fünfziger auf 48,4 Kilometer zurück - es werden also immerhin 1,8 Kilometer wegkorrigiert. Warum wohl, welcher Rabatt wird hier geltend gemacht? Eine schlüssige Antwort finde ich dabei nicht. Meßungenauigkeiten sollte man zwar tolerieren, doch diese Differenz und der Unterschied zu unserem Kammlauf von vor 14 Tagen sind mir dann doch zu groß.
Bei "komoot" kann man seine Touren in alles mögliche unterteilen. Besonders das Radfahrer-Syndikat wird dort mit Unterteilungen in E-Bike, Rennrad, Gravelbike und MTB-Enduro extrem gehätschelt. Skifahren existiert in deren Leistungsverzeichnis überhaupt nicht. Diese extravagante Sportart kann man dann bei Wandern oder Laufen verbuchen - völlig weltfremd! Vielleicht erfolgt die Rückstufung auch aufgrund der beim Skifahren im Bergab zu hohen Tempi, welche beim Laufen oder gar Wandern nie und nimmer aufgestellt werden können? Man (also der intelligente Rechner) wittert Betrug und nimmt Strafkorrekturen vor? Möglich wäre es. Jedenfalls wird wohl eher die Zweirad-Klassifizierung um Lastenrad, Triathlonrad, Fahrrad mit Stützrädern oder Liegerad erweitert, als das die Rubrik Skilanglauf ins Programm aufgenommen wird.
Ute benötigt jedenfalls jetzt den einen Liter warmen Tee, den wir wohlweislich im Fahrzeug deponiert hatten, um wieder unter den Lebenden zu sein. Die Sitzheizung sorgt zudem für echte Wohlfühlmomente auf der Heimfahrt. Doch das sind Nebensächlichkeiten! Das Wichtigste ist, daß der Kammlauf für uns nicht ausgefallen ist, auch wenn uns der Wettkampf sicherlich mehr zugesetzt hätte, als unsere heutige Ausfahrt.